×


Wir wollen dir schreiben ...

... und zwar pünktlich donnerstags.


Der Newsletter ist kostenfrei und kann jederzeit abbestellt werden.

(Arbeits)raum für Familien: Wie fruchtbar ist unser Land?

Kinder, Kinder! Sie sind die Leistungs- und Verantwortungsträger von morgen. Was aber, wenn es immer weniger Menschen gibt, die sich Kinder leisten können und wollen? Was, wenn die Sehnsucht sowohl nach Kindern aus auch nach Karriere und Freiheit groß und es eine Entweder- oder-Entscheidung ist?

Welche Rahmenbedingungen es braucht, damit eine familienfreundliche Arbeitswelt und gleichzeitig eine arbeitsfreundliche Familienwelt entstehen kann, das diskutieren wir in einer kleinen Runde mit Experten, die sowohl Familien- als auch Karrieremenschen sind: Klubobmann des ÖVP Landtagsklubs Thomas Stelzer geht mit dem Projekt Freiraum der Frage nach, wie Oberösterreich in Zukunft gestaltet werden soll - dabei spielen natürlich auch Familie, Kinder und Jugendliche eine große Rolle. Andreas Pumberger kennt die Bedürfnisse von Eltern und Kindern nicht nur von seinem eigenen Zuhause, sondern auch als Vorsitzender des Katholischen Familienverbandes. Nicole Reitinger und Michaela Foißner-Riegler sind beide Mütter von zwei kleinen Kindern. Und sie haben noch etwas gemeinsam: Sie besetzen seit über einem Jahr zu zweit – jeweils in Teilzeitbeschäftigung - die Stelle der Geschäftsleitung des Ikea Haid.

Viele stehen vor der Entscheidung: Kinder oder Karriere? Wie kann beides möglich sein, welche Rahmenbedingungen braucht es dafür?

StelzerDas Wichtigste beim Familienthema ist für mich, dass der Wunsch nach Familie grundsätzlich bei fast allen – auch bei sehr jungen Menschen – vorhanden ist. Ich finde, Politik sollte sich nicht einmischen und vorschreiben, wann und wie Familie sein soll. Aber Politik sollte Familie möglich machen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist dabei sicher ein Riesenthema. Einerseits in Bezug auf das Betreuungsangebot, andererseits aber auch was die Einstellung betrifft. Denn beides muss wertgeschätzt und akzeptiert werden: Sowohl der Wunsch, Kinder noch länger zuhause zu betreuen, als auch die Entscheidung, Kinder in die Betreuung zu geben.

PumbergerWichtig finde ich, den Blick auch auf das Kind zu richten. Familie ist das Gesamtgefüge und nicht nur Mama und Papa – also muss ich auch darauf achten, was für mein Kind gut passt.

StelzerIch glaube, es ist ganz wesentlich, zu sagen, dass es nicht DEN Idealfall gibt, nicht DIE Superfamilie – es muss alles möglich sein. Es muss aber auch alles die gleiche Anerkennung bekommen – egal, ob ich jetzt sofort wieder beruflich einsteige oder mich ein paar Jahre hauptsächlich der Familie widme. Und ich glaube, damit haben wir noch Schwierigkeiten, wir suchen immer gern nach dem Idealbild und müssen wahrscheinlich mehr dazu beitragen, dass es viele Idealbilder gibt.

Finanziell und auch was zum Beispiel die Anrechnung der Pensionsjahre betrifft, ist die Entscheidung, länger beim Kind zu bleiben aber nicht gleichwertig mit jener, wieder früh arbeiten zu gehen.

StelzerJa, das stimmt absolut, da gibt es noch viel zu tun! Was die Pension betrifft, müssen meiner Meinung nach vier Jahre pro Kind – egal wann es zur Welt kommt – angerechnet werden. Auch bei der Steuer muss in absehbarer Zeit noch mehr kommen, weil ein Kind einfach sehr viel mehr Aufwendungen bedeutet.

Der Katholische Familienverband hatte ganz konkrete Forderungen an die Steuerreform – etwa ein steuerfreies Existenzminimum für jedes Familienmitglied, Entlastung der Steuerzahlungen, Unterstützung von Mehrkind-Familien ... inwiefern erfüllt die Steuerreform diese Forderungen?

