Industriellenvereinigung fordert Bekenntnis zur Industrie
Die Industriellenvereinigung OÖ forderte am Mittwoch ein klares Bekenntnis der Politik zum Industriestandort Oberösterreich und kritisierte gleichzeitig ihre Tatenlosigkeit. Jahrelang habe man auf die ständig sinkende Wettbewerbsfähigkeit des Standorts hingewiesen, das sei nur als „Gejammer“ aufgenommen worden. Wer jetzt nach den Äußerungen von voestalpine-Generaldirektor Wolfgang Eder immer noch weghören würde, agiere fahrlässig und würde den Standort und damit den Wohlstand gefährden.
„Wir können es uns nicht mehr erlauben, noch einmal fünf Jahre zuzuschauen, wie die Politik nichts tut und den Standort zugrunde gehen lässt“, sagt Axel Greiner, Präsident der Industriellenvereinigung (IV) vor Medienvertretern. Vergangene Woche sorgte ein Interview von voestalpine-Generaldirektor Wolfang Eder für große Aufmerksamkeit, in dem er den Standort Oberösterreich infrage stellte. Die heimische Industrie als Wirtschaftslokomotive und Basis unseres Wohlstandes brauche wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen, ansonsten könnte die industrielle Produktion dauerhaft in Ausland verlegt werden. Im texanischen Corpus Christi etwa, in dem die voestalpine eine Direktreduktionsanlage errichten lässt, gäbe es für Industrieunternehmen exzellente Rahmenbedingungen – etwa durch die Energiepolitik der USA. Gleich 14 Milliarden Euro werden dort in eine Region investiert, die nur eineinhalbmal so groß wie Linz ist.
Land OÖ könnte Rahmenbedingungen verbessern
Den heimischen Leitbetrieben geht es nicht schlecht, sagt Joachim Heindl-Grutsch, Geschäftsführer der IV. „Allerdings sind sie nur in fernen Märkten sehr erfolgreich, hier wird nur Bestandspflege betrieben und kaum mehr in Wachstum investiert – das führt zu Arbeitsplatzabbau“. Den Grund dafür sieht er in hohen Steuern, hohen Lohnnebenkosten und Inflexibilität. Mit gut ausgebildeten Mitarbeitern, Technikern und Forschern ist Oberösterreich zwar gut aufgestellt – konkurrierende Standorte in Europa wie skandinavische Länder, Deutschland, die Schweiz oder die Niederlande würden aber ebenfalls qualifizierte Arbeitskräfte und gleichzeitig bessere Rahmenbedingungen bieten. Damit die Rahmenbedingungen in Oberösterreich besser werden, fordert die IV niedrigere Steuern und Lohnnebenkosten und eine Erhöhung der Arbeitszeitflexibilisierung. „Diese Hebel für kurzfristigen Arbeitsaufbau liegen auf Bundesebene, auf Landesebene gibt es aber auch sehr gute mittelfristige Hebel“, sagt Heindl-Grutsch. Durch mehr Mittel für frühkindliche Bildung, einer Weiterentwicklung des HTL-Angebots und einem Ausbau von FH und JKU im technischen Bereich, einer Verdreifachung des Forschungsbudgets des Landes, einer hervorragende internationale Infrastrukturanbindung und einem gesunden Landeshaushalt könne die Landespolitik die Rahmenbedingungen für die ansässige Industrie verbessern und die Attraktivität Oberösterreichs steigern.