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MOMotto mit Brigitte Maria Gruber: „Wer nichts sagt, der ist nicht sichtbar.“

MOMotto mit Brigitte Maria Gruber: „Wer nichts sagt, der ist nicht sichtbar.“

Seit fast 20 Jahren bietet die Frauen:Fachakademie Schloss Mondsee ein außergewöhnliches Bildungsprogramm für Frauen an. Gründerin Brigitte Maria Gruber erhielt 2021 – neben dem OÖ Frauenförderpreis – auch die MINERVA by SHEconomy für ihr Engagement zur Stärkung und Vernetzung von Frauen. Im Gespräch erzählt sie, wie sie in den Tag startet, was sie antreibt und was sich in puncto Gleichberechtigung noch alles ändern muss.

Die Frauen:fachakademie bietet Workshops, Seminare aber auch einen Management-Lehrgang und verschiedene Mentoringprogramme an. „Ich bin immer gegen den Begriff Frauenseminare weil dieser eine spezielle Konnotation hat. Ich sage immer Seminare speziell für Frauen“, sagt die Expertin. Und es gibt noch einiges zu tun: „Man braucht nur in die Vorstandsetagen der großen Konzerne zu schauen. Da sind hauptsächlich Männer vertreten. Ich spreche hier nicht gegen die Männer, ganz im Gegenteil, den Männern fehlt etwas, wenn Frauen nicht mit im Team sind, wenn sie nicht mitgestalten. Und umgekehrt ist es genau so. Eine Welt ohne Männer – das wollen wir uns auch nicht vorstellen, oder?“

Der fehlende Selbstwert und die Sache mit der ersten Reihe

Doch warum sind Seminare speziell für Frauen im Jahr 2022 noch nötig? Brigitte Maria Gruber erklärt das folgendermaßen: „Prinzipiell bringt jede Teilnehmerin eine andere Herausforderung mit. Dennoch kann ich nun nach fast 20 Jahren sagen, es ist der geringe Selbstwert der Frauen, die oft anerzogene Bescheidenheit, die viele gemein haben.“ Wo Mut fehlt, da wird in den Seminaren Stärkung betrieben. Frauen würden beispielsweise bei Veranstaltungen ungern freiwillig in der ersten Reihe sitzen. Auf die Frage, warum nicht, meint die Expertin: „Probieren Sie es einfach mal aus. Sie werden sehen, wenn Sie es einmal gemacht haben, setzen Sie sich spätestens in die zweite Reihe, sollte die erste nicht mehr frei sein. Es geht ums Tun.“

Auch in puncto Networking könnten Frauen sich noch eine Scheibe von den Männern abschneiden, sagt Brigitte Maria Gruber: „Ein Frauennetzwerk ist eine wunderbare Möglichkeit, um sie einmal auszuprobieren und um sich unter Frauen auszutauschen. Bitte gehen Sie aber auch in gemischte Netzwerke. Männer sitzen nach wie vor an den Hebeln der Macht und an den Hebeln des Geldes.“ Wenn Frauen sich immer nur zusammenrotten, dann bleiben auch die Männer unter sich. Gemischte Teams sind aber nachweislich erfolgreicher.

Wo ein Wille, da auch ein Weg

Bei der MINERVA-Verleihung wurde Brigitte Maria Gruber mit den folgenden Worten beschrieben: „Eine Frau mit klarer Vision und unermüdlicher Durchsetzungskraft“. Genau dieses Engagement bemerkt man auch sofort, wenn sie spricht. Doch woher nimmt sie diese ganze Motivation? „Auch in meinem Lebenslauf gab es harte Tage, gerade in der Anfangsphase. Die Akademie habe ich privat aufgebaut und mit meinem Sparbuch finanziert“, erinnert sich Brigitte Maria Gruber. Dafür managte sie auch mal drei Jobs gleichzeitig. Aber ihre Motivation, zur Stärkung von Frauen etwas Außergewöhnliches anzubieten war groß und die Flamme der Begeisterung lodert unaufhaltbar, bis heute.

Wo mehr Männer arbeiten, wird auch besser bezahlt

In Zukunft wird immer mehr Arbeit ausgelagert werden und von Maschinen übernommen. Was nicht ausgelagert werden kann, ist die emotionale Arbeit. Also genau jene Sparten, wo aktuell viele Frauen arbeiten. „Ich sehe in der Zukunft das Potenzial, dass Frauen viel mehr mitbestimmen können. Frauen gehören in Berufe, die gut bezahlt sind, beispielsweise in die Technik“, fordert Brigitte Maria Gruber. Das sind laut der Expertin all jene Berufe, in denen bisher vor allem Männer arbeiten: „Wenn mehr Männer an den Supermarktkassen sitzen, in der Schule unterrichten würden oder in der Pflege wären, dann wäre da die Entlohnung sicher bald anders. Überall dort, wo Männer drinnen sind, steigt das Lohnniveau.“

Wortgewand(t)

Mein Tag beginnt für gewöhnlich_ so zwischen 6.30 und 7 Uhr.

Mein Morgenritual, um voller Energie in den Tag zu starten_ eine Walkingrunde am schönen Mondsee.

Drei Werte, die mir wichtig sind_ Ehrlichkeit, Wertschätzung und Liebe.

Was sich Frauen von Männern abschauen können_ rausgehen, sich zeigen, mitreden, mitgestalten, durchsetzen, aufzeigen und den Arm länger oben lassen, Raum einnehmen.

Und was sich Männer von Frauen abschauen können_ die Wertschätzung für die Natur. Wir Frauen sind der Natur viel mehr verbunden, wir denken und arbeiten ressourcenschonender.

Frauenfeindlichen Anmerkungen begegnet man am besten so_ Das finde ich jetzt gerade gar nicht lustig.

Eine Frauenquote_ Ja, ich bin für eine Frauenquote, weil es anders nicht gehen wird oder weil‘s sonst noch 100 Jahre dauert.

Drei Dinge, die Frauen von Brigitte Maria Gruber lernen können:

#1 Die eigenen Stärken kennen.

Frauen neigen dazu, ihre Schwächen hervorzuheben. Vielmehr sollten sie sich aber auf ihre Stärken konzentieren.

#2 Den Mut haben, das eigene Leben zu leben.

„Fragen Sie sich: Wo ist meine Sehnsucht? Wo ist meine Passion? Was will ich wirklich? Wie kann ich tatsächlich mein Leben leben? Und nicht das Wunsch-Leben z.B. des Partners, der Familie, der Schwiegereltern oder der Kinder zu leben“, rät Brigitte Maria Gruber.

#3 Sichtbar sein.

In die erste Reihe setzen, mitreden und aufzeigen. „Wer nicht aufzeigt, wer nichts sagt, der ist nicht sichtbar. Wenn der Wachhund nicht bellt, dann hört man ihn nicht. Man wird ihn nicht wahrnehmen“, erklärt Brigitte Maria Gruber anhand einer Metapher.

Brigitte Maria Gruber erhielt 2021 – neben dem OÖ Frauenförderpreis – auch die MINERVA by SHEconomy für ihr Engagement zur Stärkung und Vernetzung von Frauen.