PumbergerIch denke, da wurde ein Signal versäumt, da ist einfach nichts passiert. Natürlich bedeutet Politik immer, das zu schaffen, was möglich ist. Aber unter den derzeitigen finanziellen Rahmenbedingungen, wahrscheinlich auch mit dem Koalitionspartner, war es nicht möglich. Zum Einen hat der ÖGB ein 50-seitiges Steuerreformpapier vorgelegt, in dem kein einziges Mal das Wort „Familie“ vorkommt. Zum Anderen wurde der von der ÖVP ursprünglich versprochene 7000-Euro-Steuerfrei- betrag nicht erfüllt. Diese zwei Positionen sind natürlich nicht zusammengekommen.

StelzerDie Idee mit dem 7000-Euro-Steuerfreibetrag haben wir weiterhin auf unserer Agenda. Die Umsetzung war jetzt nicht möglich und zeigt uns, dass wir da einfach noch mehr Schritte tun müssen.

Welche Schritte?

StelzerEben zum Beispiel steuerliche Anreize für Familien oder eine volle Anrechnung von Kinderbetreuung bei Pensionsansprüchen. Ganz wichtig ist mir auch, bei den Kinderbetreuungsformen einen nächsten wichtigen Schritt zu tun – in Richtung Flexibilität. Den Ausbau haben wir bereits gut vorangetrieben und beschäftigen uns auch weiterhin damit. Jetzt geht es aber darum, in diese großen Systeme noch mehr Flexibilität hinein zu bringen. Es geht um eine bessere Abstimmung zwischen dem Angebot an Kinderbetreuung und den Anforderungen der Arbeitswelt.

Wie erleben Sie, Frau Reitinger und Frau Foißner-Riegler, die öffentlichen Kinderbetreuungseinrichtungen – brauchen Sie zusätzliche Unterstützung?

(Reitinger Ich denke, zu 95 Prozent kann ich mich auf die öffentlichen Kinderbetreuungseinrichtungen verlassen. Mein vierjähriger Sohn besucht den Kindergarten, der Zweijährige geht in die Krabbelstube. Der Kindergarten ist bis 17 Uhr, die Krabbelstube bis 16 Uhr geöffnet. Und ich muss sagen, ich bin schon sehr froh, dass sich beide dort wohl fühlen, denn sonst würde es mir schwer fallen, sie dort zu lassen. Für den Notfall habe ich natürlich auch noch die Oma.

Foissner-RieglerBei mir ist es ein bisschen anders, denn bei uns ist die Krabbelstube nur bis Mittag geöffnet, das würde ohne Oma überhaupt nicht gehen. Die Große ist schon in der Schule, da funktioniert die Betreuung wunderbar mit Hort und einem sozialen Netzwerk, das wir uns aufgebaut haben.

Gibt es Verbesserungswünsche für Kindergarten und Krabbelstube?

ReitingerDer einzige Wunsch betrifft die Flexibilität bei den Abgabezeiten. Das große Thema ist ja generell, den Anforderungen gerecht zu werden, welche die Berufe mit sich bringen. Perfekt wäre natürlich, wenn die Öffnungszeiten des Betriebes mit den Öffnungszeiten der Kinderbetreuungseinrichtung zusammenpassen. Wenn aber etwa bei uns eine Bewerberin sagt, sie könne nur von Montag bis Mittwoch von 8 bis 12 arbeiten, weil sie nur in dieser Zeit eine Betreuung für ihre Kinder hat, dann ist das natürlich sehr schwierig.

Foissner-RieglerUnd deshalb bieten wir heuer das erste Mal auf Eigeninitiative im August eine interne Kinderbetreuung an – die Nachfrage ist gut. Wir wollen damit auch das Problem lösen, dass alle Eltern im August Urlaub machen müssen, weil sie es sonst nicht schaffen würden. Auch in den Oster- und Weihnachtsferien wäre das denkbar – bei uns sind die Ferienzeiten nun mal unsere Hauptbusinesszeiten.

Betriebskindergärten wie auch Betriebstagesmütter werden vom Land gefördert. Wie wird das von den Unter- nehmen angenommen?

StelzerBei uns im Familienbund wird das immer mehr nachgefragt – viele Firmen wollen das ihren Mitarbeitern bieten. Bis jetzt sind es vor allem große Firmen, aber auch immer mehr kleinere interessieren sich dafür und wollen sich zum Beispiel mit Nachbarbetrieben zusammentun.

