Für mehr Chancengleichheit im Sport
93 Prozent des weltweiten Sponsoringvolumens fließen in den von Männern ausgeübten Sport. Die Berichterstattung österreichischer Medien über Sport handelt zu 88 Prozent von Männern, während Frauen nur zu zwölf Prozent abgebildet werden. Genau das möchte Katharina Leder mit ihrer Agentur „leMOVE sportmanagement“ ändern. Im Gespräch verrät sie uns, warum ihr Geschlechtergerechtigkeit im Sport ein besonderes Anliegen ist und wie sie Frauen im Sport begleiten, ermutigen und unterstützen möchte.
Bereits in ihren Studien der Sportwissenschaften und des Sport- und Eventmanagements weiß Katharina Leder, dass Sportmanagement ihre Leidenschaft ist. Die Idee zu ihrer eigenen Agentur entsteht allerdings erst im vergangenen Jahr, als sie eine Radfahrerin bei ihrem Vorhaben, das Radrennen Race Around Austria zu bestreiten, unterstützt. Die Berichterstattung nach dem Rennen führt bei Leder zu Ernüchterung: Die Sportlerin wird dabei auf ihren Partner reduziert und ihre eigene Leistung rückt in den Hintergrund. „Ich möchte, dass Mädchen und Frauen im Sport den Platz einnehmen, den sie brauchen und dass sie den Karriereweg einschlagen können, ohne zu hinterfragen, ob sie es können, ‚weil sie ein Mädchen sind‘.“
Mit der Gründung von „leMOVE“ im April 2023 entsteht die erste österreichische PR-Agentur, die ausschließlich Sportlerinnen betreut. Ziel der Agentur ist es, das sogenannte magische Dreieck, nämlich Sport, Wirtschaft und Medien unter einem Dach zu vereinen. Leder bietet ihren Kundinnen vom Sportsponsoring über Sportmanagement und PR alles, was sie rund um ihre Karriere brauchen. „Man muss alle drei Bereiche vereinen, denn es reicht beispielsweise nicht, finanzielle Mittel einzubringen, wenn man die Sportlerinnen dann nicht sichtbar macht.“
Was Leder wichtig ist: Die Sportlerinnen brauchen nicht unbedingt einen feministischen Hintergrund, um mit ihr zusammenzuarbeiten. Sie legt in ihrer Zusammenarbeit sehr viel Wert auf Individualität und Transparenz. Sie findet: „Gerade im Sportsponsoring und in der PR-Arbeit gibt es Maßnahmen, mit denen man sehr kreativ sein und individuell auf die Sportlerin eingehen kann.“ Sie wirft mit den Sportlerinnen gemeinsam einen Blick auf deren Ziele, Werte und welche Unternehmen für sie in Frage kommen würden. Sportsponsoring bedeutet für sie dabei viel mehr als nur irgendwo ein Logo zu platzieren. Sie möchte wertbasierte Partnerschaften finden, die zu den Sportlerinnen passen, und auch einen Fokus auf projektbezogenes Sponsoring legen.
Bedürfnisorientierte Förderung
Ihr nicht ganz so kleines Zukunftsziel: Langfristige Geschlechtergerechtigkeit im Sport. Sie möchte, dass Sportlerinnen ihren Sport in einem Umfeld ausführen können, in dem sie sich wohlfühlen; in dem sie nicht in ein von Männern gemachtes System gesteckt werden, sondern in dem auch Themen wie zyklusbasiertes Training oder bedürfnisorientierte Förderung adressiert werden; und in dem auch Randsportarten Platz finden. „In meinen Augen gibt es deutlich mehr als nur Fußball, Skifahren und Tennis und gerade Randsportarten bieten viele Möglichkeiten für Mädchen und Frauen, ihr Talent selbst zu entdecken.“ Die mediale Präsenz dieser Frauen zu erhöhen und ihnen auch zu zeigen, dass sie dadurch selbst zu Vorbildern werden können, ist eines von Leders erklärten Vorhaben.
Warum sie genau jetzt ihre Ressourcen in das Thema investiert? „Weil es längst überfällig ist“, sagt sie und lacht. „Man merkt in der Gesellschaft, es ist Interesse da. Es wird Zeit, dass das Angebot für Mädchen und Frauen ausgebaut wird, die Infrastruktur angepasst wird und die Dropout-Rate sinkt.“ Dies kann vor allem auch durch eine finanzielle Absicherung gefördert werden, denn oft sind Sportlerinnen mit Doppel- oder Dreifachbelastungen konfrontiert und leben nicht hauptberuflich vom Sport. Sportsponsoring kann so als Auffangnetz fungieren.
Eine Spezialisierung der Sportarten trifft Leder bewusst nicht, sie liebt die Abwechslung und möchte allen Sportlerinnen gerne gleichermaßen eine Bühne bieten. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass es selbstverständlich ist, dass Frauen im Sport präsent sind und dass ein respektvoller Umgang mit ihnen im Zentrum steht. „Sie sollen die Sicherheit haben, rundum gut betreut zu sein, um ihren Sport ausüben zu können und das Gefühl haben, Vorbilder für die nächste Generation zu sein.“
Frauen im Sport sollen als selbstverständlich wahrgenommen werden.
Katharina Leder Gründerin, „leMOVE sportmanagement“
Gedankensprung
mit Katharina Leder
Frauen im Sport sind_ beeindruckend.
Geschlechtergerechtigkeit ist für mich ein brennendes Thema, weil_ es leider nicht alltäglich ist, aber notwendig.
Wenn ich eine Sache im Sport ändern könnte,_ dann wäre es die Anerkennung von Frauen im Sport und dass diese selbstverständlich ist.
Meine Agentur zeichnet aus_ das persönliche Maß der Zusammenarbeit, der offenen Umgang und das individuelle Eingehen auf jede Einzelne.
In Zukunft braucht es im Sport_ weiterhin mehr Frauen, die sich einfach trauen und das tun, was sie tun wollen – und sich dabei nicht einschüchtern lassen.