„Das ist keine Verkaufsshow vor der Wahl …
… sondern eine Roadmap, die uns den Weg vorgibt“, so beschreibt Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Strugl die neueste von Business Upper Austria in Auftrag gegebene Vergleichsstudie der Regionen. Was er damit meint? Dass man vor dem 15. Oktober auch Zahlen präsentiert, die nicht nur zum Jubeln sind, sondern teilweise ziemlich ernüchternd.
Das Schweizer Wirtschaftsforschungsinstitut BAK Basel hat Oberösterreich mit elf Regionen verglichen , die besonders wirtschaftsstark, innovativ und finanziell solide sind. Darunter finden sich etwa Zürich, Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Göteborg, Amsterdam und Kopenhagen.
Das Ergebnis ist dabei teilweise alles andere als rosig : Während dem Land Oberösterreich eine solide wirtschaftliche und vor allem industrielle Basis beigepflichtet wird, seien die strukturellen Defizite nicht zu übersehen. Oder wie es die Studienautorin Andrea Wagner formuliert: „Die Wirtschaftsstärke ist an sich gut, aber es braucht produktivere Branchen, das Innovationspotential muss man besser ausschöpfen und der Verschuldungsgrad muss reduziert werden.“ Mit dem Ergebnis der Studie lassen sich für Oberösterreich drei Erkenntnisse gewinnen.
Erkenntnis 1: Man ist wirtschaftlich stark, aber mit strukturellen Defiziten
Die regionale Wertschöpfung und die Produktivität seien gewachsen, beim Wachstum der Branchen mit hohem Technologieniveau hinke man jedoch noch etwas hinterher. Auffallend sei zudem die vergleichsweise geringe Bedeutung des wachstumsstarken IKT-Sektors in Österreich. Dazu Wagner: „ IKT hat eine große Bedeutung als Wachstumstreiber. Eine Schwäche könnte hier zu einem Wachstumshemmnis werden.“ Strugl sieht darin das eindeutige Signal, dass „wir mit der Leitinitiative Digitalisierung die ersten richtigen Schritte gesetzt haben, aber noch viele weitere Schritte folgen müssen.“
Erkenntnis 2: Aufholbedarf im Innovationsbereich
Bei der Innovationsfähigkeit kann Oberösterreich mit den besten Regionen nicht mithalten , so das Resultat der Studie. Nur die Ausgaben für Forschung und Entwicklung der Unternehmen seien überdurchschnittlich hoch. Beim Qualifikationsniveau der Arbeitskräfte und der Forschungsqualität der Hochschulen schneide man unterdurchschnittlich ab, bei Zukunftstechnologien und der Patentintensität belege man gar den letzten Rang des Vergleichs.
„Unsere Hauptaufgabe wird es sein, die Innovationsfähigkeit der Unternehmen zu unterstützen und uns dabei auf Zukunftstechnologien wie Connected Mobility oder generative Fertigung zu konzentrieren.“
Werner PammingerGeschäftsführer, Business Upper Austria
Friedrich Schneider von der JKU Linz wiederum fordert die Verlagerung der Bildungskompetenz auf die Landesebene und die Senkung der Betreuungsquoten in den Massenfächern an den Universitäten, um Forschende zu entlasten und die Ausbildung zu verbessern. „Dies könnte durch die Einstellung von Dozenten, die überwiegend lehren, geschehen“, so Schneider.
Erkenntnis 3: Günstige Steuersituation, aber hohe Schuldenlast
Im Steuerwettbewerb sei Oberösterreich gut positioniert , „problematischer ist, dass Österreich stark überschuldet ist und auch immer noch defizitär wirtschaftet “, so Wagner. Langfristig sei eine solche finanzpolitische Situation nicht nachhaltig und beeinträchtige die Möglichkeiten, sich im Standortwettbewerb optimal zu positionieren.
Schneider fordert daher eine Reform des Finanzausgleichs : „Eine größere Steuerautonomie ist unerlässlich. Oberösterreich ist Nettozahler an den Bund und Restösterreich. Ich schlage daher vor, dass 60 Prozent der Steuern, die in OÖ bezahlt werden, auch in OÖ wieder als Einnahmen zur Verfügung stehen.“ Dazu Strugl: „Dieser Befund zeigt deutlich, dass die ab 2018 wirksame Schuldenbremse ein richtiger und notwendiger Schritt ist.“
"Warum wir in einigen Bereichen ein schlechtes Ergebnis haben? Das Ziel der Übung war es, uns mit den Besten zu vergleichen und uns einen Spiegel vorzuhalten, damit wir wissen, wo wir wirklich stehen und wissen, was zu tun ist“
Michael StruglLandeshauptmann-Stellvertreter, ÖVP