Das Rezept für den Kocholymp
London, Oslo, Wien. Wie wird man mit Mitte 20 zur Starköchin mit internationalem Renommee? Nicht, indem man zuhause bleibt und auf die Karriere wartet. Die Sehnsucht, die Welt zu sehen, trieb Sandra Scheidl einst hinaus aus Tirol. Heute zaubert die preisgekrönte Köchin Meisterwerke aufs Teller und verbindet bei ihren beliebten Dinings kulinarischen Hochgenuss mit Kunst. Wir haben den Jungstar gefragt, wie man den Sprung in die Kochelite der Welt schafft.
Eine lange Tafel in der Mitte des Raums, an den Wänden Kunst. Die Gäste sehen den Köch:innen dabei zu, wie sie aus Lebensmitteln kleine Köstlichkeiten schneiden, braten, kombinieren bis sie in einer konzertierten Abfolge auf den Tellern landen. Mitten im Gesamtkunstwerk die 27jährige Sandra Scheidl, die Erfinderin von „CULINARY meets ART“, die nach Jahren in den besten europäischen Küchen ihre Zelte nun in Wien aufgeschlagen hat. Doch zurück zum Beginn.
Was hat dich schon in jungen Jahren in Ausland gebracht, bis ins Maaemo in Oslo, einem der besten Restaurants der Welt?
Sandra Scheidl: Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen und hatte immer schon Sehnsucht nach „der großen weiten Welt“. Wenn man das dann in seinen Beruf noch einbinden kann, ist das natürlich ideal. Abgesehen davon ist es beruflich gesehen in meiner Branche schon fast ein Muss um sich weiterzubilden – so kann man sich mit Erkenntnissen über neue Produkte, Kochmethoden und Techniken auseinandersetzen.
Welche Stationen haben dich besonders geprägt?
Sandra Scheidl: Das kann ich so nicht beantworten. Insgesamt habe ich bei jeder Station etwas Wichtiges gelernt. Bei manchen Unternehmen waren es neue Herangehensweisen ans Kochen, am kreativen Prozess. Bei anderen war es die Führung des Personals, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und die Wertschätzung für die Grundprodukte und ihre Herstellung.
Von Tirol in die Metropolen – wie stark war der Kontrast? Und wo lebst du jetzt?
Sandra Scheidl: Das Leben in London hat mich privat stark geprägt. Es ist eine Weltmetropole, in der es spannend ist mit Anfang 20 zu leben. Ich habe aber auch nach zwei Jahren realisiert, dass mir London zu groß ist. Der Dauerstress, den so eine Stadt mitbringt, belastet mit der Zeit. Nach London zog ich wieder nach Tirol, um bei Simon Taxacher als Sous Chef und Chef de Patissiere in seinem Fünf-Hauben Restaurant zu arbeiten – das war ein absolutes Kontrastprogramm zu London. Städte wie Oslo oder jetzt Wien sind für mich das perfekte Mittelmaß: das ausgeprägte Angebot der Stadt mit etwas mehr Ruhe des Landes.
Deine neue Kreation ist „CULINARY meets ART“, ein Event, bei dem Kochen und Kunst zusammenkommen. Was verstehst du unter Kochen mit Kunst?
Sandra Scheidl: Ich selber würde die gehobene Küche ja immer als Theaterstück beschreiben. Alles ist erprobt, durchgetaktet. Die Gäste kommen um ein Erlebnis zu erfahren und dabei werden so viele Sinne angesprochen – eben nicht nur der Geschmackssinn. Bei meinen Events können die Gäste neben dem kulinarischen Erlebnis nicht nur die Kunst bewundern, sondern auch mit den Künstler:innen sprechen und sich untereinander austauschen. Mit jedem Event ändern sich Menü und Künstler:in. Dieses mal arbeite ich mit dem Street Art Künstler Luis Morales de la Cruz zusammen.
2020 hast du als erste Frau den wichtigsten europäischen Preis für Jungköch:innen gewonnen. Welche Schritte braucht es zur Meisterschaft?
Sandra Scheidl:
#1 In jungen Jahren beruflich ins Ausland gehen
Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man unbedingt ins Ausland gehen. Es prägt einen auf so viele Arten. Man lernt aus der Komfortzone zu kommen, eine Sprache zu festigen und man sieht auch, wie es in anderen Ländern läuft.
#2 Von erfahrenen Menschen lernen
Generell würde ich jungen Leuten empfehlen, so viel wie möglich mit erfahrenen Personen im Berufsfeld zu reden. Als Köchin und Koch kann man so viel von der Erfahrung von anderen lernen – man muss sich nur trauen.
#3 Eigenen Weg gehen, unabhängig von der Meinung anderer
Ich glaube, es ist wichtig seinen eigenen Weg zu gehen. Wenn man ein konkretes Ziel vor Augen hat, zahlt es sich aus, dieses zu verfolgen. Und wenn mir jemand etwas nicht zugetraut hat, hat das oft zu einer „jetzt erst recht – Stimmung“ motiviert.
#4 Einfach machen statt zu viel nachdenken
Neue Herausforderungen (bei mir die Jobwechsel und Umzüge ins Ausland) sind oft sehr belastend, aber meistens, wenn es soweit ist, gar nicht so schlimm wie in seiner Vorstellung – ins kalte Wasser springen! Rückblickend habe ich mir da im Vorhinein oft viel zu viele Gedanken gemacht.
Vorschau:
Das nächste CULINARY meets ART findet am 30. Juni und 1. Juli in der Eventlocation „TheVault Vienna“ im 6. Wiener Bezirk statt. Diesmal mit Street Art Künstler Luis Morales de laCruz. Infos zum Menüs sowie Ticketverkauf findest du hier.
Tickets sind ausschließlich im Vorhinein online erhältlich – limitierte Anzahl an Tickets.
Rinde und Moos. Ich denke sofort an Wald – an erdigen, holzigen, nussigen Geschmack. Mein nächster Gedanke wäre gleich: das verlangt nach was Süßem und Umami und überlege, welche Produkte dazu passend wären.
Sandra Scheidl, Starköchin