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Länderkompass OÖ

Oberösterreicher sind zufrieden

Vor allem, was ihre Lebensqualität und die derzeitige Arbeitsmarktsituation anbelangt. Das ergab der vom OÖ Wirtschaftsressort in Auftrag gegebene Länderkompass. 1.000 Oberösterreicher wurden dazu vom Institut für Strategieanalysen unter Federführung von Politologe Peter Filzmaier zu den Themen Arbeitsmarkt, Wirtschaft sowie Technologie und Digitalisierung befragt.

„Oberösterreich wird, sowohl was die Lebensqualität im Bundesland als auch die persönliche Situation angeht, positiv erlebt“, so Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Strugl. Besonders freue ihn dieses Ergebnis deshalb, weil der Erhebungszeitraum der Studie zwischen 27. November und 14. Dezember 2017 fiel, also in die Zeit der Landes-Budgetverhandlungen. „Die Oberösterreicher haben sich durch omnipräsente Themen wie die Schuldenbremse nicht verunsichern lassen. Das zeugt von einem gesunden Hausverstand“, sagt Strugl.

Gute Lebensqualität

Besonders zufrieden zeigt sich die oberösterreichische Bevölkerung mit der Lebensqualität, 90 Prozent beurteilen diese als sehr oder eher hoch. Auch mit der privaten wirtschaftlichen Situation sind knapp drei Viertel der Befragten (72 Prozent) sehr oder eher zufrieden. 44 Prozent blicken zudem optimistisch in die Zukunft, wobei jüngere Befragte (unter 30 Jahre) noch positiver antworten.

Positiver Arbeitsmarkt

Die Arbeitsmarktsituation wird überwiegend positiv gesehen, etwa 70 Prozent sehen sie als sehr oder eher gut. Die Hälfte findet, dass die allgemeine Jobsituation in Oberösterreich im Vergleich zum restlichen Österreich tendenziell besser ist. „Junge Menschen (unter 30 Jahre) sind betreffend ihrer Chancen am Arbeitsmarkt dagegen etwas ambivalent“, so Filzmaier, „etwas mehr als die Hälfte (53 Prozent) schätzt, dass es sehr oder eher leicht wird in Zukunft eine Arbeit zu finden, etwas weniger als die Hälfte (45 Prozent) hegt aber Bedenken.“

Attraktiver Standort

Noch besser als die Arbeitsmarktsituation wird die aktuelle wirtschaftliche Lage eingeschätzt. Vier von fünf Befragten sehen diese als sehr oder eher gut. Dazu Filzmaier: „Entgegen der typischen österreichischen ‚Jammer-Kultur’ ist dieser Trend als sehr wichtig und gut anzusehen.“ Dazu gesellt sich ein attraktiv eingeschätzter Standort. 56 Prozent halten OÖ im Vergleich zum restlichen Land als Standort für Unternehmen und Betriebe für attraktiv, lediglich 12 Prozent sehen ihn weniger attraktiv.

Verbesserungspotential

Ein recht verzerrtes Bild wiederum haben die Oberösterreicher, was die Einschätzung der Unternehmensgründungen angeht. So wird die Zahl der Unternehmen, die pro Jahr tatsächlich gegründet werden, von den Befragten eher niedrig eingeschätzt. 83 Prozent schätzen die Zahl auf maximal 1.000. „Das ist schon recht erstaunlich“, so Filzmaier, „denn laut Statistiken der Wirtschaftskammer wurden im Jahr 2016 5.800 Unternehmen gegründet. Lediglich 16 Prozent schätzen jedoch, dass mehr als 1.000 Firmen gegründet wurden.“ Hier werde man in Zukunft noch mehr und besser kommunizieren müssen, sieht Strugl Verbesserungspotential. Hoch eingeschätzt und positiv beurteilt wird die Bedeutung von Technologie und Innovation, Digitalisierung werde zudem mehrheitlich positiv gesehen. Das wiederum freut den LH-Stellvertreter: „Das ist sehr positiv zu bewerten, denn damit habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet.“

Nach.Gefragt:

Der bekannte Politologe und Geschäftsführende Gesellschafter des Instituts für Strategieanalysen, Peter Filzmaier , über die Herausforderungen und Tücken von Analysen, ob er sich selbst noch im Fernsehen sehen kann und wie er mit zwei Sätzen einem 5-jährigen Kind seinen Beruf erklären würde.

