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Linz – Stahlstadt oder Stadt für Kinder?

Linz – Stahlstadt oder Stadt für Kinder?

Judith Mazzilli ist zweifache Mama, betreibt einen Blog unter dem Namen „Mamazilli“ und ist Autorin des Buches „111 Orte in und um Linz für Kinder, die man gesehen haben muss“. Das Buch soll ein Ratgeber, eine Hilfe für Eltern sein, Beschäftigungen und Ausflugsziele für die ganze Familie zu finden. „Ich habe darauf geachtet, dass sowohl Indoor-Aktivitäten als auch Outdoor-Ziele im Buch sind. Als Eltern sucht man vor allem Schlechtwetterprogramm.“, sagt Mazzilli.

Bei etwas über 30 Grad war es sogar im Auto heiß. Wir treffen uns mit Judith Mazzilli in Urfahr. Schnell hinein ins Auto, wo die Klimaanlage läuft. Unser erster Stopp: Gasthaus Lüftner. Ein Gasthaus abseits des Linzer Verkehrs, erreichbar durch eine kleine Gasse. Dort angekommen, fällt sofort der Spielplatz im Gastgarten auf: Rutschen, Schaukeln, eine Wippe – für Groß und Klein geeignet. Wir setzen uns in den Schatten – auf die Holzplattform einer kleinen, niedrigen Rutsche.

111 Orte in und um Linz, die man sowieso schon kennt?

Begleitet von Vogelgezwitscher erzählt Judith Mazzilli, wie sie dazu gekommen ist, dieses Buch zu schreiben: „Ich habe eines Tages plötzlich eine E-Mail bekommen, ob ich vielleicht Interesse hätte,  ein Buch über Linz und Kinder zu schreiben. Ich habe mir gedacht, das klingt spannend, hab mich aber gefragt: Ist das seriös?“ Denn als Bloggerin bekommt man wohl einige fragwürdige Anfragen. Nach einem kurzen Hin und Her mit dem Literaturagenten entschied sich Mazzilli dazu, das Buch zu schreiben. Schwanger und mit einem Kleinkind begann sie 2020 damit, sogar mehr als 111 Orte zu besuchen. „Ich habe mir am Anfang auch gedacht „uh, das wird schwer“, aber es gibt in Linz und rundherum so viele Orte für Kinder“, dabei habe sie sich sehr bemüht, nicht nur Orte auszuwählen, die man sowieso schon kennt. Aber nicht nur die Unbekanntheit der Orte war ihr ein Anliegen:

Ich habe auch viel darauf geschaut, dass es nicht zu teuer ist. Die teureren Ziele kennen die meisten Leute schon, die haben genug Geld für Werbung und es gibt auch so viele kostenlose oder sehr günstige Ausflugsziele, die gut geeignet sind.

Judith Mazzilli

Was Linz noch fehlt

Auf dem Weg vom Gasthaus Lüftner zu unserem nächsten Ziel, ist Judith Mazzilli das Navi, denn den nächsten Ort unserer Reise hat sie schon oft besucht: Die höchste Schaukel von Linz. Wir parken das Auto am Fuß des Hügels und machen uns zu Fuß auf den Weg zu unserem Ziel. Vorbei an Schrebergärten, einem Kindergarten, in dem man die Kinder lachen und spielen hört, und blühenden Blumen erreichen wir nach ungefähr zehn Minuten Fußweg und etwas verschwitzt die Schaukel.

Eigentlich waren es zwei Schaukeln. Teller-Schaukeln, um genau zu sein. Bevor wir uns auf eine Bank im Schatten setzten, mussten wir uns natürlich noch einmal selbst davon überzeugen, dass die Schaukel geeignet für Kinder ist.

Im Buch „111 Orte für Kinder in und um Linz, die man gesehen haben muss“ sind sowohl Sommer- als auch Winterziele, Indoor- sowie Outdoorziele, Halb- und Ganztagesziele enthalten. Obwohl es in Linz und Umgebung viele beliebte Ziele für Familien gibt, hat Judith Mazzilli bei der Recherche für das Buch auch ein paar Lücken gefunden, die ihrer Meinung nach gefüllt gehören: „Es gibt nichts, wo sich die kleineren Kinder wirklich austoben können“ Alles, was bisher vorhanden ist, sei eher kostspielig, was einen Teil der Zielgruppe des Buches ausschließen würde. Ein weiterer Wunsch an die Stadt: mehr Bäume und mehr Grün. Auch kinderfreundliche Restaurants sind ihrer Meinung nach Mangelware. „Also ich merke einfach im Vergleich mit Italien, dass das betreffend die Kultur in Österreich ganz anders ist“, sagt Mazzilli. Dabei sei es kaum ein Problem, Spielmöglichkeiten für Kinder aller Altersgruppen anzubieten. Man könne zum Beispiel mit Wandspielen arbeiten, um Platz zu sparen.

