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Durch die Masse zum Kapital

Was einst die Aufgabe der Banken war, wird heute von der anonymen Masse übernommen. Denn während es für Start-ups immer noch schwierig ist, mit klassischer Finanzierung an Kapital zu kommen, nehmen die Investitionen durch private Anleger zu. Crowdinvesting boomt. Und das, obwohl die Österreicher nicht für ihre Risikofreudigkeit im Umgang mit dem Ersparten bekannt sind.

Für seine Expansionspläne braucht Julian Juen Geld. Sein Anti-Hangover- Getränk Kaahee hat sich in kurzer Zeit in Österreich durchgesetzt, doch die Ambitionen liegen höher. Juen will die internationale Expansion vorantreiben, auch auf fremden Märkten soll möglichst bald vor, während und nach dem Fortgehen Kaahee geschlürft werden. "Wir haben uns dazu entschlossen, unser weiteres Wachstum mit Crowdinvesting zu finanzieren“, sagt der Unternehmer. Auf Österreichs größter Crowdinvesting- Plattform Conda übertrifft das Projekt dann schon am ersten Tag die Fundingschwelle von 30.000 Euro, nach zwölf Tagen ist die Maximalsumme von 249.000 Euro erreicht, insgesamt 300 Anleger investieren in das Unternehmen. „Damit waren wir das erfolgreichste Crowdinvesting-Projekt überhaupt in Österreich“, sagt Juen.

Die Gründe für die große Resonanz und den Erfolg des Projekts liegen neben dem innovativen Produkt auch an der großen medialen Aufmerksamkeit, die Kaahee zuvor durch die Teilnahme an der Start-up-Show „Zwei Minuten, zwei Millionen“ erfahren durfte. „Wir hatten natürlich starken Rückenwind, auch dass namhafte Investoren wie Hans Peter Haselsteiner bei uns eingestiegen sind, hat vermutlich viele Anleger zusätzlich motiviert“, sagt Juen. Trotzdem: Das erfolgreiche Projekt ist nicht etwa ein Einzelfall, sondern Beispiel für eine Entwicklung, die sich seit einigen Monaten beobachten lässt. Christian Modl hat diese Entwicklung von Anfang an verfolgt. Der Unternehmensberater beschäftigt sich seit 1997 mit alternativen Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen, gründete mit Crowdkapital Österreichs vierte Crowdinvesting- Plattform. „Bis 2012 war das Thema Crowdinvesting selbst in den USA sehr exotisch“, sagt Modl, „2013 sind dann die ersten Plattformen dafür in Österreich online gegangen.“ Und die füllen gleich eine Lücke. Denn in Österreich gibt es bis dahin kaum einen Markt für Investments im Bereich von 100.000 bis 500.000 Euro. „Weiterer Grund für diewachsende Popularität ist die niedrige Zinslage für Anleger – und dass Banken Kredite besonders an Jungunternehmer nur bei hohen Sicherheiten vergeben“, sagt Modl. Hinzu kommt die neue Gesetzeslage: War Crowdinvesting jahrelang eher in einer rechtlichen Grauzone, regelt das im Juli beschlossene Alternativfinanzierungsgesetz nun alle Details. Die Obergrenze für die Projekte liegt nicht mehr bei 250.000, sondern bei fünf Millionen Euro in einem Zeitraum von sieben Jahren. Investoren können pro Projekt maximal 5.000 Euro investieren, außer das monatliche Nettoeinkommen liegt über 2.500 Euro. Für Modl ist das Gesetz ein großer Fortschritt für Anleger und Unternehmer. „Davor mussten wir uns mit 28 großen Bundesgesetzen auseinandersetzen, um sauber arbeiten zu können, das wurde uns jetzt deutlich erleichtert“, sagt er, „der Gesetzgeber hat uns damit viel Vertrauen entgegen gebracht, jetzt liegt es an den Plattformen, die neuen Qualitätsstandards lückenlos einzuhalten.“

Hohes Risiko, hohe Rendite?