Schweden wird in Sachen Kinderbetreuung oft als Vorbild gehandelt – Kindergärten gelten dort als Bildungseinrichtung. Wie sieht das in Österreich aus?

PumbergerIch glaube schon, dass sich der Kindergarten in den letzten Jahren auch in Österreich stark verändert hat – von einer Art Beaufsichtigungsanstalt hin zur Bildungseinrichtung. Wenn ich mir unsere kindergartenpädagogische Ausbildung bei den Kreuzschwestern anschaue, dann bestätigt sich das. Was ich allerdings schon anmerken und dabei an die Politik appellieren möchte: Der Bürokratieaufwand in Kindergärten ist wirklich unzumutbar – das nimmt so viel wertvolle Zeit von den Kindern! Ansonsten sind die Kindergärten mit dem verpflichtenden letzten Kindergartenjahr und der Sprachförderung auf einem sehr guten Weg.

Noch einmal kurz zurück zu Schweden – dort steigen Eltern sehr früh nach der Geburt des Kindes wieder im Beruf ein. Was wohl aber auch daran liegt, dass man in Schweden maximal 18 Lebensmonate von der Arbeit vollständig fern bleiben kann. Wäre so eine Regelung auch für Österreich denkbar oder will man hier die Wahlfreiheit beibehalten?

StelzerIch bin überzeugt, dass es eine Wahlfreiheit bleiben muss – auch was den Zeitpunkt anbelangt. Aber die Betreuungsmöglichkeiten für Unter-Drei- Jährige müssen definitiv ausgebaut werden – das ist ja derzeit Schritt für Schritt geplant.

Foissner-RieglerVor allem auch im ländlichen Raum.

StelzerUnd was wir uns von den Schweden abschauen können, ist sicher die Einbeziehung der Väter – also mehr Verantwortung der Väter in der Kinderbetreuung und damit auch mehr Karrierechancen für Mütter. Das wird aber nicht von heute auf morgen funktionieren, da steckt auch ein gesellschaftlicher Bewusstseinsbildungsprozess dahinter. Dabei kann man vielleicht mit dem Kinderbetreuungsgeld noch ein bisschen motivierend einwirken.

PumbergerZum Kinderbetreuungsgeld möchte ich noch etwas sagen: Das ist seit vierzehn Jahren nicht angehoben worden. Das heißt, ich habe einen Wertverlust von 30 Prozent. Da ist der Katholische Familienverband schon einer, der fordert, dass das geändert gehört! Denn die Entscheidung, in Karenz zu gehen, muss auch im Sinne einer Geldleistung attraktiv sein, sonst kann sich das keine Familie leisten.

StelzerDas ist natürlich immer die Frage, die sich die Politik stellen muss: Wie leistbar ist etwas, wie kann man etwas unterstützen? Wir müssen also sicher darauf schauen, dass sich Familien nicht nur in Bezug auf Wohnraumschaffung, sondern auch bei der Freizeitgestaltung und bei vielen anderen Dingen willkommen fühlen. Es darf zum Beispiel kein finanzielles Abenteuer sein, wenn ich einmal mit drei Kindern Ski fahre. Die Familienkarte ist dabei eine kleine Hilfe.

Neben all dem Glück bedeuten Kinder also natürlich auch mehr Ausgaben, eine geänderte Einkommenssituation durch einen zeitweisen Ausstieg aus dem Beruf oder Teil- statt Vollzeit. Hinzu kommt die Angst vor dem Karriereknick. Sie haben sich trotzdem beide für Kinder entschieden, arbeiten jetzt Teilzeit und verfolgen weiterhin ihre Karriere.

ReitingerEs ist natürlich schon eine Entscheidung, die man gemeinsam als Paar treffen muss – geht es sich aus, wenn einer Teilzeit arbeitet? Vorher war ich ja vollzeitbeschäftigt. Aber für uns passt es, weil einfach das Gesamtpaket stimmt.

Foissner-RieglerMan hat die Möglichkeit, einen verantwortungsvollen, gestalterischen Job mit einem guten Einkommen und trotzdem aber auch Zeit für die Kinder zu haben. Gleichzeitig geht es natürlich auch darum, dass man als Paar entscheidet, dass man so Dinge wie die Haushaltsführung gemeinsam macht und sie nicht automatisch an der Frau hängen bleibt. Man muss sich gegenseitig unterstützen, sonst wird es einem zu viel.

