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Aluminiummesse 2018

Aluminium 2018: E-Mobilität, Leichtbau und Umweltbewusstsein sind Haupttreiber der Branche

US-Zölle, Sanktionen, die Konsequenzen des Dieselskandals – es sind schwierige Marktbedingungen, denen sich die Aluminiumindustrie derzeit stellen muss. Wie gehen die oberösterreichischen Aluminiumproduzenten mit dieser Situation um und wie sieht die Auftragslage derzeit aus? Wir haben bei einer, von der WKOÖ Sparte Industrie organisierten, Pressereise zur Aluminiummesse 2018 nach Düsseldorf nachgefragt.

Rund 1.000 Aussteller auf 80.000 Quadratmetern aus den Bereichen Automotive, Maschinenbau, Bau- und Konstruktionswesen, Luft- und Raumfahrt sowie Schienenverkehr waren bei der Messe Aluminium 2018 in Düsseldorf dabei. Österreich stellte mit 34 Ausstellern die sechstgrößte Delegation, zehn Austeller kamen dabei aus Oberösterreich. „Diese hohe Anzahl an oberösterreichischen Unternehmen auf der ‚Aluminium’ in Düsseldorf ist ein deutlicher Beweis für die führende Stellung Oberösterreichs als Aluminiumbundesland Nr. 1 in Österreich“, sagt Helmut Kaufmann, Vorsitzender der Fachvertretung der Nicht-Eisen-Metallindustrie (NE) der WKOÖ. Die NE-Metallindustrie ist in Oberösterreich die viertgrößte Industriebranche, bezogen auf den Produktionswert. Im Vorjahr wurden Produkte im Wert von 2,2 Milliarden Euro abgesetzt, insgesamt beschäftigen die neun oberösterreichischen Unternehmen dieser Branche rund 2.400 Mitarbeiter. Die Marktbedingungen seien in der gesamten Branche aufgrund der US-Zölle, der Sanktionen und der Konsequenzen des Dieselskandals schwierig. Auch die politische Situation in der Türkei bekam man auf der „Aluminium“ teilweise zu spüren. „Einige türkische Firmen konnten nicht kommen, obwohl die Ausstellungsflächen bereits bezahlt waren. Grund war der Lira-Verfall. Teilweise waren Firmen von heute auf morgen nicht mehr erreichbar. Dort spielen sich zurzeit dramatische Entwicklungen ab“, so Gerhard Reiß, stellvertretender Pressesprecher des Veranstalters der Messe, Reed Exhibitions. Die strukturellen Aussichten der Branche seien aber allgemein trotzdem sehr positiv, heißt es. Wachstumstreiber am Aluminium-Markt seien Transport und Automobil, vor allem die E-Mobilität, die Leichtbauweise verschiedenster Autoteile sowie deren nachhaltige, umweltbewusste Herstellung. Insgesamt rechnet man in der Branche mit einem jährlichen Wachstum von sieben bis acht Prozent. Wurden 2012 noch 300.000 Tonnen Bleche produziert, sind es mittlerweile mehr als zwei Millionen und für 2024 rechnet man mit etwa 3,8 Millionen. Das Primärwachstum dafür geht vor allem von Europa und den USA aus.

Ebner Industrieofenbau

Gut gefüllt sind die Auftragsbücher auch bei Ebner Industrieofenbau aus Leonding. Etwa 250 Millionen Umsatz erwirtschaftet man jährlich, mit weltweit etwa 1.200 Mitarbeiter. Das heurige Geschäftsjahr sei für Ebener ein gutes bis sehr gutes Jahr, es gebe Projekte in Hülle und Fülle, „der Peak der gesamten Branche ist allerdings schon überschritten, so wird es in den nächsten zwei Jahren nicht weitergehen“, sagt Robert Ebner, CEO von Ebner Industrieofenbau, der das Familienunternehmen in dritter Generation führt. Trends sieht Ebner vor allem in der sukzessiv zunehmenden Leichtbauweise von Alu-Komponenten und im Umweltbewusstsein der Kunden. „Vor allem die europäischen Kunden sind sehr umweltbewusst, für die US-Kunden wiederum ist das im Moment völlig egal. Auch die Chinesen sind – entgegen der landläufigen Meinung – eigentlich sehr umweltbewusst, auf jeden Fall mehr als die Amerikaner“, sagt Ebner. Probleme bereitet Ebner vor allem der eminente Fachkräftemangel. „Vor allem in der Konstruktion und der Montage ist es schwer Facharbeiter zu finden.“ Dennoch nahm Ebner heuer alleine in Linz mehr als 100 Mitarbeiter auf, im Schnitt fangen 15 Lehrlinge pro Jahr an, aber „Mitarbeiter zu finden, die ins Ausland oder auf die Baustellen gehen wollen, ist schwierig.“ Die Zeichen für die nächsten Jahre stehen auf Expansion. Man wolle weiterwachsen – nicht zwangsweise in Österreich – aber „nicht, weil wir uns nicht zum Standort bekennen würden, sondern weil wir, etwa in Rumänien, die Leute einfach eher finden.“ Ein weiteres Ziel sei es, in der Datenanalyse einen nächsten wichtigen Schritt zu setzen, und „die Daten der Anlagen in Zukunft so aufzubereiten, dass die Kunden einen vermehrten Nutzen davon haben.“ Der Düsseldorfer Messeauftritt soll einen netzwerktechnischen Nutzen haben, es gehe allerdings nicht darum, Aufträge zu akquirieren. „Wir haben in 70 Jahren Firmengeschichte genau einen einzigen Auftrag auf einer Messe erhalten. Darum geht es aber auch gar nicht. Das Who’s-Who der Industrie ist da und da müssen auch wir dabei sein.“

Der Peak der gesamten Branche ist überschritten, so wird es in den nächsten zwei Jahren nicht weitergehen.