Österreicher sind normalerweise nicht für ihre Risikofreudigkeit im Umgang mit Erspartem bekannt. Der internationale Vergleich zeigt, dass Crowdinvesting dabei keine Ausnahme ist: Während in England im Schnitt 36 Euro pro Person investiert werden, sind es hierzulande derzeit nur 40 Cent. Trotzdem boomt diese Finanzierungsform: Wurden 2014 von allen österreichischen Crowdfunding-Plattformen noch drei Millionen Euro gesammelt, waren es im ersten Halbjahr 2015 bereits 5,3 Millionen.

"Crowdinvesting bleibt immer noch ein Hochrisiko-Investment"

Helmut PernsteinerInstitutsvorstand vom Institut für betriebliche Finanzwirtschaft der JKU

Was bedeutet das alles für Anleger? „Crowdinvesting bleibt immer noch ein Hochrisiko-Investment“, sagt Helmut Pernsteiner, Institutsvorstand vom Institut für betriebliche Finanzwirtschaft der Johannes Kepler Universität. Er sieht zwei Probleme. Erstens: Das Informationsproblem. „Während es etwa bei börsennotierten Unternehmen detaillierte rechtliche Regelungen und Informationen gibt, ist das bei Start-ups im Crowdinvesting-Bereich meist nicht in diesem Maß gegeben“. Und zweitens: Die Emotionen. Anleger würden teilweise aus einer Sympathie für ein Projekt investieren und dadurch emotional mit dem Unternehmen verbunden sein. „Dadurch und durch falsche Erwartungen könnten sie auch schon beim Verlust kleinerer Summen sehr enttäuscht sein“, sagt Pernsteiner. Im April dieses Jahres ging mit Woodero erstmals in Österreich ein Start-up in Konkurs, das durch eine Crowdfunding-Plattform finanziert wurde. 175 Investoren verloren im Schnitt 950 Euro. Kritiker sehen ein weiteres Problem: Ist es nicht wahrscheinlich, dass Experten in Venture Capital-Firmen schon lange vor der breiten Masse das Potential von guten Ideen erkennen – und so kaum gute Ideen für Crowdinvesting-Portale übrig bleiben? „Es wäre schön, wenn es so wäre“, sagt Christian Modl. „So was funktioniert aber höchstens im Silicon Valley, in Tel Aviv und vielleicht noch eingeschränkt in London“.

Gerade für unkonventionelle Ideen gebe es am klassischen Markt oft keine finanziellen Mittel, sagt auch Pernsteiner, und genau diese Projekte könnten, sobald sie marktfähig sind, sehr erfolgreich werden. Für ihn ist es keineswegs erstaunlich, dass gerade in Zeiten von Niedrigzinsen mehr und mehr Men- schen nach alternativen Anlagemöglichkeiten suchen. Durch das relativ hohe Risiko ist auch eine hohe Rendite für Anleger möglich.

Crowdinvesting als Marketing-Tool

Damit die Crowdinvesting-Aktion für Unternehmen zum Erfolg wird, rät Julian Juen zur detaillierten Planung. „Man darf nicht der Illusion erliegen, dass es reicht, ein Projekt auf eine Plattform zu stellen und abzuwarten“, sagt er. Stattdessen solle eine Crowdinvesting-Aktion von der erster Sekunde an wie eine Kampagne durchdacht sein – und zwar von Financial Marketing bis hin zur Bewerbung selbst. „Wir bei Kaahee hatten etwa eine eigene Social Media–Kampagne dafür und sind bei verschiedenen Events aufgetreten“, sagt Juen. Wichtig sei es auch, die Zielgruppe potentieller Investoren ganz genau zu kennen. Denn für den Gründer war das Geld nicht die einzige Motivation, eine Crowdinvesting-Aktion zu starten. „Wir sehen darin auch ein interessantes Marketing-Tool“, sagt er, „jeder der Crowdinvestoren identifiziert sich mit dem Produkt und dem Unternehmen und wird vermutlich in seinem Freundeskreis Mundpropaganda dafür betreiben.“ Im Fall von Kaahee bedeutet das: 300 Multiplikatoren, durch die der Bekanntheitsgrad des Unternehmens gesteigert werden könnte.

"Grund für die wachsende Popularität von Crowdinvesting ist die niedrige Zinslage für Anleger – und dass Banken Kredite besonders an Jungunternehmer nur bei hohen Sicherheiten vergeben"

Christian ModlExperte für alternative Finanzierungsmöglichkeiten

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