Gab es jemals eine Analyse, die Sie im Nachhinein bereut haben, weil sie etwas falsch eingeschätzt haben?

Filzmaier_Als Sozialwissenschaftler muss man es mit Sir Karl Popper halten. Man kann letztlich nur Thesen aufstellen und Sir Karl Popper, Doyen der Wissenschaft, hat gesagt Thesen gelten, solange sie nicht falsifiziert werden. Das ist manchmal erfreulicherweise über viele Jahre der Fall, aber keine These ist für die Ewigkeit gültig. Wenn man diese Einstellung als Sozialwissenschaftler nicht hat, wäre man fehl am Platz und glaubt an eine allgemeingültige Wahrheit, die man verkündet und das tut niemand.

Kommt es ab und zu vor, dass Ihnen bei einer Analyse die Worte fehlen, weil der Sachverhalt besonders seltsam oder überraschend ist?

Filzmaier_Es ist eher das Problem bei Live-Interviews, dass man noch unglaublich viele andere Dinge sagen will, die aber in einem durchschnittlich vier bis fünf Minuten dauernden Interview einfach nicht sagbar sind. Das Glück dabei ist aber: Das weiß ja keiner von den Zusehern. Man selbst ärgert sich aber unglaublich darüber, weil dieses oder jenes auch noch wichtig gewesen wäre. Das sind aber Spielregeln, die man anerkennen muss als Wissenschaftler. Es gibt nun mal nicht die Zeitung zum Ausklappen, es gibt nicht das 25-Stunden pro Tag-Fernsehen. Also die Limits, sei es die Zeichenzahl in der Zeitung oder die Sendezeit im Fernsehen muss man anerkennen, auch wenn man als Wissenschaftler dann oft unvollständig ist.

Können Sie sich noch selbst im Fernsehen sehen?

Filzmaier_Selbst live sehen geht ja nicht, das wäre ein Phänomen, auch wenn im Studio ein Bildschirm mitläuft. Wenn man beispielsweise in Mails konkret auf Dinge angesprochen wird, schaue ich mir das schon ab und zu an und überprüfe, ob man mich richtig zitiert hat. Aber nicht regelmäßig, das würde keinen Sinn machen. Feedback ist in Ordnung, aber sich die ganze Zeit selbst im Fernsehen anzuschauen wäre eine komische Form des Selbst-Feedbacks.

Analysieren Sie auch selbst Ihre Analysen?

Filzmaier_Es gibt nach den Sendungen eine Reflexion und wenn mit Medienpartnern Analysen stattfinden, dann ist das wie bei Journalisten. Da gibt’s nachher eine Redaktionssitzung, wo man sich austauscht und ein wichtiger Teil auch die Selbstkritik ist. Das gehört dazu und wenn man jetzt als Wissenschaftler mit den Medien kooperiert, dann ist man Teil dieses für mich wichtigen Prozesses.

Wie würden Sie einem 5-jährigen Kind mit maximal zwei Sätzen Ihren Beruf erklären?

Filzmaier_Vom Themengebiet her ist es leicht zu erklären: Ich bin Politikwissenschaftler und Politik regelt unser aller Zusammenleben. Wer diese Regeln wie macht, wird von uns analysiert. Und das kann man auch Kindern erklären, denn Regeln gibt es im Kindergarten auch. Da ist zum Beispiel eine zentrale Frage unter Kindern, wer der ‚Bestimmer’ ist. Damit wären wir eigentlich bei der Frage der Politikwissenschaft

Normalerweise sitzen Sie ja immer selbst in der Rolle des Analysten. Was wäre aber denn die perfekte Schlagzeile für Sie?

Filzmaier_Das müssen andere beurteilen. Logischerweise hat man mit Medienauftritten auch Bekanntheit, aber ich bin Wissenschaftler. Somit habe ich wie jeder Mensch ein gewisses Maß an Eitelkeit, aber um Schlagzeilen kämpfe ich da wirklich nicht.