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Auf einer Achse – Duo baut den Rollstuhl der Zukunft

Auf einer Achse – Duo baut den Rollstuhl der Zukunft

Mit dem Rollstuhl durch den Schnee und über unwegsames Gelände: Die beiden Unternehmer Lukas Rigler und Dominik Lorenz machen es mit Hoss Mobility aus Waldhausen möglich. Sie bauen den Rollstuhl der Zukunft. Dank der extra großen Räder wird beinahe jedes Hindernis zum Kinderspiel.

Es begann alles im Jahr 2012. Eigentlich wollte der gelernte Elektrotechnikingenieur Lukas Rigler aus Waldhausen nur sein Segway auf Ebay im Internet verkaufen. Doch der potenzielle Käufer löcherte ihn mit zahlreichen Detail-Fragen. Wie sich rasch herausstellte, war der Interessent Rollstuhlfahrer und versuchte mit dem Segway sein Gefährt etwas „aufzumotzen“. „Er hat mir erzählt, dass ihn vor allem die kleinen Räder am Rollstuhl beim Fahren immer wieder vor Probleme stellen. Ich habe ihm dann beim Umbau geholfen“, erzählt der 39-Jährige im Gespräch mit uns.

Lediglich zwei Monate danach hatte der Käufer dann seinen neuen, verbesserten fahrbaren Untersatz. Als Sitzfläche diente in diesem Fall eine Kiste. Mit diesem neu gebauten Fahrzeug wurde er bald darauf auf einer Messe in seiner Heimat zum heimlichen Star. „Er hat mich angerufen und mir gleich die ersten Bestellungen durchgegeben. Wir haben dann auch wirklich 100 Stück davon hergestellt und verkauft“, lacht Rigler.

Damit war für den Jungunternehmer klar, er müsse mehr daraus machen. Nach reiflicher Überlegung und vielen Tests mit Prototypen gründete Rigler 2018 mit seinem Freund Dominik Lorenz (32) eine eigene Firma. Mit „Hoss Mobility“ produziert das Duo seither kompakte, wendige und geländegängige Rollstühle. Fahren über den Randstein, im Schotter oder sogar im Schnee – für den Rollstuhl von Hoss alles gar kein Problem. Der fahrbare Untersatz wird via Hand per Joystick gesteuert, kann auf bis zu 15 km/h beschleunigen und hat dabei eine Reichweite von 60 Kilometern. Das Besondere daran: der elektrische Rollstuhl hält auf zwei großen Rädern auf einer Achse selbstständig die Balance. Rigler ergänzt: „In einer Großstadt bin ich aufgrund der Reichweite nicht mehr auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen, sondern kann die Strecken problemlos mit dem Rollstuhl bewältigen.“

Steuerung mit einem Joystick

Ob die Wege über Kanaldeckel, unebene Gehsteige oder Waldwege führen – die Sicherheit ist stets gewährleistet. Denn auch in den Bereich Schutzmechanismen haben Rigler und Co. viel Arbeit gesteckt. Als Beispiel: Sollte der Rollstuhl wegen Glatteis den Halt verlieren, erkennt das System sofort die prekäre Situation, bremst ab und fährt Stützen aus. „Das Gerät ist eingebremst und der Rollstuhlfahrer hat einen sicheren Stand. Es kann nichts passieren. Auf dieses System haben wir auch ein Patent angemeldet“, so Rigler.

Nach all den positiven Eigenschaften wollten natürlich auch wir uns ein Bild von der Revolution unter den Rollstühlen machen. Nach einem kurzen Telefonat folgte auch schon die Einladung zum Besuch des Firmensitzes in Waldhausen im Strudengau, rund 30 Kilometer von Perg entfernt. Auf drei Etagen tüfteln dort neun Mitarbeiter:innen, um Rollstuhlfahrer:innen das Leben zu erleichtern. Nach einer Führung durch die Werkstatt, dem Herzstück von Hoss Mobility, ist es dann soweit. Wir dürfen den innovativen Rollstuhl probefahren. Und tatsächlich: Ein Randstein, kleinere Steine oder die angrenzende Wiese – der Hoss-Rollstuhl steuert problemlos über sämtliche Hindernisse. Die Steuerung mit dem Joystick ist kinderleicht und auch wenn man sich nach vorne oder nach hinten beugt, hält das Gefährt stets die Balance.

Nach längerer „Testfahrt“ bekommt man ein immer besseres Gefühl für den hochmodernen Rollstuhl. Wir drehen mehrere Runden um das Firmengelände und werden von Minute zu Minute mutiger, trauen uns auch den Joystick zur Beschleunigung weiter nach vorne zu drücken. Anfangs noch etwas zurückhaltend, fahren wir dann auch problemlos über die angrenzende Wiese an einem Teich vorbei und nehmen auch kleinere Randsteine nicht als Hindernis wahr. Unser Fazit: Wir sind zum Glück nicht auf einen Rollstuhl angewiesen. Aber für all jene, die einen benötigen, ist dieser Rollstuhl mit den großen Rädern auf alle Fälle eine riesige Erleichterung im täglichen Leben.

Fünf Jahre Entwicklungsarbeit

Nach fünf Jahren Entwicklungsarbeit und rund 100 verkauften Hoss-Geräten (Kaufpreis pro Stück: 20.000 Euro) hat es der innovative Rollstuhl auch schon ins Fernsehen geschafft, genauer gesagt zur Erfinder-Show „Zwei Minuten, Zwei Millionen“ auf Puls 4. Bei den Unternehmer-Größen Hans Peter Haselsteiner und Philipp Maderthaner hatte das Duo reges Interesse geweckt. Nach der Präsentation ihres Pitches waren die beiden bereit, für 15 Prozent Firmenbeteiligung eine Million Euro in das Unternehmen aus dem Mühlviertel zu investieren.

Wie unsere Recherchen ergaben, hat sich der Deal in den weiteren Verhandlungen zwar noch zerschlagen. Doch für Rigler und Co. ist das kein Beinbruch. Denn nach dem Auftritt in der TV-Show sind die Anfragen potenzieller Partner:innen wahrlich durch die Decke geschossen. „Es haben sich einige Firmen bei uns gemeldet, die sich beteiligen wollen. Mit zwei befinden wir uns in sehr guten Gesprächen“, verrät Rigler.

Die Investitionssumme soll dabei die in der Show zunächst erhofften zwei Millionen Euro übersteigen. Ob es tatsächlich zu einem Abschluss kommt, ist derzeit noch nicht sicher. Fest steht: Mit bereits 200 weiteren Vorbestellungen für das heurige Jahr ist der Hoss Mobility-Rollstuhl weiterhin auf der Überholspur unterwegs.