Glasfaserausbau in Österreich – künftig mit mehr Kooperation
Die diesjährige FiberEnquete 2022 „Synergien durch Kooperationen – wir schaffen gemeinsam mehr!“ steht im Zeichen der Zusammenarbeit, auch über Firmengrenzen hinweg. Das erklärte Ziel ist eine flächendeckende Versorgung in Österreich bis 2030, in der Stadt wie auch am Land.
Österreich soll zu einer der führenden Digitalnationen in der EU gemacht werden, so das Ziel der Bundesregierung. Fjodor Gütermann, der stellvertretende Leiter des Büros Breitband im Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus: „Der deklarierte Plan bis 2030 ist es, eine flächendeckende Verfügbarkeit von festen und mobilen Gigabit-Anschlüssen zu schaffen und dabei eine digitale Kluft zwischen Stadt und Land zu vermeiden. Insgesamt stehen im Fördertopf 1,4 Milliarden Euro als zusätzliche Mittel bis 2026 zur Verfügung.“
Differenzierte Strategien der großen Player im Vergleich zur Glasfaserbranche
Wenn es um den Ausbau der Infrastruktur geht, sind sich die großen Player A1, Magenta und Drei einig: Man begrüßt die Zusammenarbeit. Auch die übrige Branche spricht sich für eine verstärkte Kooperation im Infrastrukturbereich aus. Man begrüßt auch ausländische Investor:innen, wenn es dadurch gelingt, den Glasfaserausbau bis in Randlagen auszudehnen.
„Cherry-Picking“ vermeiden
Denn dies ist ein zentraler Punkt in der Strategie. Auch für Igor Brusic, Präsident der Open Fiber Austria. „Die Flächendeckung im Ausbau ist ein ganz zentraler Punkt. Ein sogenanntes ‚Cherry-Picking‘ soll tunlichst vermieden werden.“ In diesem Fall würden nämlich entlegenere Randgebiete übrigbleiben, die durchschnittlich 15.000 bis 20.000 Euro je Hausanschluss kosten.
Ausländische Investments – geht es nur um die Take-Rate?
Seit den letzten zwei Jahren macht sich ein Investor:innen-Boom in Österreich bemerkbar. Viele ausländische Investoren drängen in den attraktiven österreichischen Glasfasermarkt, da sich mit Glasfaserprojekten langfristige und nachhaltige Renditen erzielen lassen. Doch die Situation wird auch kritisch gesehen, wie zum Beispiel bei Magenta. „Viele Investor:innen kommen jetzt nach Österreich, solange gute Förderungen abgeholt werden können und wenn hohe Take-Raten gegeben sind. Langfristig sind Take-Raten von über 40 Prozent ein Hirngespinst und das Geschäft sollte auch ohne Förderung funktionieren“, sagt CEO Andreas Bierwirth. So ganz ohne Förderungen werde es nicht gehen, sind sich die Expert:innen aus den jeweiligen Landesgesellschaften einig. Der Grund liegt in der hohen Zersiedelung in Österreich.
A1-Chef Marcus Grausam sieht für das aktuell große Interesse aus dem Ausland einen Zusammenhang mit der Zinspolitik: „Wenn die Zinsen steigen, wird es wieder zu einer Konsolidierung kommen. Ein Investment ist nur so lange interessant, solange das Businessmodell passt und der Investor Geld verdient. Mit niedrigen Take-Raten fliegt ein Business Case nicht.“
Offenes Netz wächst – Standardisierung beschleunigt Glasfaserausbau
Die Zahl der offenen Glasfasernetze in Österreich ist stetig im Wachsen. Nun geht es um die Kompatibilität zwischen den einzelnen Anbieter:innen und Systemen. Es ist dringend erforderlich, dass Schnittstellen und Prozesse so standardisiert werden, dass alle Stakeholder miteinander reibungslos kommunizieren können. Dazu Vizepräsident Open Fiber Austria, Martin Wachutka: „Unsere Aufgabe in den kommenden Jahren ist es, die Schnittstellen zu den Netzen zu definieren, abgestimmte Prozesse zwischen den Stakeholdern festzulegen sowie eine österreichweit eindeutige und unverwechselbare Glasfaserkennung (sogenannte „Open Acces ID“) zwischen allen Stakeholdern umzusetzen.“ Dieser Standard ermöglicht eine schnelle, fehlerfreie und effiziente Kommunikation. So sinken auch die operativen Kosten für alle Beteiligten. Wer sind die Stakeholder? Es handelt sich um Besitzer:innen von Infrastruktur, aktive Netzbetreiber:innen, Internet Service Provider, Unternehmen sowie die Nutzer:innen selbst.
Der deklarierte Plan bis 2030 ist es, eine flächendeckende Verfügbarkeit von Gigabit-Anschlüssen zu schaffen und dabei eine digitale Kluft zwischen Stadt und Land zu vermeiden.
Fjodor Gütermann, stellv. Leiter des Büros Breitband im Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus
Über den Veranstalter:
Open Fiber Austria:
Die Open Fiber Austria (OFAA) wurde 2021 mit dem Ziel gegründet, offene, flächendeckende und leistbare Glasfasernetze in Österreich zu ermöglichen. Der Verband sieht sich als Drehscheibe für die Telekommunikationsbranche, für Infrastrukturbesitzer:innen, Betreiber:innen von Glasfasernetzen und Kabelnetzen sowie Internet Service Providern für die notwendige Infrastruktur. Ein erster Schritt ist die Entwicklung des Standards OAID (Open Access ID), der den Zugang zu einem offenen Netz wesentlich vereinfacht. www.ofaa.at