Robert Ebner CEO, Ebner Industrieofenbau

HAI - Hammerer Aluminium Industries

Die Zeichen auf Wachstum stehen auch bei der von der Amag 2011 abgespaltenen Hammerer Aluminium Industries (HAI) aus Ranshofen. Grund dafür ist unter anderem ein 170 Millionen Euro Auftrag vom deutschen Autohersteller Daimler, für den man Teile der Batterieboxen für den ersten Elektro-SUV in Leichtbauweise produzieren soll. Insgesamt sind die Auftragsbücher bis 2020 sehr gut gefüllt, wie der Geschäftsführende Gesellschafter von HAI, Rob van Gils, sagt: „2018 werden wir erstmals mehr als 500 Millionen Euro Umsatz erzielen, vor zehn Jahren waren wir noch bei etwa 130 Millionen. Um die Aufträge bewältigen zu können investieren wir jährlich 25 bis 30 Millionen in den Standort.“ Das größte Problem sei aber – wie generell in der Branche – die passenden Mitarbeiter dafür zu finden. „Der Fachkräftemangel ist am Standort Oberösterreich am schwierigsten. Wir bekommen die Leute schon noch, aber schwieriger.“ Der allgemeine Branchentrend gehe ganz klar in Richtung Leichtbau, E-Mobilität und Umweltbewusstsein, so van Gils. Von den derzeitigen schwierigen Marktbedingungen mit den Preisschwankungen für Alu sei HAI aber nicht betroffen. „Die volatile Preisentwicklung für Alu ist für uns völlig egal. Da wir recyceln ist der Metallwert für uns ein Nullsummenspiel, außerdem setzen wir auf Wertschöpfung, anstatt auf Spekulation.“

Um unsere Aufträge bewältigen zu können, investieren wir jährlich 25 bis 30 Millionen in den Standort.

Rob van Gils Geschäftsführender Gesellschafter, HAI

Amag

Beim größten Aluminiumkonzern Österreichs, der Amag aus Ranshofen, stehen die Zeichen auf „Grün“. So ist die Amag nach dem Standard Aluminium Stewardship Initiative (ASI) zertifiziert, welche die Transparenz in der Alu-Industrie erhöhen und die Schadstoffmengen senken soll. Dabei werden Aspekte wie Transparenz, Materialverantwortung, Treibhausgasemissionen, Abwässer und Abfall oder Politik und Management bewertet. Besonders die hohe Schrotteinsatzquote von etwa 75 Prozent und die Trennung der Alu-Schrotte fördern die nachhaltige Produktion von Alu-Produkten. „Die Kunden fragen immer mehr danach, wie und ob unsere Produkte nachhaltig hergestellt werden. Wir sind im internationalen Vergleich gut aufgestellt“, so Amag-Technikvorstand Helmut Kaufmann. Dafür hat die Amag in den letzten zehn Jahren rund eine Milliarde Euro in den Standort Ranshofen investiert. Über 535 Millionen flossen alleine in die Errichtung des neuen Warm- und Kaltwalzwerkes sowie in die Erweiterung der Recyclingkapazitäten. In Summe werden damit 450 neue Arbeitsplätze geschaffen, aktuell beschäftigt man 1881 Mitarbeiter und 72 Lehrlinge. Für 2018/2019 kommen weitere Highlights: eine neue Kontursäge für Luftfahrtplatten, eine neue Plattierstation für Luftfahrtprodukte, eine neue Schrottsortieranlage für eine Verbesserung des Upcyclings sowie ein neuer umwelt- und ressourcenschonender Kipptrommel-Schmelzofen für die Gusslegierungsgießerei.

Die Kunden fragen immer mehr danach, wie und ob unsere Produkte nachhaltig hergestellt werden.

Helmut Kaufmann Technikvorstand, Amag

Fill

Mit dem, laut eigenen Aussagen, „Rockstar unter den Alu-Sägen“, wartete der Maschinen- und Anlagenbauer Fill aus Gurten auf der „Aluminium“ auf: dem Alu-Precicer. In Kooperation mit der Vorarlberger Firma Briganto entwickelte man eine Alu-Plattensäge, die einzig darauf spezialisiert ist, Alu in verschiedensten Millimeter-Abständen zu schneiden. Damit wollte man „den spezifischen Bedürfnissen der Branche gerecht werden“. Die Kosten bewegen sich zwischen 350.000 und 380.000 Euro pro Stück. Aktuell beschäftigt Fill 830 Mitarbeiter, davon 72 Lehrlinge. Auch bei Fill merkt man den Fachkräftemangel, in erster Linie im Bereich der mechanischen Bearbeitung (Zerspannungstechniker).

Mit dem ‚Rockstar unter den Alu-Sägen’, dem Alu Precicer, werden wir den spezifischen Bedürfnissen der Branche gerecht.

Erwin Altendorfer Leiter Kompetenz Center Profiltechnik, Fill