Das Buch bekommt „kleine“ Kritik

Verschwitzt und ausgepowert geht es weiter zum nächsten Stopp. Raus aus Linz, auf den Linzerberg. Mit dem Navi und dem Handy als Wegbeschreiber:in, suchen wir uns den Weg zur richtigen Straße „Linzerberg“, denn es gibt anscheinend mehrere mit demselben Namen. Unser Ziel: der Streichelzoo Linzerberg des Diakoniewerks. Nachdem wir uns verfahren und schließlich doch hingefunden haben, zeigt uns Judith, wo sich die unterschiedlichen Tiere befinden. Wir schlendern vorbei an Kühen, Schweinen, Hühnern, Ziegen und Schafen und betreten dann gemeinsam den Hasenstall, der eigentlich aussieht wie eine selbstgebaute Gartenhütte. In der gesamten Hütte riecht es nach Heu. Dafür, dass es draußen 30 Grad hat, ist es im Stall wesentlich kühler. Wir setzen uns auf eine Bank und beobachten die Hasen, die im Heu liegen.

Mit ihren zwei Kindern hat Mazzilli gute Kritiker für ihre 111 Orte zur Seite stehen, denn viele von den Orten hat sie gemeinsam mit Mann und Kindern besucht und ausgetestet. Rückmeldung erhielt die Mama aber nicht nur von ihren eigenen Kindern, sondern auch Leser*innen des Buches, die auch schon einige Orte daraus besucht haben, hinterließen positive Kommentare.

Eine Freundin hat mir schon geschrieben, sie hat sich überall Zetterl reingeklebt, wo sie noch hinwill.

Judith Mazzilli

„Man muss neben der Besichtigung auch schauen, dass den Kindern nichts passiert. Sonst kann man keine Fotos machen, oder die Besitzer interviewen, oder die Gäste, die gerade dort sind“, erzählt die Bloggerin, während wir die Kaninchen beobachten. Wenn die Kinder dabei waren, war ein Ort pro Tag genug. Damit sich aber alle 111 Orte in zwei Jahren ausgehen, hat die Zweifach-Mama, wenn sie ohne Kinder unterwegs war, auch oft mehrere Orte an einem Tag besucht. Wenn die Örtlichkeiten nicht zu weit voneinander entfernt waren, waren es oft drei bis vier Besuche pro Tag – manchmal waren welche dabei, die es nicht ins Buch geschafft haben.

Für Groß und Klein 

Unser letzter Stopp ist kein Geheimtipp: der Pöstlingberg. Trotz einer Straßensperre schaffen wir es über Umwege hinauf und gehen die letzten Meter hinauf zur Grottenbahn zu Fuß, im Schatten der Bäume, mit Blick auf die Stadt Linz. Wir erreichen den schattigen Rundweg rundum den Burggraben und schlendern diesem entlang. Gemeinsam halten wir Ausschau nach den Tieren, die im Wildgehege im Burggraben zuhause sind.

Während wir über den Kiesweg schlendern, erzählt Judith Mazzilli von ihren Geschwistern, ihrem Mann, der aus Italien stammt, und ihren Kindern. „Mein Sohn blättert das Buch gerne durch und er geht sehr gerne ins Freibad in Ansfelden, das ist sowohl geeignet für Kleinere als auch für ältere Kinder. Diverse Wasserspielplätze, die im Buch empfohlen sind, haben ihm auch sehr gefallen“, so Mazzilli. Ein weiterer wichtiger Punkt für die Buch-Autorin war, dass bei Orten, die es schon sehr lange gibt, auch Aspekte dabei sind, die man noch nicht kennt. So war zum Beispiel beim Pöstlingberg und der Grottenbahn das Wildgehege in und rund um den Burggraben sehr wichtig.

Das Buch soll natürlich für Einheimische genauso sein wie auch für Tourist:innen.

Judith Mazzilli

Für Judith ist Linz weit mehr als nur eine Stahl- oder Industriestadt. „Linz ist eben sehr vielfältig“ Man muss die Stadt zuerst kennenlernen und die schönen Plätze, wie die Altstadt, den Hauptplatz oder auch den Pöstlingberg, kennen.

Cover

111 Orte für Kinder in und um Linz die man gesehen haben muss

Autor
Judith Mazzilli
Verlag
Emons Verlag GmbH
ISBN
978-3-7408-1176-1