Gut, aber noch nicht gut genug
Österreichs Forschungslandschaft ist innovativ, aber nicht spitze. Österreich ist als Forschungsstandort attraktiv, aber nur im guten Mittelfeld. Was ist das gewisse Etwas, das Österreich noch fehlt, um die Forscher von morgen nicht zu verlieren, sondern anzulocken und auch zu halten? Dieser Frage stellte sich eine hochkarätige Gesprächsrunde in der Voestalpine Stahlwelt.
Praxisbezug, Kollegen aus der Top-Forschung, weniger Steuern und ein transparenteres Förderungssystem. Das sind die größten Baustellen, die Markus Hengstschläger (Institutsvorstand für Medizinische Genetik), Rainer Nowak (Chefredakteur „Die Presse“), Hans-Dieter Pötsch (Vorstandsvorsitzender Porsche), Wolfgang Eder (Vorstandsvorsitzender Voestalpine), Henrietta Egerth (Geschäftsführerin Forschungsförderungsgesellschaft) und Meinhard Lukas (Rektor Johannes Kepler Universität) diskutierten. Österreich stehe insgesamt nicht schlecht da, sei ein „strong innovator“, der letzte Zug ganz nach oben in die Forschungselite fehle jedoch (noch).
Brain Gain statt Brain Drain
Österreich ist Netto-Exporteur von geistigem Wissen. Das sei gut, sind unsere Forscher doch weltweit gefragt. Weniger gut sei, dass wir mehr geistiges Wissen exportieren (Brain Drain), als importieren und anziehen (Brain Gain). „Die Frage ist, wie wir junge, hochtalentierte Forscher zu uns holen und auch halten können“, so Egerth. Was junge Forscher besonders davon abhalte, nach Österreich zu kommen, sei die „viel zu hohe steuerliche Belastung für ausländische Forscher“, so Eder. Das beeinflusse vor allem bei jungen Forschern die Standortentscheidung. Daran müsse man arbeiten, denn sonst „schießen wir uns letztlich selbst aus den internationalen Spitzenplätzen.“
Top-Forschung statt Land und Leute
„Das vielzitierte Argument Österreich sei landschaftlich und kulturell anziehend, wirkt für Spitzenforscher nicht. Denen ist das ziemlich egal“, bringt es Markus Hengstschläger auf den Punkt. Das Entscheidende seien vielmehr Kollegen aus der Top-Forschung. „Egal, wo die Forschungseinrichtung ist: Wenn es sich dort abspielt, dann kommen auch gute Forscher nach.“ Zudem sei es wichtig, wie autonom man seine Ideen einbringen könne und wie gut und schnell man zu Förderungen komme. „Wichtig ist, dass das Förderungswesen immer transparent abläuft und das System gleich bleibt. Das ist eigentlich nicht sehr österreichisch“, so Hengstschläger augenzwinkernd. JKU-Rektor Meinhard Lukas betont ebenso die Reputation der Forschungsinstitute: „Was sagt die eine Uni über die andere? Darauf kommt es an. Da haben wir in Österreich die größten Defizite.“
„Der gerade stattfindende Transformationsprozess ist bestimmt durch Digitalisierung, künstliche Intelligenz, Big Data. Der Erfolg kann daher nur über die besten Konzepte kommen“, so Pötsch. Besonders der Output muss besser werden, man brauche mehr praktischen Bezug, so Lukas. Mit dem Linzer Institut of Technology (LIT) wolle man diesen Schritt gehen. „Wir haben sehr darauf geachtet, die Strukturen des LIT so zu schaffen, dass Engineering, also der praktische Bezug, sehr gut möglich ist, etwa durch Forschungslabore.“ Das sieht auch Hengstschläger so: „Das LIT ist ein Leuchtturm-Projekt, ein Idealfall, wie man es machen sollte. Hier heißt es: Stärken stärken mit einer exzellenten Entwicklung.“