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Reform statt Krise – Neues Präsidium der IV OÖ stellt seine Schwerpunkte vor

Reform statt Krise – Neues Präsidium der IV OÖ stellt seine Schwerpunkte vor

Das neue Präsidium der Industriellenvereinigung Oberösterreich nennt mehrere Faktoren, die aus der Krise sondern auch in eine stabile und krisenfeste Zukunft führen - auch über die Grenzen von Oberösterreich hinaus. Überregionale Energienetze, mehr MINT- Fachkräfte im Land und ein Rückbesinnen auf die Produktionsstandorte Oberösterreich wie auch Europa. Der neue Präsident Stefan Pierer und seine Stellvertreter:innen über ihre standortpolitischen Schwerpunkte.

IV OÖ-Vizepräsident Ing. Thomas Bründl (Starlim Spritzguss GmbH), IV OÖ-Vizepräsidentin Mag. Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß (Fronius International GmbH), IV OÖ-Präsident Dipl.-Ing. Stefan Pierer (Pierer Mobility AG), die IV OÖ-Vizepräsidenten Dipl.-Ing. Herbert Eibensteiner (voestalpine AG) und F. Peter Mitterbauer (Miba AG) sowie IV OÖ-Geschäftsführer Dipl.-Ing. Dr. Joachim Haindl-Grutsch.

Der neue Mann an der Spitze: Stefan Pierer war seit 2016 Vizepräsident und löst nun Dr. Axel Greiner als Präsident der IV OÖ ab. Für den Standort Oberösterreich sieht er den Bedarf für drei Masterpläne – am Arbeitsmarkt durch bessere Nutzung der vorhandenen Potenziale, im Schulsystem, durch forcierten Ausbau der MINT-Kompetenzen und durch eine Modernisierung im Schulmanagement, sowie in der Digitalisierung der öffentlichen Hand zur Beschleunigung von Verwaltungsprozessen und Genehmigungsverfahren.

Stefan Pierer, Präsident der Industriellenvereinigung OÖ:

Rückbesinnung der EU auf Energie-Unabhängigkeit und Re-Industrialisierung

"Die Welt wird sich zukünftig stärker in verschiedene politische und wirtschaftliche Handelsräume aufsplitten. Der Zusammenhalt der westlichen Welt ist mehr denn je gefordert. Die EU muss Stärke zeigen und sich um die wirklich wichtigen Themen kümmern wie die Energie- und Rohstoffversorgung des Kontinents, die Re-Industrialisierung, um die Abhängigkeit von anderen Wirtschaftsräumen zu reduzieren, das Funktionieren des europäischen Binnenmarkts und den Ausbau von Freihandelsabkommen oder die Forcierung der Forschung an Zukunftstechnologien."

Thomas Bründl, IV OÖ-Vizepräsident:

Neue Lehrmethoden, Reform der Ausbildungsqualität und Freude an Mathematik

"Die höchste Bedeutung für eine weitere positive Entwicklung des Standortes Oberösterreich hat die Verfügbarkeit von Arbeitskräften aller Qualifikationsniveaus in allen Bereichen. Der Arbeitskräftemangel ist die gläserne Decke für Oberösterreich, weswegen die Hebung aller Potenziale am Arbeitsmarkt intensiv vorangetrieben werden muss. Dazu zählen die Erhöhung der Erwerbsquote von Frauen und älteren Personen, die Erhöhung der Vermittlungseffizienz und die Entwicklung effizienterer Anreiz- und Sanktionierungsmechanismen für Arbeitslose, verbesserte betriebsnahe Qualifizierungsmaßnahmen, wirkungsvollere Berufsorientierung sowie die professionelle internationale Fachkräfte-Akquisition."

Von der Lehre bis zu den Hochschulen müsse die Erhöhung der Ausbildungsqualität und der Zahl der MINT-Absolventen gelingen. Neue Lehrmethoden und -inhalte mit aktuellem Sinn- und Praxisbezug zu Herausforderungen und Fragestellungen unserer Zeit sind zur Attraktivierung des Mathematik-Unterrichts notwendig, um mehr Jugendliche für MINT-Ausbildungen zu gewinnen.

Herbert Eibensteiner, IV OÖ-Vizepräsident:

Ausbau von Energienetzen

"Wenn Europa auf russisches Gas verzichtet, wird die industrielle Produktion in weiten Bereichen Europas zum Stillstand kommen.Wichtig ist die Errichtung einer EU- und weltweiten Energieinfrastruktur, da der Bedarf an grünem Strom und erneuerbarem Wasserstoff nicht allein in Österreich gedeckt werden kann. Eine Energieautarkie für Österreich ist aufgrund der benötigten Energiemenge weder möglich noch ökonomisch und ökologisch sinnvoll. Wichtig ist dabei eine deutliche Beschleunigung beim Ausbau der Energienetze und bei Investitionen in grüne Energie. Dazu braucht es wesentlich schnellere Genehmigungsverfahren."

Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, IV OÖ-Vizepräsidentin:

Mehr Fachkräfte lukrieren für MINT-Bereich für Technologiestandort Oberösterreich, stereotype Rollenbilder wirkend hemmend

Es ist nicht hinnehmbar, dass sich ein rohstoffarmes Land wie Österreich, dessen Wohlstand und Lebensqualität ganz entscheidend von Forschung, Technologie und Innovation geprägt ist, mit derartiger Wissenschaftsskepsis auszeichnet. Bei der größten Umfrage der Europäischen Union zur Einstellung der Bevölkerung zur Wissenschaft und Technologie der letzten Jahre (Eurobarometer-Umfrage 2021) positioniert sich Österreich unter den Top 3 der wissenschaftsskeptischen Staaten in Europa.

In Europa werden bis 2030 2 Mio. zusätzliche hochqualifizierte MINT-Jobs entstehen. In Österreich rechnet man mit +55.500 neuen hochqualifizierten MINT-Jobs bis 2025, fast +29.000 allein im IKT-Bereich. Dem steht entgegen, dass mittlerweile mehr als 80 Prozent der Betriebe Probleme haben, offene MINT-Stellen zu besetzen. Trotz steigender Nachfrage, bester Karrierechancen und attraktiver Arbeitsplätze mit überdurchschnittlicher Bezahlung entscheiden sich zu wenige junge Menschen für eine MINT-Ausbildung. Dieses ‚MINT-Paradoxon‘ ist besonders bei jungen Frauen ausgeprägt und durch stereotypische Rollenbilder geprägt, was negative Folgen für die Karriere- und Einkommensentwicklung der Frauen wie auch für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standortes hat.

Peter Mitterbauer, IV OÖ-Vizepräsident:

TU Linz als Motor für Standort

"Der Ökostrom wächst nicht auf den Bäumen. Die Industrie steht an der Startlinie und wartet ungeduldig auf den Startschuss. Es gibt zahlreiche Ankündigungen, aber wir vermissen den Masterplan und die konkreten Umsetzungsschritte. Bei der Energieversorgung kommt es auf das „Dreieck“ aus Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Klimaschutz an. Die Politik muss eine sichere, leistbare und nachhaltige Energieversorgung für den Industriestandort Österreich sicherstellen.

Große Bedeutung der TU Linz

Die Entscheidung für eine Digital-Uni in Oberösterreich war aus standortpolitischer Sicht eine völlig richtige und zukunftsweisende Entscheidung. Die Technische Universität Linz wird aufgrund der umfassenden Kooperationsmöglichkeiten durch die hohe Dichte an forschungsintensiven Leitbetrieben sowie zahlreichen weiteren Standortakteuren wie z.B. Ars Electronica umfassende Agglomerationseffekte im Ökosystem der neuen Universität entfalten.

Es ist sehr positiv, dass die geplante Universität alle Aspekte der Digitalisierung in Lehre und Forschung behandeln soll. Die TU Linz ist eine große Chance nicht nur für den Wirtschaftsstandort Oberösterreich, sondern für den Innovationsstandort Österreich insgesamt, weil der Wissenstransfer in Wirtschaft und Gesellschaft profilgebendes Merkmal sein soll. Wer an der TU Linz studiert, wird nicht zu klassischen Expert:innen in Mathematik, Informatik oder Mechatronik ausgebildet, sondern zu Generalist:innen, die Prozesse ‚end to end‘ denken und konzipieren können, basierend auf einem gesamtheitlichen Verständnis der digitalen Techniken. So wie Architekt:innen nicht zur Mathematiker:in, Physiker:in, Bauingenieur:in, Raumplaner:in oder Künstler:in und Designer:in ausgebildet wird."

Das neue Präsidium:

Präsident Dipl.-Ing. Stefan Pierer

Pierer Mobility AG

Vizepräsident Ing. Thomas Bründl

Starlim Spritzguss GmbH // Schwerpunktthemen: Bildung und Arbeitsmarkt

Vizepräsident Dipl.-Ing. Herbert Eibensteiner

voestalpine AG // Schwerpunktthemen: Energie und Rohstoffe

Vizepräsidentin Mag. Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß

Fronius International GmbH // Schwerpunktthemen: Forschung/Technologie/Innovation, Green Transition

Vizepräsident Dipl.-Ing. F. Peter Mitterbauer

Miba AG // Schwerpunktthemen: Universitäten, Steuern und Abgaben

Die Industriellenvereinigung Oberösterreich

Die Industriellenvereinigung OÖ (IV OÖ) wurde vor 75 Jahren 1947 gegründet und ist eine freiwillige, parteipolitisch unabhängige Interessenvertretung mit ehrenamtlich tätigen Funktionären. In ihr sind etwa 450 Unternehmen mit rund 150.000 Mitarbeitern in Oberösterreich zusammengeschlossen. Mitglieder sind nationale und internationale Konzerne, Familienunternehmen und zahlreiche Klein- und Mittelbetriebe aus produzierendem Bereich, Kreditwirtschaft, Infrastruktur und industrienaher Dienstleistung.