Global 2000: So heizen Österreichs Landeshauptstädte
Städte spielen eine zentrale Rolle beim Klimaschutz. Aktuell wohnen zwei Drittel der Österreicher:innen in Städten oder in urbanen Räumen. Diese sind allerdings oft noch stark von fossiler Energie abhängig. Eine neue Studie von Global 2000 untersucht die Klimabilanz der aktuellen Wärmeversorgung sowie die vorhandenen Klimapläne, Ziele und Maßnahmen der neun Landeshauptstädte. Wir haben die wichtigsten Fakten daraus für alle Städte zusammengefasst.
#1 Wien verfolgt ambitionierte Klimaziele
Die Wärmeversorgung der Wiener Haushalte beruht zu 57 Prozent auf Erdgas, zu 30 Prozent auf Fernwärme, zu acht Prozent auf Strom, zu zwei Prozent auf Heizöl und nur zu drei Prozent auf erneuerbaren Energien. Allerdings wird die Fernwärme ebenfalls zu 65 Prozent aus fossiler Energie hergestellt. Doch Wien setzt sich das ambitionierte Klimaziel, bis 2040 frei von Öl, Gas und Kohle zu werden. Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von Global 2000 betont, dass die Stadt Wien nun gefordert sei, alle notwendigen Schritte für den Ausstieg aus fossiler Energie im Wärmebereich zu setzen. „Noch viel stärkere Bemühungen braucht es hingegen, um die thermische Sanierung von Gebäuden voranzutreiben. Hier ist man weit weg von der erforderlichen Geschwindigkeit“, so Wahlmüller.
#2 Linz braucht Ausstieg aus klimaschädlichem Erdgas
Die Linzer Wärmeversorgung stützt sich zu 19 Prozent auf Erdgas und zu 59 Prozent auf Fernwärme, wobei 51 Prozent der Fernwärme aus Heizkraftwerken kommt, die mit Erdgas betrieben werden. Die restlichen Teile stammen aus Abfallverbrennung, Biomasse und Abwärme. Global 2000 hebt besonders hervor, dass Linz als bedeutende Industriestadt sehr hohe Potenziale zur Nutzung von Abwärme aufweist. Im Moment ist der Anteil aus industrieller Abwärme an der Fernwärmeerzeugung nur halb so hoch wie in Graz. In den nächsten Jahren wird es darauf ankommen, dass die Stadt diese Potenziale effizient nutzt, um einen Ausstieg aus klimaschädlichem Erdgas zu schaffen.
#3 Grazer Klimastrategie soll Fehlentwicklungen beheben
Auch Graz stützt sich bei der Wärmeversorgung noch stark auf Erdgas. Bei der Deckung des Wärmebedarfs wird zu 18 Prozent mit Erdgas gearbeitet, erneuerbare Energien haben nur einen Anteil von fünf Prozent. 48 Prozent werden durch Fernwärme gedeckt, die wiederum zu 78 Prozent aus Erdgas hergestellt wird. Ein großer Wendepunkt in der Grazer Fernwärmeversorgung war der Ausstieg aus der Kohle im Jahr 2020. Große angekündigte Projekte wie „Big Solar“, die Solarthermie großflächig einsetzen wollen, wurden noch nicht realisiert. Allerdings arbeitet die Stadt gerade an einer neuen Klimastrategie, die wesentlich beim Erreichen der Klimaziele sein wird.
#4 Innsbruck braucht Ausstiegsplan aus Öl- und Gasheizungen
Gemeinsam mit Klagenfurt hat Innsbruck mit 43 Prozent den höchsten Anteil von Heizöl an der Wärmeversorgung im Vergleich aller Landeshauptstädte. Dies verursacht hohe Emissionen. Auch Erdgas spielt mit einem Anteil von 30 Prozent eine große Rolle. Strom, Fernwärme und erneuerbare Energien decken jeweils zehn Prozent des Wärmebedarfs. Johannes Wahlmüller von Global 2000 unterstreicht: „Wichtig ist, dass die Ölheizungen nicht gegen Gasheizungen getauscht werden, sondern auf eine klimafreundliche Wärmeversorgung gesetzt wird.“ Innsbruck möchte bis 2050 energieautonom sein und bis dorthin die Wärme zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien beziehen. Global 2000 betont, dass dies ein relativ später Zeitpunkt sei. Positiv hervorgehoben wird allerdings, dass die Stadt Innsbruck mit eigenen Mitteln Wärmepumpen und thermische Sanierungsmaßnahmen fördert.
