Mit 10.000 PS dem Sonnenaufgang entgegen
Petra Irauschek ist eine Power-Frau, und zwar im wahrsten Sinn des Wortes. Die dreifache Mutter (34) aus Amstetten steuert bei den ÖBB täglich 10.000 PS starke Lokomotiven. Zudem bildet sie auch noch den Lokführer:innen-Nachwuchs aus.
Frau Irauschek, wie viel PS hat eigentlich Ihr Auto?
Petra Irauschek: Wir haben einen Opel Family-Van mit sieben Sitzen. Bei drei Kindern braucht man schon viel Platz. Da zahlt sich die Größe des Wagens richtig aus. Und er hat übrigens 110 PS.
Da sind Sie ja in Ihrem Job mit wesentlich mehr Power unterwegs!
Petra Irauschek: Das ist richtig. Ich arbeite seit mehr als zwölf Jahren bei den ÖBB und steuere dort täglich 10.000 PS starke Lokomotiven quer durch Oberösterreich.
Sie sind in Linz stationiert. Dort gibt es aktuell nur fünf Damen, die Lokomotiven steuern. Warum haben Sie sich ausgerechnet für diesen Job entschieden?
Petra Irauschek: Ursprünglich hatte ich ja den Traum, Pilotin zu werden. Abgeschlossen habe ich dann die Tourismusschule. In diesem Bereich habe ich in der Folge aber nie gearbeitet, da ich mich von einem auf den anderen Tag in die Eisenbahn verliebt habe. Eine Freundin hat mir damals gesagt, dass Lokführer:innnen gesucht werden. Ich bin einmal mitgefahren und dann war die Entscheidung für mich klar.
War es zu Beginn nicht etwas furchteinflößend, solch riesige Maschinen zu steuern?
Petra Irauschek: Der Respekt war auf jeden Fall da. Aber gerade für mich als technikbegeisterte Frau überwog ganz klar die Vorfreude, endlich eine Lok alleine fahren zu dürfen. An die hohe Geschwindigkeit mit bis zu 230 km/h musste ich mich anfangs aber schon noch gewöhnen.
Der Job ist sehr männerdominiert. Müssen Sie sich oft mit unqualifizierten Sprüchen von Fahrgästen oder Kolleg:innen herumschlagen?
Petra Irauschek: Das ist in meiner Anfangszeit noch das ein oder andere Mal vorgekommen. Doch mittlerweile gibt es das nicht mehr. Ich habe mich bewiesen, mache meine Arbeit sehr gut und das wird auch von allen Seiten anerkannt.
Mittlerweile sorgen Sie sogar für den Nachwuchs bei den ÖBB, bilden seit 2018 die künftigen Lokführer:innen aus. Wie kam es dazu?
Petra Irauschek: Ich bin mittlerweile seit fast dreizehn Jahren dabei und möchte mein Wissen weitergeben. Mit den Zügen zu fahren, ist ein wunderschöner Beruf. Es sitzen auch immer mehr Frauen in den Ausbildungskursen. Wobei sich viele Damen anfangs noch unsicher sind, ob der Job gerade aufgrund der Technik und der hohen PS-Zahl machbar ist. Aber ich kann versichern, dass er auf jeden Fall machbar ist.
Warum würden Sie gerade einer Frau zu diesem Job raten?
Petra Irauschek: Es ist ein sehr abwechslungsreicher Job, bei dem man viel herumkommt. Es wird nie langweilig. Für Männer und Frauen gibt es zudem im selben Job das gleiche Gehalt. Die Technik darf auf keinen Fall einschüchtern.
Was war für Sie bislang der schönste Moment in Ihrem Beruf?
Petra Irauschek: Gerade wenn man Frühdienst hat, ist es wirklich spannend, zu sehen, wie die Stadt und seine Bewohner aufwachen. Wenn das Wetter passt, ist es oft ein Traum dem Sonnenaufgang sozusagen entgegen zu fahren. Das sind unbezahlbare Eindrücke.
GEDANKEN
Mein Morgenritual, um in den Tag zu starten_
Ich starte immer mit einer Tasse Kaffee in den Tag. Das muss sein, da ich Kaffee wirklich sehr gerne trinke.
Motivierend sind für mich_
Auf jeden Fall meine drei Kinder.
Schlechte Laune vertreibe ich so_
Mit Bewegung. Ich bin sehr gerne an der frischen Luft und gehe mit meiner Familie spazieren.
Ein Rat, der mich wirklich weitergebracht hat_
Nicht zu lange über etwas nachdenken, sondern einfach machen. Ich vertraue oft lieber meinem Bauchgefühl.
Energie und Kraft tanke ich mit_
Viel Schlaf.