Reitinger) Ein wichtiger Faktor ist in unserem Fall auch die Flexibilität. Denn damit es überhaupt funktionieren kann, braucht es die Freiheit, unseren Job so zu organisieren, dass das Drumherum mit Familie funktioniert – mit Kindern kann man nun mal nicht alles planen (lacht.

Gemeinsam eine Führungsposition zu besetzen, ist noch sehr selten. Denken Sie, dass dieses Modell Zukunft hat?

Foissner-RieglerJa, wir sehen uns durchaus auch ein bisschen als Role Model. Unternehmen können viele Strategien niederschreiben zum Thema „Frauenförderung“, Papier ist geduldig. Aber ich denke schon, dass dieses gelebte Beispiel auch anderen Mut machen kann, weil es sehr gut funktioniert. Das kann man auch am unternehmerischen Erfolg messen, denn natürlich geht es letztendlich um das Ergebnis, das wir liefern.

ReitingerIch glaube auch, dass es bald immer mehr Nachahmer dieses Modells geben wird – dazu braucht es aber natürlich auch Mut von den Unternehmen. Wir hatten schon großes Glück mit unserer ehemaligen Landeschefin, denn sie sagte: ‚Ich möchte euch wieder in guten Positionen zurück haben. Und weil ich weiß, dass ihr beide nicht Vollzeit kommen möchtet, teilt euch doch die Position, findet einen Weg, wie es funktionieren kann.’ Also ohne Vertrauen und Flexibilität würde es natürlich nicht funktionieren.

Statistiken zeigen, dass die Familiengründung heute in einer späteren Lebensphase geschieht als früher. Manchmal wird der Kinderwunsch so lange aufgeschoben, dass er schließlich nicht mehr erfüllbar ist.

StelzerMan spricht von der sogenannten „Rush Hour“ des Lebens – oft fällt in den Jahren von 30 bis 40 alles zusammen: Engagement im Beruf, Wohnraum schaffen und eben Familiengründung – alles auf einen Schlag. Das ist natürlich viel und oft wirklich schwierig. Auf solche Entwicklungen muss man eingehen und die damit verbundenen Herausforderungen berücksichtigen. Die jeweiligen Instrumentarien der Politik müssen zusammengreifen, um eine optimale Unterstützung möglich zu machen.

PumbergerIch glaube auch, dass es um die Frage geht, wie man mit jungen Eltern und Kindern umgeht – denn selbst wenn jemand gerade in der Ausbildung steckt, darf das Kind kein Hindernis sein. Also auch dort braucht es Unterstützungsinstitutionen und zwar nicht nur für diejenigen, denen es ‚passiert’ ist. Man soll sich auch ganz bewusst dafür entscheiden dürfen, schon früh Kinder zu bekommen.

ReitingerDie Wahlmöglichkeit macht es aus. Egal ob von der Gesellschaft, Politik oder auch vom Unternehmen – man sollte als Frau nicht das Gefühl haben müssen, dass man einen Nachteil hat, wenn man sich für Kinder entscheidet. Weil sonst wird diese Entscheidung wohl immer mehr aufgeschoben werden. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es schon sehr stark darauf ankommt, wie ein Unternehmen mit dem Thema Kinder umgeht und wie es das den Mitarbeitern gegenüber kommuniziert. Mir wurde immer signalisiert, dass es okay ist und völlig logisch, dass ich im Laufe meiner Karriere auch Kinder bekomme. Ich habe immer gewusst, dass es für mich einen Platz in der Firma geben wird – einen, den ich auch als Mutter gut besetzen kann.

Foissner-RieglerDarum geht es: Man darf nie das Gefühl haben, dass man abgestempelt wird, weil man nun Kinder hat – und ich hatte dieses Gefühl zum Glück auch nie.

Der Wunsch nach Familie ist ungebrochen groß. Was sich aber verändert hat, sind die Familienkonstellationen: Die Zahl der Ehescheidungen hat zugenommen, wie auch jene der gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und die Zahl der Alleinerziehenden. Wie stehen Sie diesen neuen Familienmodellen gegenüber?

