Erfolgsrezept New Work: Der Weg in die neue Arbeitswelt
Vor der Pandemie ist nach der Pandemie? Im Berufsleben stimmt das nicht ganz. Das Phänomen „New Work“ bestimmt seit Jahren den Wandel in der Arbeitswelt – Corona hat viele dieser Neuerungen stark beschleunigt. Dabei sind die meisten von ihnen nicht nur gekommen um zu bleiben, sie werden zudem auch weiterentwickelt. Weshalb genau und wie das konkret aussehen kann? Das stellen einige Vorreiter:innen unter Beweis, die New Work Konzepte bereits heute (er)leben.
Was einen attraktiven Job ausmacht ist natürlich Ansichtssache. Der Megatrend New Work bringt jedoch Veränderungen mit sich, die in der Breite der Bevölkerung nicht ohne Grund großen Anklang finden. Sie bringen Vorteile mit sich. So sind etwa Homeoffice und digitale Meetings, um nur zwei besonders prominente Beispiele zu nennen, spätestens seit der Coronakrise nicht mehr wegzudenken. Aber auch innovative Raumkonzepte erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, da diese der Grundstein der Arbeitsplätze von morgen sind. Aus Büros werden Kreativwerkstätten und Orte der Begegnung – ihre Bedeutung selbst befindet sich also im Wandel.
Wie das Beispiel eines Rieder Unternehmens zeigt, lohnt es sich, die eigene Unternehmenskultur mit den Ansprüchen der New Work in Einklang zu bringen – architektonisch wie technologisch. Der Plan stand schon vor dem Umzug in ein neues Betriebsgebäude fest: „Ziel war es, ein New Work Umfeld zu schaffen, das perfekt zu uns passt. Damit leisten wir einen enormen Beitrag zu unserem Employer Branding“, sagt Daniel Rossgatterer, Geschäftsleiter von ACP TEKAEF. Heutzutage würden sich die Mitarbeiter:innen das Unternehmen aussuchen und nicht mehr umgekehrt, weshalb Marke, Unternehmenskultur und Büro-Location gut und authentisch zusammenspielen müssten.
Gesagt, getan. Von den Raumteiler-Ideen ohne Türen über die eigene Team-Lounge bis hin zur besonders angenehmen Akustik, geht es um den Wohlfühlfaktor der Mitarbeiter:innen im Unternehmen. „Bei uns ist die Zielsetzung voll aufgegangen und wir spüren die positiven Auswirkungen: Seit der Umsetzung unseres New Work Bürokonzeptes hat sich die Anzahl der Initiativbewerbungen vervierfacht“, so der Geschäftsführer. Vor allem jüngere Generationen spricht dieser innovative Ansatz an.
Mehr als „nur“ Homeoffice
Zwar ist, wie so oft, auch New Work ein Generationenthema. Eines steht jedoch im Querschnitt der Gesellschaft fest: „Nicht nur der Arbeitsort verändert sich immer mehr zur freieren Gestaltung, sondern auch der Arbeitsraum entwickelt sich weiter. Es werden neue Anforderungen an Führung, Kommunikation und Kollaboration gestellt, welche durch den Arbeitsraum unterstützt oder sogar erst ermöglicht werden“, erklärt Patrick Berger, Lecturer und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Fachhochschule Salzburg. So fordere beispielsweise der Trend zu offenen Innovationsprozessen einen entsprechenden kreativen Arbeitsraum ein. Laut wissenschaftlichen Erkenntnissen sei zu erkennen, dass jüngere Generationen, die nach und nach in die Arbeitswelt drängen, einen attraktiven Arbeitsraum verlangen – weg vom Zellenbüro, hin zum flexiblen Arbeitsplatz.
Ein weiteres Praxisbeispiel hierfür ist der bluebird.space in der Salzburger Panzerhalle. Ein Shared-Office Konzept, das auf 800 Quadratmetern über zwei Etagen von mehreren Firmen partnerschaftlich genutzt wird. Hier treffen sogenannte Fokuszonen, in denen ruhig und konzentriert gearbeitet wird, auf mit hochwertigen digitalen Tools ausgestattete CoLab-Areas für Besprechungen und Videokonferenzen. Darüber hinaus sorgen Kommunikationszonen für den informellen Austausch und Erholungszonen zum Entspannen. „Der bluebird.space zeigt einen völlig neuen Weg in der Konzeption von Büros. Insofern eignet sich dieses Projekt sehr gut als Role-Model für zukünftige Büroraumplanung“, so Laura Wiesner, Co-Geschäftsführerin von Wiesner-Hager Möbel.
