Beim Jammern in der Handelsbranche über stagnierende Umsätze ist Christoph Huber vom Modehaus Garhammer in der bayrischen Stadt Waldkirchen nicht dabei. Das Modehaus nahe der oberösterreichischen Grenze konnte seinen Umsatz in den letzten neun Jahren um zwölf Millionen Euro auf 42 Millionen Euro im Jahr 2013 steigern. Dafür sei eine permanente Weiterentwicklung notwendig. „Wir bieten ein individuelles Sortiment im Mittel- bis Luxuspreisbereich und führen internationale Labels, die es sonst nur in großen Städten gibt. Dazu kommt eine spezielle Servicekultur“, sagt Huber. Dieses Alleinstellungsmerkmal wissen die Kunden zu schätzen: Über 50 Prozent kommen aus einem Umkreis weiter als 35 Kilometer entfernt. „Wir bieten ein ganz besonderes Einkaufserlebnis, weshalb wir auch ein beliebtes Ausflugsziel von Oberösterreichern sind“, so Huber.
Regionale Verwurzelung
So wie das von Linz rund eineinhalb Autofahrstunden entfernte Modehaus Garhammer, gibt es in Oberösterreich einige familiengeführte Shopping-Unternehmen, die oft ganz klein als Einzelhändler angefangen und sich hochgearbeitet haben. „Familienbetriebe sind weit mehr mit der Region verbunden. Dies zeigt sich sowohl beim Bau, als auch bei den Waren und den Mitarbeitern“, weiß Manfred Zöchbauer, Geschäftsführer der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Oberösterreich. Die Mitarbeiter seien langfristiger im Unternehmen beschäftigt. Hannes Lindner, Geschäftsführer des Badener Beratungsunternehmen Standort + Markt sieht Konzerne, die mehrere Shoppingcenter führen, deutlich im Vorteil gegenüber familiengeführten Shopping-Unternehmen: „Wenn man mehrere Center besitzt, kann man stärkeren Druck auf potentielle Mieter ausüben und Pakete schnüren.“ Die befragten Unternehmer sehen diesen Nachteil nicht. Sie betonen dagegen die regionale Verwurzelung und die damit einherge- hende Möglichkeit, sich von der Konkurrenz abzuheben.
Qualitative Optimierung
Von den insgesamt 218 Shoppingcen- tern, die Standort + Markt für Österreich auflistet, befinden sich 32 mit einer Verkaufsfläche von rund 500.000 Quadratmetern in Oberösterreich. Mit etwa 69 Millionen Besuchern wurde im Jahr 2012 ein Umsatz von etwa 1.7 Milliarden Euro erwirtschaftet. Der Handel sei mit Einkaufszentren gesättigt und es gäbe kaum mehr weiße Flächen, sind sich die Branchenkenner einig. Die Shoppingcenter-Betreiber reagieren dementsprechend. Sowohl das SEP Gmunden, als auch der Donaupark Mauthausen, werden in den nächsten Jahren nicht mehr flächenmäßig erweitert, sondern qualitativ optimiert. Es sollen etwa LED-Beleuchtungen, neue Decken oder WLAN-Zonen für mehr Wohlfühlatmosphäre sorgen und die Verweildauer der Kunden erhöhen.
„Das Wachstum der Shoppingcenter hat 1980 begonnen. In den letzten zehn Jahren kamen jährlich rund 120.000 Quadratmeter dazu“, so Hannes Lindner, Geschäftsführer von Standort + Markt. Die Einkaufszentren hätten mit 25 bis 30 Prozent der gesamten Kaufkraft einen sehr hohen Anteil erreicht.
Als Gründe, warum Menschen Einkaufszentren bevorzugen, nannten zwei Drittel der Befragten die leichte Erreichbarkeit und die Gratisparkplätze. Demgegenüber schätzen 55 Prozent die bessere Fachberatung und das Ser- viceangebot in den Innenstädten, geht aus Umfragen des Beratungsunternehmens CIMA mit Sitz in Ried/Innkreis hervor.