PumbergerFür uns als Katholischer Familienverband konstituiert das Kind die Familie – egal ob rundherum eine Vater- Mutter Beziehung, Alleinerziehende oder Patchwork. Mit dieser Offenheit versuchen wir, auch Vertretung für diese Personengruppen in Österreich zu sein.

StelzerIn der ÖVP haben wir – das sage ich ganz offen – ein Idealbild und das ist „Mutter, Vater und Kinder“. Und deshalb möchten wir Rahmenbedingungen schaffen, damit das gelingen kann. Gleichzeitig respektieren wir aber auch die von Ihnen angesprochenen anderen Formen von Familie und würden niemals diskriminierend den Zeigefinger heben, da hat sich bei uns sicher vieles weiterentwickelt.

Zum Schluss noch die Frage: Wie sieht Familie in Zukunft aus? Wie, glauben Sie, wird Familie in 30, 40 Jahren gelebt werden?

ReitingerIch glaube, die Grundsehnsucht nach Geborgenheit in einer Familie wird sich nicht ändern. Aber vielleicht erleben wir diese traditionellen Werte wieder bewusster. Und vielleicht kommt damit wieder mehr der Mut auf, den Kinderwunsch auch wieder früher zu verwirklichen – egal ob man gerade in der Ausbildung steckt oder mitten in der Karriere. Also ich wünsche mir zumindest, dass die Entscheidung für Kinder wieder eine viel persönlichere wird.

Foissner-RieglerIch denke, dass Maßnahmen wie der Ausbau und die Flexibilisierung von Kinderbetreuungseinrichtungen und auch das wachsende Bewusstsein der Unternehmen zu dem Thema dazu beitragen werden, dass Kinder nicht mehr so sehr als Karriere-Hemmer gesehen werden.

STELZER_Das kann ich alles unterstreichen. Ich glaube auch, dass die Gemeinschaft in einer Familie einfach einen wesentlichen Teil unseres Lebensglücks ausmacht. Um das möglich zu machen, werden die Rahmen möglicherweise moderner werden, das Arbeiten wird in 30, 40 Jahren anders aussehen, vielleicht werden wir auch mobiler in Bezug auf unsere Heimstätten. Aber der grundlegende Wunsch nach Partnerschaft mit Kindern – womöglich auch wieder mit mehr Kindern – wird zum Menschsein auch in Zukunft dazu gehören.

ReitingerIch teile, dass diese Grundsehnsucht zum Menschen dazugehört. Aber ich glaube, dass die Welt immer komplexer wird. Die Globalisierung wird zunehmen und das wird uns noch viel mehr betreffen. Wenn nun diese Grundsehnsucht nach einer Heimat groß ist und aber die Internationalisierung voranschreitet, dann ist gleichzeitig die Gefahr extrem groß, dass ich die Partnerschaft als emotionalen Heimatort überfrachte. Das Thema wird also sicher auch sein: Wie mache ich junge Menschen beziehungsfit? Wie das Beziehungsgefüge erlebbar bleibt, das halte ich für ein ganz großes Fragezeichen. Also ich glaube, da werden wir noch einige Begleitmaßnahmen setzen müssen. Insofern sehe ich für den Katholischen Familienverbund noch viele Themen am Horizont, die nicht bei der Kinderbetreuung aufhören – vielleicht müssen wir in Zukunft auch Familien als Familien und als Partner gut begleiten. Die Überfrachtung der Familie als meinen emotionalen Heimatort, das wird in Zukunft, glaube ich, extrem herausfordernd.

Die Entscheidung in Karenz zu gehen, muss auch im Sinne einer Geldleistung attraktiv sein. Sonst kann sich das keine Familie leisten.“

Andreas PumbergerVorsitzender des Katholischen Familienverbandes und Geschäftsführer des Schulvereins der Kreuzschwestern, Vater von drei Kindern

„Beides muss wertgeschätzt und akzeptiert werden. Sowohl der Wunsch, Kinder noch länger zuhause zu betreuen, als auch die Entscheidung, Kinder in die Betreuung zu geben.“

Thomas StelzerKlubobmann des ÖVP-Landtagsklubs, Landesobmann des OÖ. Familienbundes, Vater von zwei Kindern

"Ich denke, dass Maßnahmen wie der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen und auch das wachsende Bewusstsein der Unternehmen dazu beitragen werden, dass Kinder nicht mehr so sehr als Karriere-Hemmer gesehen werden.“

