Wie sich Künstliche Intelligenz auf unser Verhalten auswirken kann
Fragen der Selbstdarstellung und Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf unser soziales und kulturelles Verhalten, diesen Themen widmen sich immer mehr Medienkünstler. Bei der 13. Auflage der Reihe „Kunst belebt Wirtschaft – Wirtschaft belebt Kunst“ im Oberbank Donau-Forum, veranstaltet von der Kunstuni Linz wurde die Künstliche Intelligenz in der Medienkunst genauer unter die Lupe genommen und aufgezeigt, was das Thema für Künstler so interessant macht.
Keynote-Speakerin Christa Sommerer vom Institut für Medien an der Kunstuni Linz sagt, dass unser Selbstbild in Zukunft zunehmend durch künstliche Systeme beeinflusst wird. Ein Beispiel dafür sei der „Neuro Mirror“, eine interaktive Installation, bei der Besucher mit ihrem eigenen Selbst interagieren. Im Gespräch verrät sie uns, warum künstliche Intelligenz für Künstler wichtig ist, wie sie das Künstlerleben beeinflussen kann und was der „Neuro Mirror“ genau ist.
Warum ist künstliche Intelligenz für Künstler so wichtig?
Sommerer_Medienkünstler beschäftigen sich schon lange mit der Frage, wie der künstlerische Schaffensprozess an sich hinterfragt und erweitert werden kann. Dabei greifen sie auch auf aktuelle Anwendungen aus der Informatik, der Robotik, der Artificial-Life- und Künstlichen-Intelligenz-Forschung zurück. In vielen Fällen geht es darum, den künstlerischen Schaffensprozess zu automatisieren und dabei zu analysieren.
Wie beeinflusst künstliche Intelligenz das Leben eines Künstlers?
Sommerer_Künstliche Intelligenz ist für Künstler deshalb interessant, weil Fragen zur Selbstdarstellung und Selbstinszenierung neu verhandelt werden können. Gerade der große Trend zum Selbstportrait (Stichwort „Selfie“) weist viele Bezüge zur Kunstgeschichte auf. Künstler haben schon lange das Selbstportrait als Ausdruck einer gesellschaftlichen Entwicklung verstanden. Heute bekommt das Selbstportrait eine neue Bedeutung, da unser Selbst auch zunehmend durch digitale Avatare, Alter Egos und Künstliche Agenten beeinflusst wird.
Was ist der „Neuro Mirror“ genau?
Sommerer_Der „Neuro Mirror“ ist eine interaktive Installation, bei der Besucher mit ihrem eigenen Selbst interagieren. Er besteht aus drei interaktiven Spiegeln. In der Mitte sieht man sein eigenes Ich in Realzeit, links das Ich in der Vergangenheit und rechts einen Avatar, der das eigene Verhalten genau beobachtet und imitiert. Dieser Avatar lernt aus dem Verhalten der interagierenden Person und schlägt auch neue Verhaltensmuster vor. Beim „Neuro Mirror“ ging es um die Frage, wie das eigene Ich durch eine Spiegelung und Rückkoppelung des Verhaltens anderer beeinflusst wird.
Was waren die Ergebnisse der Podiumsdiskussion?
Sommerer_Es ging um die Frage, wie sich die Zunahme von künstlichen Agenten und Avataren auf unsere zwischenmenschlichen Interaktionen und unser Selbstbild auswirken wird. Damit im Zusammenhang stehen die Verbreitung von BeautyApps, die Langlebigkeit digitaler Avatare sowie philosophische und psychologische Auswirkungen von Interaktionen mit künstlich intelligenten Agenten. Besonders die Medienkunst ist hier in der Lage, diese Fragen gesellschaftlich verständlich zu vermitteln und darzustellen.