Weg vom „Mein-Schreibtisch-Denken“
Doch das Prinzip von New Work geht über innovative Büroräumlichkeiten hinaus. „Remote-Arbeit hat bereits nachhaltig an Bedeutung gewonnen“, ist Wiesner überzeugt. Mehr Remote-Zusammenarbeit erfordere auch ein Überdenken des räumlichen Angebots an Büroflächen. Die Expertin geht davon aus, dass diese Entwicklungen längerfristig Büroflächen um mindestens zehn Prozent – in manchen Branchen auch deutlich mehr – schrumpfen lassen werden. Als Spezialistin für Büroeinrichtung, Office Consulting und Innenarchitektur empfiehlt Wiesner, man solle das Thema New Work auf verschiedenen Ebenen angehen. Hierfür hat die Oberösterreicherin ein eigenes „Erfolgsrezept“ entwickelt.
Erfolgsrezept: 7 New Work Szenarien für die Zukunft
#1 Physical statt Social Distancing
Dünner besiedelte Büros, der Einsatz flexibler Raumteiler sowie frei nutzbare Zonen im Büro. All diese Lösungen helfen laut Wiesner, die soziale Distanz zu minimieren, ohne dabei Hygienekonzepte und Abstandsregeln vernachlässigen zu müssen.
#2 Remote-Arbeit von überall
Ortsunabhängiges Arbeiten sollte nicht als Übergangslösung verstanden werden, sondern als integraler Bestandteil einer neuen Arbeitskultur. Sogenannte Cloud Collaborations ermöglichen, dass Teams, trotz räumlicher Trennung, uneingeschränkt zusammenarbeiten können. Arbeitgeber:innen können somit ihre Räumlichkeiten in Zukunft entweder minimieren oder neu gestalten.
#3 Räume neu denken
Die Neugestaltung von Räumen, indem man diese neu denkt, ist ohnehin ein entscheidender Aspekt. „Co-Working Units für Team- und Projektarbeiten, Multimedia-Räume für Hybrid-Meetings und Silent Rooms für konzentriertes Arbeiten und Remote-Gespräche stehen im Fokus zukünftiger Büroraumplanung“, gibt Wiesner einen Ausblick.
#4 Der „Klassiker“: Homeoffice
Das wohl prominenteste Beispiel dafür, wie sehr die Coronakrise die Arbeitswelt beeinflusst hat, ist die Beliebtheit von Homeoffice. Wiesner beschreibt es als Entwicklung „von der Ausnahme zum Standard“. Umso wichtiger sei es, die rechtlichen Rahmenbedingungen und Fragen zur verfügbaren Infrastruktur – von der IT bis zur ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung – zu klären.
#5 Meetings hybrid und multimedial gestalten
Was die meisten aus der Pandemie gelernt haben: Viele Termine sind auch digital durchaus umsetzbar. Sei es beim Jour fixe, im Kundengespräch oder im Austausch mit Kolleg:innen, es wird zur Selbstverständlichkeit, virtuelle Gesprächspartner hybrid zu integrieren. Wiesner zufolge seien Unternehmen daher gut beraten, ihre Infrastruktur dahingehend weiter auszubauen.
#6 Stauraum reduzieren
Spätestens seit der Digitalisierung verringert sich der benötigte Stauraum in Büros zunehmend. Cloud- und Drivelösungen sowie Speicherdatenbanken ersparen ein Übermaß an Akten, Papier und generellem Ressourcenverbrauch. All das schafft zum einen Platz für moderne Bürokonzepte und spart zudem Mittel ein, die wiederum an anderer Stelle sinnvoll eingesetzt werden können.
#7 Activity-based working
„Die Tätigkeit bestimmt den Arbeitsort“, erklärt die Expertin den Grundgedanken von Activity-based working. Dem kreativen Gestaltungsfreiraum sind dabei keinen Grenzen gesetzt – abseits des klassischen Schreibtisches trifft man sich in der Arbeitswelt von morgen in Working Cafés, Bibliotheken, Lounges und sonstigen New Work Locations.