Michaela Foißner-RieglerGeschäftsleitung Ikea Haid, Mutter von zwei Kindern

"Egal, ob von der Gesellschaft, Politik oder auch vom Unternehmen – man sollte als Frau nicht das Gefühl haben müssen, dass man einen Nachteil hat, wenn man sich für Kinder entscheidet.“

Nicole ReitingerGeschäftsleitung Ikea Haid, Mutter von zwei Kindern

#Ähnliche Artikel

Das Erfolgsrezept für Recruiting

Während Iris Schmidt als AMS-OÖ-Landesgeschäftsführerin Unternehmen aufklären will, warum Pre- und Onboardingprozesse sowie Zwischenmenschliches bei der Suche nach Fachkräften entscheidend sein können, ist Elina Koran das beste Beispiel dafür. Sie ist Industriekauffrau-Lehrling bei TRUMPF Maschinen Austria und hat sich wegen des wertschätzenden Umgangs für ihren jetzigen Arbeitgeber und gegen sechs andere Zusagen entschieden. Ein Gespräch über die Arbeitgebermarke – bei Thunfischsteak mit Erbsenpüree und Wokgemüse.

„Transformation hat keinen Anfang und kein Ende“

Woher kommen wir? Wohin gehen wir? Und was macht unsere Einzigartigkeit aus? Beim Spezialprofilehersteller Welser Profile aus Niederösterreich hat man sich vor einigen Jahren auf eine Reise begeben. Auf eine Transformationsreise, die ganz stark auf dem aufbaut, was vergangene Generationen bereits geleistet haben, und darüber reflektiert, wie ein attraktives Zukunftsbild für die kommenden Generationen aussehen kann.

Worüber ich gerade nachdenke …

Carolin Anne Schiebel ist Speakerin, Coach, Netzwerkerin und Fotografin. Aktuell drehen sich die meisten ihrer Gedanken um die Organisation des Female Empowerment Festivals, das am 10. November in der Linzer Tabakfabrik stattfinden wird.

Melanie meint ... manchmal wäre ich gerne ein Drogenboss!

Denn dann hätte ich ein exaktes Verständnis davon, wie ich erfolgreich führe, dabei agil und flexibel bleibe und meine Netzwerke ständig innoviere und vorantreibe. Klingt komisch? Ist natürlich auch nur mit einem Augenzwinkern zu betrachten, aber mal ganz ehrlich – es gibt vieles, was wir von ungewöhnlichen Vorbildern für unseren Export und die Logistik lernen können. Neugierig geworden?

Susanna sagt ... Bewegung

Ich schreibe gerade im Stehen. Das liegt an meiner Uhr. Die piepst und vibriert, wenn ich zu lange in Sitzposition verweile. Eigentlich sollte ich im Gehen schreiben, denn von den 10.000 Schritten bin ich wortwörtlich meilenweit entfernt. Super, dass uns die Digitalisierung nun so wunderbare Innovationen gebracht hat, damit wir uns gesünder verhalten. Oder? Physiotherapeut Gernot Schweizer sieht das nicht ganz so super. „Wir werden immer digital dementer und digital gefühlloser“, warnt er. Und meint damit, dass wir verlernt haben, auf unseren Körper zu hören. Dabei wüsste der sehr genau, was wir brauchen. Ja, das wüssten wir generell. Wir wüssten auch, dass unser Gesundheits- und Pflegesystem dringend Veränderungen brauchen. An Konzepten würde es auch gar nicht mangeln. Aber solange es uns selbst nicht betrifft, bleiben wir mal lieber sitzen. Okay. Fangen wir bei uns selbst an. Ich geh dann mal ein paar Schritte - bis zur Kaffeemaschine (Die Uhr schweigt. Und meinen Körper bringe ich selbst zum Schweigen - denn der sagt mir eigentlich, dass ich schon genug Tassen für heute hatte.)

Melanie meint .. es soll "menscheln"

New Work – ein Buzzword, das mittlerweile fast schon abgedroschen wirkt. Meint es nur Homeoffice und neuartige Bürokonzepte, verfehlt es auch seine eigentliche Intention: Die Arbeitswelten für alle so gestalten, dass wir uns entfalten können, gleichberechtigte Teilhabemöglichkeiten haben und den Puls der Zukunft fühlen. Ich persönlich wünsche mir, dass es dabei „menschelt“ und wir unsere individuellen Bedürfnisse an unsere Jobs mit all dem in Einklang bringen können, was uns als Gesellschaft voranbringt. Inspirationen gefällig? Einfach weiterblättern und staunen!

