Wohin entwickelt sich die Inflation?
Vergleicht man die Inflationsraten von 2022 mit den Vorjahreswerten wird eines sofort klar: Der Kaufkraftverlust erreicht beunruhigende Dimensionen. Erst kürzlich stieg die Inflation auf einen neuen Jahreshöchstwert und lag im Mai ganze 7,7 Prozent über dem Wert von Mai 2021. Ob und wie das so weitergehen kann? Darüber sprach man bei einem Investmentgespräch der HYPO Oberösterreich.
Die Inflation würde hoch bleiben und eine Vielzahl an Preissteigerungen seien noch nicht in vollem Umfang bei den Unternehmen und Konsument:innen angekommen. Das EZB-Ziel von zwei Prozent? Unrealistisch. Zu diesen Schlüssen kam man bei einem Investmentgespräch der HYPO Oberösterreich im Linzer AEC. Über brisante Fragen rund um die steigende Inflationsrate unterhielten sich Top-Ökonomin Monika Köppl-Turyna, Gerald Hackl, Vorstandsvorsitzender der Vivatis Holding und Uli Krämer, Chief Investment Officer der Kepler-Fonds.
Das Inflationspaket der Bundesregierung bewertet die Direktorin des Wirtschaftsforschungsinstitutes ECO Austria positiv. Die Senkung der Lohnnebenkosten und die beabsichtigte Abschaffung der kalten Progression seien wichtige Maßnahmen. Von einer Senkung der Mehrwertsteuer auf gewisse Produktkategorien halte sie aufgrund der geringen Treffsicherheit jedoch wenig, so Köppl-Turyna.
Weitreichende Folgen
Die Unternehmen seien, so Vivatis-Chef Gerald Hackl, massiv von Kostensteigerungen betroffen. Das betreffe fast alle Kostenbereiche, nicht nur die Energie. In seinem Unternehmen seien die Kostensteigerungen ohne Energie bereits vier bis fünfmal so hoch, wie noch in den vergangenen Jahren. Als weitere große Herausforderung sehe er den akuten Arbeitskräftemangel. Hier würde er sich eine Arbeitsmarktreform dringend wünschen, so Hackl.
Die aktuelle Situation mit Pandemie, Krieg und Inflation sei für die Volkswirtschaften und Wertpapiermärkte einmalig, so Uli Krämer von der Kepler-Fonds KAG. Es sei derzeit schwer abschätzbar, wie sich das Ganze weiterentwickeln werde. Zu volatil und zu komplex sei die Lage. Es sei jedoch völlig unrealistisch, dass die Inflation in Europa rasch wieder auf das gewünschte Niveau von zwei Prozent kommen werde, so der Wertpapierexperte. Es könne durchaus sein, dass diese noch mehrere Jahre über diesem Wert liegen werde.