Zukünftige Trends
In der Branche ist laut Roland Murauer, Geschäftsführer von CIMA, sehr viel Dynamik zu beobachten. Im Ausland konnte er bereits neue Typen von Shoppingcentern erkennen. Darunter Open- Air-Einkaufszentren, wo revitalisierende Stadtteile einheitlich vermarktet werden. Oder Design Factory Outlets in Innenstädten - vergleichbar mit Parndorf bei Wien. Ob diese Modelle auch in Österreich Fuß fassen, ist für Murauer fraglich. Gemanagte Einkaufsstraßen könnten sich in fünf bis zehn Jahren ergeben, möglicherweise auch ein paar wenige City Factory Outlets. Als Trends für neue Geschäfte in den Einkaufszentren haben die Betreiber des SEP Gmunden im Ausland kleine Läden von großen Marken wie Miele oder Nivea gesehen. Im Elektronik- Bereich gibt es diese bereits mit Apple Stores. Und als ein großes Thema der Zukunft sehen die beiden den Handel mit nachhaltigen Produkten. Aktuell würde man da noch in den Kinderschuhen stecken, aber man müsste den Kunden mehr anbieten und dann würde auch die Nachfrage steigen, sind sich Franz Moser und Anita Gattinger einig._
Modehaus Garhammer
Fläche 9.000 Quadratmeter
Umsatz 2013 42 Millionen Euro
Kunden 68.000 GARHAMMER Card-Kunden, davon rund 3.000 aus Österreich
Bereits in vierter Generation führen Christoph Huber (44), seine Frau Katrin (34) und sein Bruder Johannes (33) das Modehaus Garhammer in der bayrischen Stadt Waldkirchen, nahe der oberösterreichischen Grenze. Das Familienunternehmen mit 420 Mitarbeitern hat eine lange geschichtliche Tradition. 2007 wurde das 111-Jahre-Jubiläum gefeiert. 2013 wurde das Modehaus mit einer Investition im deutlich zweistelligen Millionenbereich erweitert und neu positioniert. 2014 gab es vom Handelsverband Deutschland die Auszeichnung „Store of the Year“ in der Kategorie Fashion, wobei unter anderem die im Zuge des Umbaus eingebundenen denkmalgeschützten Gebäudeteile großen Anklang gefunden haben.
Christoph Huber ist mit 28 Jahren in den Familienbetrieb eingestiegen, sein jüngerer Bruder erst viel später im Jahr 2011. „Mein Bruder hat lange nicht gewusst, ob er einsteigt. Wir haben uns oft an einen Tisch gesetzt, unsere Vorstellungen ausgetauscht und Regeln festgelegt“, erklärt der 44-Jährige und betont, dass über Zuständigkeiten und die Grundstrategie des Unternehmens völlige Einigkeit herrschen muss. Wenn diese Punkte geklärt sind, bietet die Führung eines Betriebes durch die Familie riesige Chancen: „Ein familiengeführtes Unternehmen hat eine persönlichere Note und es werden andere Ziele als nur die kurzfristige Rendite verfolgt.“ Bei allen Entscheidungen werde mitgedacht, welche Auswirkungen diese für die nächste Generation haben werden.
Nach dem Einstieg in das Familienunternehmen hat Christoph Huber die ersten zehn Jahre gemeinsam mit seinen Eltern im Team gearbeitet: „Ich habe diese Zeit sehr, sehr positiv in Erinnerung.“ Kleinere Reibereien seien schon mal vorgekommen. Diese seien aber kein Problem, solange man sich über die Grundausrichtung einig sei und diese auch geschlossen nach außen trage.
Wenn eines seiner Kinder einmal das Unternehmen weiterführen möchte, würde Huber sich „natürlich wahnsinnig freuen“. Die Kinder seien zum jetzigen Zeitpunkt mit 15, drei und einem Jahr aber noch zu jung, um über eine mögliche Nachfolge zu spekulieren. „Die Kinder sollen glückliche Menschen werden und ihre Talente entwickeln können.“
SEP Salzkammergut Einkaufspark
Fläche 40.000 Quadratmeter
Jährlicher Umsatz knapp über 90 Millionen Euro
Jährliche Besucher rund 3 Millionen
Von Kindheitstagen an hatten die Geschwister Franz Moser jun. (34) und Anita Gattinger (45), die den SEP Einkaufspark in Gmunden in zweiter Generation gemeinsam führen, Kontakt mit dem Familienbetrieb. „Ich bin begeistert auf der Kehrmaschine gesessen und habe den Parkplatz gereinigt“, erinnert sich Moser jun.. Seine Schwester hat Fotos, auf denen sie mit Affen des Österreichischen Na- tionalzirkus posiert. Auf der grünen Wiese, wo der Zirkus sein Zelt aufgeschlagen hatte, ist in den letzten knapp 40 Jahren ein Shoppingcenter mit 105 Pächtern entstanden. Das SEP gehört flächenmäßig zu den zwanzig größten in Österreich.