David denkt ... bunt statt schwarz-weiß, bitte!

Klimaschutz. Im Moment scheidet kaum ein Thema so sehr die Geister wie die Diskussion um eine nachhaltige Lebensweise und auch darüber, was sie wirklich bedeutet. Im Großen, auf der internationalen politischen Bühne. Wie auch im Kleinen, wenn verschiedene Meinungen im Alltag aufeinander krachen. Etwa wenn Menschen, die im Auto auf dem Weg zur Arbeit sind, schnell rotsehen, wenn „Klimakleber:innen“ mit ihrem grünen Ansinnen die Straße blockieren. Zu ernsthaften Kollisionen kam es zum Glück (noch) nicht – liegt wohl an den orangen Warnwesten –, dennoch sind sie nur eine Frage der Zeit. Doch eine lebenswerte Welt für morgen entsteht nur dann, wenn entlang verhärteter Konfliktlinien die Positionen verhandelbar bleiben – und zwar auf beiden Seiten. Wie viele bunte Akzente wir in diesem schwarz-weißen Denken setzen wollen und können, muss jede:r für sich entscheiden. Statt uns selbst grün und blau zu ärgern, haben wir uns dazu entschieden, genau dafür in diesem Kapitel einige Farbtupfen in Form von Vorbildern, Meinungen und neuen Trends für euch einzufangen. Viel Spaß beim Lesen!

Valentin vertieft: Karrierefaktor Grillabend

Achtung, dieses Gedankenspiel dürfte wohl vielen nicht gefallen: Schon bald könnte es sein, dass viele hochqualifizierte Akademiker:innen umschulen müssen – um in Fabrikhallen oder handwerklichen Betrieben zu schuften. Denn während Juraexamen und medizinische Zulassungsprüfungen für ChatGPT schon jetzt kaum noch ein Problem sind und die KI auch beim Erschaffen von kreativen Texten und Kunstwerken den Menschen längst Konkurrenz macht, werden komplexe physische Arbeiten auf absehbare Zeit unersetzbar bleiben. Die Entwicklung entsprechender Roboter kommt der ständig steigenden Leistungsfähigkeit der KI nicht hinterher. Möglicherweise werden geschickte Handwerker also bald die besten Karriere– und Aufstiegsmöglichkeiten haben. Wer weiß? Sicher ist hingegen, dass menschliche Interaktion und direkter Kundenkontakt in Zukunft noch wichtiger werden. Dort kann die KI nicht mit uns mithalten. Soziale Kompetenzen und menschliches Gespür gewinnen also an Bedeutung und entwickeln sich zu den wichtigsten Skills. Und die lassen sich bekanntlich am besten schulen, indem man Zeit mit seinen Mitmenschen verbringt, zuhört, plaudert, streitet, diskutiert, flirtet. Ein Faktor, den es zu bedenken gilt, wenn du das nächste Mal vor der Entscheidung stehst, einen lauen Sommerabend lieber weiterbildend vor dem Bildschirm oder mit Freund:innen bei einem gemütlichen Grillabend im Garten zu verbringen. Für die Karriere könnte langfristig zweiteres förderlicher sein.

BETTINA, wie erfinden wir das Rad neu?

Der Arbeitsmarkt hat sich gedreht. Hin zum Arbeitnehmermarkt. Vor allem in der Technik- und IT-Branche können sich die Talente heute aussuchen, wo und auch wie sie arbeiten möchten. Mit alten Methoden gewinnt man diese Menschen daher nicht mehr. Bettina Kern, Gründerin und Geschäftsführerin von KERN engineering careers, weiß, wie sich das Rad trotz Fachkräftemangels weiterdreht und vor allem, wie es sich in Richtung Zukunft dreht. So viel vorweg: „Um im internationalen Wettbewerb mithalten zu können, müssen wir ordentlich in die Pedale treten!“

NICOLE, wie erreichen wir unsere Ziele?

