Halbjahresbilanz 2021: OÖ im wirtschaftlichen Aufschwung
Oberösterreichs Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner zog mit Teodoro Cocca von der Johannes Kepler Universität eine Zwischenbilanz für den Wirtschaftsstandort zum ersten Halbjahr 2021. Die Erholung sei, auch dank der guten Vorarbeit der vergangenen Jahre, voll im Gange.
Alle Zahlen würden zeigen, dass die wirtschaftliche Erholung Oberösterreichs schon voll in Schwung sei. Das verkündete Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner am Mittwoch bei einer Pressekonferenz: "Bisher waren wir wirtschaftlich in der Beschleunigungsphase, jetzt ist es Zeit, auf die Überholspur zu wechseln." Anhand verschiedener Indikatoren sei abzusehen, dass die Wirtschaftszahlen im nächsten Jahr das Vorkrisenniveau wieder erreichen oder sogar übertreffen könnten.
Nachdem das Brutoregionalprodukt, also die gesamte Wertschöpfung im Bundesland, im Vorjahr um fünf Milliarden Euro auf 63,66 Euro gesunken war, sehen Prognosen das Bundesland schon heuer bei 66,4 Milliarden Euro, nächstes Jahr könnte dann der Wert von 2019 geknackt werden. Auch die Exportzahlen, die letztes Jahr um über zehn Prozent eingebrochen waren, drehen heuer wieder ins Plus.
Die Arbeitslosenzahlen haben sich im Vergleich zum Vorjahr stark verbessert: Waren im Juni 2020 noch etwa 45.400 Menschen im Bundesland arbeitslos, waren es heuer 30.600 – nur knapp über dem Wert von 28.400 im Juni 2019. Auch bei der Nutzung von Förderungen wie der Investitionsprämie des Bundes und den Betriebsansiedelungsprogrammen des Landes herrsche große Nachfrage vonseiten der Unternehmen.
Starke Krisenperformance
Teodoro Cocca, der an der Johannes Kepler Universität den Lehrstuhl für Asset Management innehat, hat sich mit Oberösterreichs Performance im Krisenjahr beschäftigt. Das Ergebnis: "Oberösterreich ist im Vergleich zu anderen Regionen sehr stabil durch die Krise gekommen und hat jetzt die Chance, neue Potentiale für sich zu nutzen."
Als wesentlichen Faktor für den Erfolg sieht er die Branchenstruktur in Oberösterreich: Die Branchen, die besonders stark von den Restriktionen im ersten Lockdown betroffen waren, machen in Oberösterreich einen geringeren Anteil der Gesamtwirtschaft aus als im Rest Österreichs. "Die Sachgütererzeugung war zwar zu Beginn sehr stark eingeschränkt, konnte sich dann aber rasch erholen." In Oberösterreich sind 22 Prozent der Beschäftigten in diesem Sektor beschäftigt, im österreichischen Durchschnitt sind es rund 13 Prozent.
Umgekehrt sind im Tourismus, der sich bis heute nicht vollständig von der Krise erholen konnte, zum Beispiel nur etwa drei Prozent der Beschäftigten tätig, während es im Österreichschnitt sechs Prozent sind. Auch die starke Exportstruktur habe Oberösterreich geholfen: Die Hauptexportmärkte Österreichs, also Deutschland, die USA und über den Weiterexport Deutschlands auch China, haben sich rascher von der Krise erholt als erwartet. An deren Erfolg konnte auch Oberösterreich anknüpfen.
Vorarbeit lohnt sich
"Hier zeigt sich, dass belohnt wird, wer in den vergangenen Jahren seine Hausaufgaben gemacht hat", so Cocca. Durch die Vorarbeit in der Standortentwicklung der vergangenen Jahre und die gute Zusammenarbeit zwischen Arbeitnehmern, Arbeitgebern und Politik habe Oberösterreich sich schnell stabilisieren können. Im Vergleich zu anderen Standorten, die durch die Pandemie eher geschwächt wurden, habe Oberösterreich seine Position sogar noch ausbauen können.
Für die Unternehmen ergebe sich jetzt eine Chance, Veränderungen auf Exportmärkten für sich zu nutzen. Weil in der Pandemie deutlich wurde, dass Lieferketten häufig zu fragil gestaltet wurden, würden jetzt immer mehr Unternehmen auf breitere Lieferantennetzwerke setzen. "Aufgrund der wirtschaftlichen Landschaft in Oberösterreich ergibt sich da durchaus eine Gelegenheit, weiter zu wachsen."