Programmieren für Alle
In der „Coders Bay“ in der Linzer Tabakfabrik werden ab Februar sogenannte „Junior Coder“ ausgebildet. Das ist ein Teil der Strategie von Land OÖ und AMS, dem Fachkräftemangel in der IT-Branche zu begegnen.
Rund 3.000 IT-Fachkräfte fehlen derzeit in Oberösterreich – „Arbeitssuchende gibt es in diesem Bereich kaum“, sagt Wirtschafts-Landesrat Markus Achleitner. Dass diese Lücke zu einer zunehmenden Herausforderung für Oberösterreichs Wirtschaft wird, bestätigt auch Wirtschaftskammer OÖ-Vizepräsidentin Angelika Sery-Froschauer. Mit der „Coders Bay“ installieren AMS, Land OÖ und Bfi eine Einrichtung, die mit niederschwelligen Bildungsangeboten Neueinsteiger in die IT-Welt führen soll. „Mit dem Projekt Coders Bay starten wir einen Testballon“, erklärt AMS-Landesgeschäftsführer Gerhard Straßer, „wenn die Unternehmen mitziehen, bauen wir die Ausbildungsangebote weiter aus.“ Für die ersten vom AMS ausgewählten Teilnehmer hat die neuartige Ausbildung im dritten Stock des Magazingebäudes 3 der Tabakfabrik bereits am 14. Jänner begonnen – offizieller Startschuss ist am 4. Februar.
Neues Leben im alten Tabaklager
Früher wurden hier Tabakblätter gelagert. Heute ist der weitläufige Raum im Begriff eine Art Brutkasten für Programmierer und Netzwerktechniker zu werden. Bis zu fünf Monate dauert etwa die Ausbildung zum „Junior Coder“, die auch berufsbegleitend angeboten wird. „Es geht hier nicht um Softwarearchitekten und Wirtschaftsingenieure“, betont Bfi OÖ-Geschäftsführer Christoph Jungwirth, „es geht um junge solide Coder, die sofort und unmittelbar nach der Ausbildung in Projekten, etwa in der Industrie, einsetzbar sind.“ Gemeinsam mit Industrieunternehmen und Mitarbeitern der Linzer Johannes Kepler Universität habe man einen modernen Lehrplan mit verschiedenen Schwerpunkten entwickelt. Nach einem Basismodul folgen Spezialisierungsmöglichkeiten in verschiedenen Programmiersprachen . Individuell und projektorientiert sollen Teilnehmer hier auch gezielt nach den Anforderungen von Partnerunternehmen ausgebildet werden. Derzeit stehen bei doppelter Belegung – also tagsüber und abends – 70 Plätze zur Verfügung. Finanziert wird das Projekt mit je 250.000 Euro von Land OÖ und AMS sowie mit Beiträgen von Partnerunternehmen. Die Investoren finanzieren so quasi direkt eine gewisse Anzahl an Ausbildungsplätzen – aber auch Privatpersonen können eine Ausbildung zum „Junior Coder“ oder Netzwerktechniker buchen, erklärt Jungwirth.
Die Coders Bay ist in die noch im Entstehen befindliche Infrastruktur der privat finanzierten „Grand Garage“ eingebettet. Wo derzeit noch viel Baustellenflair herrscht, soll bis Ende Februar „eine Pilgerstätte für Technologiefreaks“ geschaffen werden, wo „angstfrei Dinge ausprobiert werden können“, wie Geschäftsführerin Ruth Arrich-Deinhammer begeistert erklärt. Wie diese „Innovationswerkstatt“, die bestehende Einrichtungen wie das Ars Electronica Futurelab „ergänzen“ will, aussehen wird, kann man sich ab 28. Februar ansehen.