Wie sicher ist unsere Energieversorgung?
Zu 80 Prozent ist Österreich von russischen Gasimporten abhängig. Während bei der Energieversorgung durch Strom und Öl nur wenig Bedarf durch Russland gedeckt wird, wäre ein Stopp der Gaslieferungen speziell für ein Industriebundesland wie Oberösterreich fatal. Damit es erst gar nicht zu Shutdowns und Produktionsstillständen kommt, bemühen sich Land und Bund um kurz-, mittel- sowie langfristige Lösungen.
Verunsicherung macht sich breit. Spätestens seit die Europäische Union ein Öl-Embargo als neuerliche Maßnahme gegen Russlands Angriffkrieg in der Ukraine-Krieg in Aussicht stellt, fürchten Österreichs Unternehmen um ihre Produktion. Aus gutem Grund. Schließlich könnte das nur der erste Schritt sein, bevor man auch über ein Gas-Embargo nachdenkt. Ersteres wäre verschmerzbar, Letzteres nicht. „Ich habe daher den Landes-Energielenkungsbeirat für Oberösterreich einberufen, um in diesem Gremium mit den wichtigsten Energieversorger:innen sowie Mitglieder:innen der Interessensvertretungen die Auswirkungen der geopolitischen Lage auch auf die Energieversorgung in Oberösterreich zu beleuchten und zu diskutieren“, so Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner.
Zu der Abhängigkeit von 80 Prozent von russischem Gas kommt hinzu, dass mehr als drei Viertel des oberösterreichischen Gasverbrauchs auf den produzierenden Bereich und nicht etwa auf die Privathaushalte entfällt. Das bedeutet auch, dass ein erneuter Einbruch der Produktion und Wirtschaft den Arbeitsmarkt im Land schwächen würde. Hat sich dieser seit der Pandemie wieder erstaunlich gut erholt, wäre ein erneuter Einschnitt in diesem Ausmaß ein Rückschlag für die gesamte Bevölkerung. Um den Ernstfall entsprechend abzufedern werden nun Gasreserven aufgebaut und man wolle dafür sorgen, dass ein Gas-Embargo nicht teil der Sanktionen gegen Russland werde, so Achleitner.
Unabhängiger dank Innovation
Mittelfristig setzt die Politik auf Erneuerbare Energien. „Gerade bei Photovoltaik ist das Interesse in Oberösterreich bereits in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, aber jetzt ist der Ansturm darauf regelrecht explodiert. Dieser erfreuliche Photovoltaik-Boom bringt aber auch große Herausforderungen, wie sich jetzt immer deutlicher zeigt“, erklärt Achleitner. Der Krieg gegen die Ukraine und seine Auswirkungen habe die Nachfrage nach erneuerbaren Energien als Alternative zu Gas und Öl massiv erhöht. Die Wirtschaft und Politik stehen nun vor zentralen Herausforderungen: der Verfügbarkeit von Fachkräften und Rohstoffen sowie einem raschen Netzausbau.
Darüber hinaus sei laut Expert:innen mittlerweile absehbar, dass eine Unabhängigkeit von Russland in etwa nur innerhalb der nächsten zehn Jahre realistisch ist. Umso dringender müssen auch Maßnahmen auf lange Sicht ergriffen werden. „Hier treiben wir verschiedene Forschungsagenden voran, um etwa grünen Wasserstoff zu erzeugen. Wir setzen auf die Verbindung aus Sonne und Wind, um daraus nachhaltigen Wasserstoff herzustellen“, gibt der Landesrat Einblicke. So könne in Summe die Energiewende auf Dauer gelingen und unsere Energieversorgung beständig gesichert werden.
Der Krieg gegen die Ukraine und seine Auswirkungen haben die Nachfrage nach erneuerbaren Energien als Alternative zu Gas und Öl massiv erhöht.
Markus Achleitner, Energie- und Wirtschaftslandesrat Oberösterreich