„Alarmierende Entwicklung“
Oberösterreich sei neben Wien der zweitwichtigste IT-Standort, so Wirtschafts-Landesrat Michael Strugl. Es gibt aber sinkende Absolventenzahlen bei den IT-Studierenden in OÖ. Bis 2020 werden in OÖ 11.000 Fachkräfte fehlen – in der IT-Branche werde die Lücke am größten sein. Strugl will dieser Entwicklung mit der „Leitinitiative Digitalisierung“ gegensteuern. Bei einer Pressekonferenz hat er ein IT-Unternehmen vor den Vorhang geholt, das bei der weltweiten Suche nach jungen IT-Talenten eine Vorreiterrolle einnehme
Als eine „alarmierende Entwicklung“ bezeichnet Wirtschafts-Landesrat Michael Strugl die sinkenden Absolventenzahlen bei den IT-Studierenden in Oberösterreich. Während die Technische Universität Wien die Plätze für IT-Studierende begrenzen musste, sucht die Johnnes Kepler Universität (JKU) in Linz nach mehr Neuanfängern. Strugl wollte diese Entwicklung aber nicht als Schuldzuweisung formulieren: „Es ist uns allen miteinander nicht gelungen, die Möglichkeiten, die es im technischen Bereich gibt, in ausreichendem Ausmaß rüberzubringen.“ Das Ausbildungsangebot müsse zukünftig besser dargestellt und vermarktet werden – Strugl sieht das als eine seiner wichtigen Aufgaben als zukünftiger Standort-Landesrat.
An der JKU studieren rund 1.000 Studierende in vier Bachelor und vier Masterstudiengängen mit IKT-Schwerpunkt (zum Beispiel Informatik, Informationselektronik, Wirtschaftsinformatik oder Computer Science). Am Informatik-Campus Hagenberg der Fachhochschule Oberösterreich schließen jährlich rund 430 Absolventen das Studium ab. Rund 380 Schüler schließen pro Jahr eine HTL in der IKT ab.
Weltweite Talentesuche
Neben den Fachkräften aus Oberösterreich müsse man aber auch weltweit nach Talenten suchen. „Das ist eine Disziplin, da müssen wir uns aufstellen“, sagt Strugl. Im Silicon Valley werde die „IC-Strategie“ verfolgt: Sie holen die besten Inder und Chinesen, es gibt eine starke Zuwanderung aus Asien. Nach Berlin kommen die internationalen IT-Talente laut Strugl von selbst, weil die Szene so extrem attraktiv ist.
Eine Vorreiterrolle in Bereich der weltweiten Suche nach Fachkräften nehme das Individual-Softwareunternehmen Catalysts mit der jährlichen Organisierung eines Catalysts Coding Contest ein. Das Unternehmen mit Sitz in Hagenberg führt den Contest heuer zum zehnten Mal durch. „Das Land braucht Unternehmer, keine Raunzer. Wir jammern nicht über den Fachkräftemangel, sondern organisieren die Catalysts Coding Contest. Catalysts konnte dadurch in den letzten zehn Jahren auf 200 Personen wachsen“, sagt CEO Christoph Steindl. Der Programmierwettbewerb ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, findet heuer am 31. März in 18 Lokalitäten, elf Ländern und auf drei Kontinenten statt. Es werden bis zu 3.000 Teilnehmer erwartet.
Erfolgsrezept
Catalysts bekomme im Jahr zwischen 1.000 und 2.000 Bewerbungen und könne im Vergleich zu anderen IT-Firmen seine Mitarbeiter noch aussuchen. Gefragt nach dem Erfolgsrezept sagt CEO Steindl: „Wir machen 100e Sachen anders als andere Firmen.“ Sein Brand Manager Patrick Haebig ergänzt: „Für mich fängt das bereits damit an, dass wir sehr flache Hierarchien, einen sehr offenen Umgang haben. Es wird erwartet, dass man aufsteht und auch einmal sagt, was man sich denkt.“
Die Weiterbildung und Weiterentwicklung der Mitarbeiter habe Catalysts laut Steindl in vielen Bereichen instrumentalisiert. So bekomme etwa jeder neue Mitarbeiter einen erfahrenen Mitarbeiter als Couch zur Verfügung gestellt. „Ein Mitarbeiter darf nicht unter- oder überfordert werden.“ Die ersten paar Tage eines Mitarbeiters sind wichtig und so soll es auch laufend weitergehen – „das kann man alles bewusst gut gestalten“. Die Mitarbeiter halten extrem gute zusammen: „Wir mögen uns, schauen aufeinander.“ Es gebe dutzende Teamevents, die man als Firma nicht machen müsste, aber viel bringen würden.
„Das Land braucht Unternehmer, keine Raunzer.“
Christoph SteindlCEO, IT-Unternehmen Catalysts