Populismus und „alternative Fakten“ gefährden Industrie
Die Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) feiert heuer ihr 70-jähriges Jubiläum. Aus der bisherigen Erfolgsgeschichte der heimischen Industrie will man für die Zukunft lernen – und den Standort weiter vorantreiben.
Dabei soll die die Publikation „Industrie – Aus 70 Jahren Fortschritt für die Zukunft lernen“ helfen, die am Montag beim traditionellen Industrieempfang präsentiert wurde. Im Mittelpunkt des Wegs für eine erfolgreiche Zukunft sieht man vier Säulen des Erfolgs: Globalisierung und Export, neue Technologien und Industrie 4.0, Ressourcen- und Umweltverantwortung und Innovation durch Investition.
Gleichzeitig warnen die IV-Präsidenten vor Gefahren und Hürden, welche den Erfolg gefährden könnten. „Die Themenbereiche Globalisierung und Freihandel, Industrie 4.0 und neue Technologien entwickeln sich seit einiger Zeit zunehmend zu einer Glaubensfrage und entfernen sich immer stärker von den technisch-wirtschaftlichen Fakten und Grundlagen“, warnt IV OÖ-Präsident Axel Greiner. Das Ganze werde zu einer Spielwiese des Populismus, der Ideologie und der „alternativen Fakten“. Greiner: „Neue Kommunikationskanäle multiplizieren diese alternativen Fakten zusätzlich, das mündet dann häufig in falschen Entscheidungen auf politischer Ebene.“ Das Ergebnis: Kaum ein Land sei so globalisierungs- und europaskeptisch wie Österreich. In einer Schwebephase sieht er auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen des Standortes. „Zu Beginn des Jahres waren wir noch sehr zuversichtlich, was die Umsetzung notweniger Reformen anlangt“, sagt Greiner, „das im Jänner beschlossene Regierungsprogramm Neu hat viele positive Maßnahmen und kleine Reformschritte beinhaltet, die sich aber aufgrund der anstehenden Neuwahlen verzögern oder deren Umsetzung wieder völlig offen ist.“
Mitarbeiter- statt Arbeitsmangel?
Neue Technologien und die vierte industrielle Revolution seien für Oberösterreich eine Riesenchance, die neuerlich einen großen Produktivitäts- und Wohlstandssprung ermöglichen können. „Anders als oftmals prophezeit wird, sollten wir nicht Angst davor haben, dass die Maschinen den Menschen die Arbeit wegnehmen“, sagt IV OÖ-Vizepräsident Peter Mitterbauer. Es gehe vielmehr darum, konkrete Maßnahmen zu setzen, damit die Betriebe auch in Zukunft genügend qualifizierte Mitarbeiter für die neuen Aufgabenfelder der Digitalisierung finden werden.
Die Industriellenvereinigung Oberösterreich
Zentrale Aufgabe ist der Erhalt und Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandortes, gegründet wurde die IV OÖ am 11. März 1947. 50 Prozent aller Beschäftigten, fast zwei Drittel der Wertschöpfung und der Investitionen sowie 80 Prozent der Forschung hängen von der Industrie und industrienahen Betrieben ab.