# 5 Eisenstadt will Klima-Musterstadt werden
Wie auch in anderen Hauptstädten zeigt die Studie von Global 2000, dass Eisenstadt noch immer eine schwer klimaschädliche Wärmeversorgung hat. 76 Prozent der Gebäude werden hier mit fossiler Energie beheizt, wobei Gas deutlich dominiert. Auch Ölheizungen kommen mit elf Prozent häufig zum Einsatz. vierzehn Prozent kommen aus erneuerbaren Energien, zehn Prozent aus ineffizienten Stromheizungen und drei Prozent aus Fernwärme. Eisenstadt hat sich selbst zum Ziel gesetzt, zu einer „Klima-Musterstadt“ zu werden. Dafür sie es laut Global 2000 notwendig, rasch auf klimafreundliche Technologien in der Wärmeversorgung zu setzen. „Es braucht einen klaren Plan für den Ausstieg aus Gas und Öl bis 2040, der als Ausgangspunkt für die notwendige Umstellung dienen kann“, so Johannes Wahlmüller von Global 2000.
# 6 St. Pölten soll aus fossiler Energieversorgung aussteigen
Auch in St. Pölten wird zu einem hohen Anteil mit klimaschädlichem Erdgas geheizt. Zwar konnte die Stadt in den letzten Jahren die Treibhausgasemissionen und den Energieverbrauch senken, Erdgas ist aber nach wie vor stark präsent. 33 Prozent der Haushalte heizen mit einer Gasheizung, drei Prozent mit einer Ölheizung. 40 Prozent sind an das Fernwärmenetz angeschlossen, 13 Prozent nutzen Strom als Energieträger und 11 Prozent heizen mit Biomasse. Wie auch in anderen Landeshauptstädten stützt sich die Fernwärmeerzeugung zu einem großen Teil auf fossile Energie. Global 2000 kritisiert, dass es in St. Pölten noch keinen mittelfristigen Plan für den Ausstieg aus fossiler Energie gebe. Dies sollte rasch nachgeholt werden.
# 7 Bregenz hat höchsten Anteil an klimaschädlichen Heizungen
In Bregenz heizen 90 Prozent aller Wohngebäude mit fossilen Heizungen. Das ist der höchste Anteil klimaschädlicher Heizungen in allen Landeshauptstädten. 75 Prozent heizen mit Gas, fünfzehn Prozent mit Öl. Nur sieben Prozent heizen mit erneuerbaren Energien und drei Prozent mit ineffizienten Stromheizungen. Fernwärme kommt in Bregenz nicht zum Einsatz. In den letzten zehn Jahren ist der Wärmebedarf der Haushalte darüber hinaus um 16 Prozent gestiegen, was den Gasverbrauch weiter erhöht hat und steigende Treibhausgasemissionen zur Folge hatte. Bregenz hat zuletzt den Klimanotstand ausgerufen. Eine klare Strategie wurde bis jetzt nur zu Teilen veröffentlicht. Positiv hervorzuheben ist allerdings, dass die Stadt schon jetzt Heizanlagen auf Basis erneuerbarer Energien fördert.
# 8 Salzburg braucht klare Klimaziele
Die Salzburger Haushalte heizen zu 30 Prozent mit Erdgas, zu 18 Prozent mit Heizöl, zu elf Prozent mit Biomasse und zu 33 Prozent mit Fernwärme. Damit hat Salzburg als eine der wenigen Landeshauptstädte sowohl einen hohen Anteil an Ölheizungen als auch an Erdgas. Auch die Fernwärme setzt sich zum Großteil aus fossiler Energie zusammen. Global 2000 kritisiert vor allem, dass Salzburg bisher keine zufriedenstellenden Pläne geliefert hat, die schwer klimaschädliche Wärmeversorgung zu ändern. Bis jetzt wurden nur Teilziele formuliert, wie die Fernwärmeaufbringung bis 2040 zur Hälfte aus erneuerbaren Energien zu beziehen. Im Moment wird in Salzburg allerdings ein neuer Klimaschutzzielpfad entwickelt, der laut Global 2000 große Chancen bietet, auf klimafreundliche Technologien umzusatteln.
# 9 Fortschritte, aber weiterer Handlungsbedarf in Klagenfurt
Im Vergleich zu anderen Bundesländern ortet Global 2000 in Klagenfurt deutliche Fortschritte in Richtung einer klimafreundlichen Wärmeversorgung. Dennoch gibt es viel zu tun. Kritisch sieht die Studie vor allem den hohen Anteil an Ölheizungen. Um seine ambitionierten Klimaziele zu erreichen und bis 2040 tatsächlich den Anteil an erneuerbaren Energien auf 100 Prozent zu steigern, gilt es hier anzusetzen. Der Wärmebedarf der Klagenfurter Haushalte wird noch bis zu 43 Prozent mit Heizöl gedeckt. Die Fernwärmerzeugung stützt sich zu 19 Prozent auf Erdgas, aber zu 81 Prozent auf Biomasse. Damit stellt Klagenfurt eine der wenigen Landeshauptstädte dar, die die Fernwärmeversorgung schon jetzt zum Großteil aus erneuerbaren Energien bereitstellt.
Die Global 2000 Studie zeigt also: Es gibt in allen Hauptstädten noch viel zu tun. Die Umweltschützer:innen fordern einen konkreten Plan für den Ausstieg aus fossiler Energie bis 2040 und rufen alle Landeshauptstädte zu einer konsequenten Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen auf.