„Wir haben alles für den täglichen Bedarf und sind durch die geballte Gastronomie ein echter Treffpunkt geworden“, beschreiben die Geschwister ihr Unterneh- men. Das Bedürfnis nach Gesellschaft werde größer, Singlehaushalte würden zunehmen. „In Zukunft werden Händler und Einkaufszentren in noch besseres Kundenservice und Entertainment investieren.“
Ursprünglich hat der Großvater eine Landwirtschaft betrieben. Der Vater Franz Moser sen. hat diese aufgegeben und legte 1974 mit der Eröffnung eines Super- marktes den Grundstein für das SEP. Am Mittagstisch wird schon mal über Din- ge des Unternehmens diskutiert, grobe Auseinandersetzungen würde es mit der ersten Generation, die vor vier Jahren aus dem Unternehmen ausgestiegen ist, aber nicht geben. „Unsere Eltern haben viel gearbeitet und danach gelernt, sich Zeit für andere Dinge zu nehmen. Mein Vater hat es selber auch so erlebt, dass ihm seine Pläne nicht verwehrt wurden“, sagt Gattinger. Oftmals sei es auch ganz hilfreich, sich Rat für strategische Dinge zu holen, weil vieles immer wieder kommt. „Der Vater hat die Ruhe, weil er es schon erlebt habe. Wenn man jünger ist, reagiert man emotionaler“, so Gattinger.
Im Zuge eines großen Umbaus 2004 hat der Vater seine Tochter gefragt, ob sie in den Familienbetrieb einsteigen wolle. Gattinger arbeitete zuvor in einer Bank. Moser jun. ist bereits mit 24 Jahren ins Unternehmen eingestiegen und hat zuvor in der Gastronomie gearbeitet. Die nächste Generation hat bereits Unternehmensluft des Familienbetriebes geschnuppert. Anita Gattingers Sohn ist 23 Jahre alt und arbeitet im Ausland. Wenn er in der Heimat ist, hilft er in der Marketingabteilung mit.
Donaupark Einkaufszentrum Mauthausen
Fläche 19.000 Quadratmeter
Umsatz 2013 62,1 Millionen Euro
Jährliche Besucher rund 2,5 Millionen
Ein Studienaufenthalt 1982 in Arizona brachte den Unternehmer Leonhard Helbich-Poschacher (58) auf die Idee für den heutigen Donaupark in Mauthausen. Er begann 1988 mit einer Tankstelle und einem Lebensmittelgeschäft auf dem Firmengrundstück seiner Familie. Zuvor ist Helbich-Poschacher bereits 1983 in den Familienbetrieb Poschacher mit Baustoffhandel, Dachdeckerei und Spenglerei in fünfter Generation eingetreten.
Das Einkaufszentrum ist kontinuierlich auf mittlerweile 55 Geschäfte gewachsen. „Die Erweiterung in mehreren Schritten ist wichtig, um festzustellen, ob es auch erfolgreich ist“, sagt Helbich-Poschacher. Zuletzt hätte in Österreich bei den Shoppingcentern eine „Flächengigantonomie“ geherrscht. Die Auswirkungen dazu würden sich in den nächsten Jahren zeigen: „Die guten Shoppingcenter- Standorte werden besser und die schlechten fallen weg. Es werden viele Ruinen an Verkaufsflächen herumstehen.“
Für den Donaupark Mauthausen werde es keine Gigantonomie geben. „Wir bleiben bodenständig mit einem Branchenmix aus Filialisten und regionalen Geschäften“, erklärt Helbich-Poschacher.
Im Gegensatz zur Führung eines Einkaufszentrums durch Investoren, die oft weit weg sitzen, könne Helbich-Poschacher schnell reagieren und ist als Betreiber für die Mieter greifbar.
Ans Aufhören denkt der 58-Jährige noch nicht. „Bis 65 möchte ich mit vollem Einsatz arbeiten und mich dann aus dem Unternehmen zurückziehen“, erklärt Helbich-Poschacher. Er ist zuversichtlich, dass sein Unternehmen von der nächs- ten Generation weitergeführt wird: „Der Wunsch muss von dieser jedoch selbst kommen. Man braucht Begeisterung, Zielstrebigkeit und Durchhaltevermögen.“ Er habe zehn Jahre lang gewartet, bis eine Apotheke eingezogen ist.
Zwei seiner vier Töchter zwischen 21 und 26 Jahren haben den Kunstbereich eingeschlagen, die anderen beiden Betriebswirtschaft studiert. Die Älteste, und gleichzeitig eine der Betriebswirtinnen, arbeitet bereits für ein Projekt des Unternehmens.