"Es gibt viel zu tun"
… sagt der designierte Landeshauptmann Thomas Stelzer bei der Präsentation der Ergebnisse der PISA Studie 2015. Zwar freut er sich über die Werte für Oberösterreich – die deutlich über dem gesamtösterreichischen Schnitt liegen – Grund zum Jubeln sieht er aber trotzdem nicht. „Die Ergebnisse könnten besser sein“, so Stelzer.
Schwerpunkt bei PISA 2015 waren die naturwissenschaftlichen Kompetenzen der Schüler. Wie eine vom Land Oberösterreich in Auftrag gegebene Detailauswertung zeigte, schneidet das Bundesland hier nicht nur im nationalen, sondern auch im internationalen Vergleich überdurchschnittlich ab: Oberösterreich liegt mit einem Mittelwert von 503 Punkten sowohl über dem Österreich-Wert (495 Punkte) als auch über dem OECD-Schnitt von 493 Punkten. „Signifikant bessere Ergebnisse erzielten die oberösterreichischen Jugendlichen aber auch in Mathematik“, erklärt Simone Breit vom Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung. Mit 507 Punkten befinde man sich mit Japan, Korea, der Schweiz, Estland, Kanada, den Niederlanden, Dänemark, Finnland und Slowenien sogar unter den Top Ten der 72 Teilnehmerstaaten. Der Österreich-Schnitt beträgt 497 Punkte, der OECD-Schnitt 490 Punkte.
Nachholbedarf beim Lesen
Ernüchtert zeigt man sich über die Lesekompetenz: Verglichen mit alle OECD-Staaten liegen die oberösterreichischen Schüler mit 493 Punkten zwar genau im Durchschnitt, gesamt gesehen liegt Österreich mit 485 Punkten jedoch weit darunter. „Durchschnitt ist zwar schön und gut, allerdings dürfen wir uns von den Spitzenwerten in Naturwissenschaft und Mathematik nicht dazu verleiten lassen, Lesen und die deutsche Sprache zu vernachlässigen“, sagt Landesschulratspräsident Fritz Enzenhofer. Die Zahl der Risikoschüler sei hier besonders hoch, etwa 21 Prozent der Jugendlichen in Oberösterreich weisen mangelnde Grundkompetenzen im Lesen auf.
Chancengleichheit
Auffällig ist auch, dass Burschen größere Stärken in Mathematik und Naturwissenschaft aufweisen, während Mädchen beim Lesen signifikant besser sind. Letzteres ist zwar kein regionales Phänomen, die Gründe dafür kann man sich dennoch nicht erklären. „Wir haben noch kein Patentrezept für die Geschlechtsunterschiede. Fakt ist aber, dass es nicht am Lehrplaninhalt liegen kann“ so Enzenhofer. Man müsse daran arbeiten, ebenso wie an der Tatsache, dass Migrationshintergrund und Bildung der Eltern einen wesentlichen Einfluss auf die Chancen im Kompetenzerwerb haben. Schüler mit Migrationshintergrund schneiden in allen dreien Kompetenzbereichen schlechter ab als einheimische Schüler, ihr Anteil an den jeweiligen Risikogruppen beträgt rund 70 Prozent. „Die Studie ist ein wichtiger Gradmesser um zu sehen, wo wir stehen und wo wir hinwollen. Die Ergebnisse sind erfreulich, aber nicht zum Jubeln – gerade die Risikogruppen dürfen uns nicht egal sein“, sagt Stelzer.