Es sind die letzten 200 Meter beim Ironman. Dann spürt Nicole Hinum das, wofür sie so brennt: „Da läuft alles wie in Zeitlupe ab. Der Gedanke: Ich hab das jetzt wirklich geschafft! Da ist es nun, das große Ziel. Und der Beweis, dass ich alles schaffen kann, wenn ich es wirklich will.“ Ihr Antrieb? Ihre Leidenschaft. Mit genau dieser begleitet sie auch Unternehmen dabei, ihre Ziele mit einem klaren, starken Markenkern zu erreichen.

GERNOT, was bewegt uns (vorwärts)?

Die schlechte Nachricht zuerst: „Wir bewegen uns auf ein gesellschaftliches Desaster zu, weil wir so viel sitzen“, warnt Gernot Schweizer, Physiotherapeut, Fitness- und Konditionstrainer. Die gute Nachricht: „Es ist nie zu spät, um in Bewegung zu kommen.“

MICHI, was lernen wir vom Spitzensport?

Einen Plan B hatte sie nie. Brauchte sie auch nicht. Die Karriere von Ex-Skirennläuferin Michaela Kirchgasser ging stetig bergauf. 2018 beendete sie ihre Rennkarriere. Gewinnen kann sie seither aber immer noch, und zwar nicht nur bei Dancing Stars. Als Speakerin beim ersten Zauchensee-Summit gewinnt sie die Aufmerksamkeit der Teilnehmer:innen, wenn sie davon erzählt, worauf es ankommt, um die eigenen Ziele zu erreichen.

Auf den Punkt gebracht

Wie kann die Lehre gefördert werden? Für welche Personen ist es sinnvoll, eine Lehre zu machen? Und was möchte Monika Sandberger in ihrer neuen Führungsposition verändern? Wir haben die neue Geschäftsführerin der Initiative „zukunft.lehre.österreich.“ zum Karrieregedankensprung gebeten.

Schon mal was von „Perheystävällisyys“ gehört?

Ein Tipp: Es handelt sich dabei um etwas, das in Finnland besonders gelebt wird. Richtig, es ist die Familienfreundlichkeit! Was machen die Finn:innen denn besser, wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht? Und was müsste sich in Österreich am Status quo verändern? Wir haben bei Eva-Maria Schmidt, Soziologin und Ethnologin am Österreichischen Institut für Familienforschung, nachgefragt.

Geschäftsidee gesucht, Sucht gefunden

Biobrote mit kreativen Namen wie Roger Roggen oder Krustav verbunden mit aufwendiger Handwerksarbeit sind in der heimischen Handelslandschaft nicht üblich. Ein IT-Experte und ein Projektmanager in der Backstube eigentlich auch nicht, doch für die verschwägerten Unternehmer Oliver Raferzeder und Stefan Faschinger ist das ihr täglich Brot. Nachdem die Anfangszeit von Brotsüchtig nahezu so hart war wie altes Gebäck, schnuppern sie momentan am Erfolgsduft, der ähnlich süß riecht wie frische Christine Croissants aus dem Ofen.

Niemals „business as usual“

In fünfzehn Jahren hat sich Feel Events von einem Studentenparty-Veranstalter zu einer großen Eventagentur und einem Lokalbetreiber mit vier Standorten in Linz entwickelt. Mittlerweile kann man mit dem hauseigenen Catering Good Karma Gastro große Events vollständig abdecken, dabei ist man immer auf der Suche nach dem besonderen Etwas. Das Motto der Gründer hat sich nie verändert: Alles, nur nicht normal.

„Ich habe schätzen gelernt, was Eltern alles leisten“

83 Prozent aller Kinder in Österreich werden in der Karenz nur von Frauen betreut. Was wäre ein möglicher Hebel, dies zu ändern? Ganz eindeutig: Es braucht Vorbilder. Und zwar Väter, die in Karenz gehen und selbst miterleben, welche Herausforderungen dies mit sich bringt und wie wertvoll die Zeit mit den eigenen Kindern ist. Einer davon teilt seine Erfahrungen mit uns.

J&B und ihre Geschichte bei W&H

Familie und Karriere im selben Unternehmen miteinander vereinbaren? Ja, das kann klappen! Johannes und Bettina Felber haben sich beim Medizintechnikhersteller W&H kennengelernt und vor Kurzem eine Familie gegründet. Wir wollen von ihnen wissen, wie sie ihren neuen Alltag beruflich und privat managen.