Gegen die Landflucht!
Der „Masterplan ländlicher Raum“ wurde mit dem Start der letzten Präsidentschaft im Bundesrat ins Leben gerufen. Seit 2019 dient er als Leitfaden für den Bundesrat, um die Wirtschafts- und Lebensbedingungen am Land konsequent zu verbessern. Der Wirtschaftsbund OÖ hat zur Pressekonferenz geladen, um über den Status Quo zu sprechen.
Der Masterplan fordert eine strategische Neuausrichtung und eine ambitionierte politische Schwerpunktsetzung für die Zukunft des ländlichen Raums. Jedes Bundesland fokussiert sich dabei für seinen Vorsitz in der Länderkammer auf einen Schwerpunkt – im Fall von Oberösterreich ist das die Wirtschaft, speziell die Standort- und Arbeitsmarktpolitik. „Um die Arbeitsbedingungen am Land zu verbessern, ist bereits einiges in Bewegung gekommen. Etwa die Weiterentwicklung der Breitbandstrategie 2030 sowie der Glasfaserausbau und der Breitbandausbau entlang der Pendlerstrecken. Auch die im Regierungsprogramm angeführte Offensive für den öffentlichen Verkehr mit der Nahverkehrsmilliarde sehe ich als großen Schritt für die ländlichen Regionen“, so Bundesratspräsident Robert Seeber.
Nahversorgung als zentrale Säule
Einen wichtigen Faktor soll auch die vorausschauende Planung der Raumordnung spielen, wobei die besonders die gesicherte Nahversorgung im Fokus steht. „Gerade in der Nahversorgung sehe ich große Möglichkeiten für ökologisches Wirtschaften. Kurze Wege in der Zulieferung der örtlichen Produzenten an den Nahversorger, kurze Einkaufswege der Konsumenten und kurze Wege zum Arbeitsplatz bei Nahversorgern und Zulieferern werden das Klima nachhaltig schonen und der Ausbau des öffentlichen Verkehrs in den ländlichen Regionen wird den Klimaschutz zusätzlich fördern“, unterstreicht Seeber die Bedeutung der Nahversorgung im Masterplan ländlicher. Auch WKOÖ-Präsidentin und Landesobfrau des Wirtschaftsbundes OÖ Doris Hummer ist von der Wichtigkeit überzeugt: „Nahversorgung ist mehr als nur die Güter des täglichen Bedarfs zur Verfügung zu stellen. Sie ist Nachbarschaftsbeziehung, Dialog, das Gespräch von Mensch zu Mensch sowie wirtschaftlicher Standortfaktor“. Außerdem ortet Hummer eine „Win-win-win-Situation“, wenn die Betriebe im ländlichen Raum bleiben: „Die Menschen können vor Ort einkaufen, die Unternehmer können ihre Produkte und Dienstleistungen maßgeschneidert auf ihre Kunden anbieten und die Gemeinden profitieren von der Kommunalsteuer.“
Unterstützung für die Unternehmer
Um die unterschiedlichen Vor- und Nachteile als Unternehmer in der ländlichen Region weiß auch Wolfgang Benischko, Inhaber Nah & Frisch Ottensheim und St. Agatha, zu berichten: „Wir haben schon Bio angeboten, da war es in den Großmärkten noch kein Thema. Auch in puncto Regionalität haben wir die Nase vorne. Ich kenne jeden meiner regionalen Lieferanten.“ Wichtig sei es eben, das Ohr beim Kunden zu haben. „Man erntet viel Dankbarkeit, das kann man nicht von jedem Job behaupten“, so Benischko. Aber er weiß auch, dass nicht alles gut läuft: „Wir haben alle das Problem, dass wir nur sehr schwer Personal bekommen.“ Darüber hinaus sieht Benischko auch die übermäßige Bürokratie, die hohe Kosten verursacht, kritisch: „Das Thema ist ein Dauerbrenner. Vor allem Klein- und Mittelbetriebe leiden unter dieser Belastung.“ Bundesratspräsident Seeber ist sich der Herausforderungen bewusst und gibt sich optimistisch: „Die oberösterreichische Präsidentschaft hat ein ambitioniertes Programm vor sich. Wir werden etwas für die Menschen in den ländlichen Regionen, für die österreichische Wirtschaft und für den Klimaschutz bewegen.“