×


Wir wollen dir schreiben ...

... und zwar pünktlich donnerstags.


Der Newsletter ist kostenfrei und kann jederzeit abbestellt werden.

"Wir denken in Generationen, nicht in Quartalen"

"Wir denken in Generationen, nicht in Quartalen"

Den Europa-Park Rust, Deutschlands größter Freizeitpark, gibt es bereits über 40 Jahre lang. Inhaber Roland Mack über einen schwierigen Start, die Stärken eines Familienunternehmens und was die Besucher in Zukunft noch alles erwarten dürfen.

"Vermeintliche Hürden wurden zu Herausforderungen, die uns letztlich weiter vorangebracht haben."

Roland MackInhaber, Europa-Park Rust

40 Jahre Europa-Park. Wie lautet Ihr persönliches Resümee?

MACK_Ich begehe diese Jubiläumssaison mit durchweg positiven Gefühlen. Zwar gab es zu Beginn dieses Vorhabens, einen Freizeitpark im beschaulichen Rust zu errichten, Schlagzeilen wie „Der Pleitegeier schwebt über Rust“. Durch den unermüdlichen Einsatz und den Glaube daran, haben sich diese aber nicht bewahrheitet. Ganz im Gegenteil: Der Zuspruch der Bevölkerung war von Anfang an groß und ist bis heute ungebrochen. In der letzten Saison haben wir erstmals die magische fünf Millionen-Besucher-Marke geknackt – eine tolle Bestätigung und dafür sind wir sehr dankbar.

Wir wurden von der weltweit größten Reise-Website, Tripadvisor, als beliebtester Freizeitpark Europas und von einer Expertenjury der Fachzeitschrift Amusement Today als weltweit bester Freizeitpark ausgezeichnet. Ganz aktuell ist der Europa-Park auch unter internationalen Touristen zum beliebtesten Urlaubsreiseziel in Deutschland gewählt worden, noch vor Schloss Neuschwanstein und dem UNESCO-Welterbe Kölner Dom. Dass wir das in Familienhand geschafft haben, das macht mich schon sehr stolz.

In einem größeren Kontext ist es aber auch die Tatsache, dass die Vision eines vereinten Europas hier schneller umgesetzt wurde als in der Realität. Dass in den 40 Jahren unseres Bestehens die Grenzen in Europa gefallen sind und wir heute sowohl bei den Besuchern als auch bei den Mitarbeitern so viele Franzosen bei uns begrüßen dürfen, freut mich als überzeugten Europäer besonders. Wie die Bundeskanzlerin Frau Merkel schon im Rahmen ihres Besuchs sagte: „Der Europa-Park verkörpert die Stärke Europas in ganz besonderer Weise.“

Wie kommt man darauf, solch einen Freizeitpark aufzubauen?

MACK_Er ist definitiv ein Kindheitstraum. Einen Großteil meiner Jugend habe ich auf dem Firmen-Gelände von Mack Rides in Waldkirch verbracht, weil auch das Elternhaus direkt daneben war. Somit hatte ich früh Kontakt mit der Faszination Fahrgeschäfte. Als mein Vater dann Anfang der 50er Jahre mit innovativen Konzeptionen den Sprung über den Atlantik in das US-Geschäfte wagte, war der erste Schritt hin zum Weltunternehmen gemacht. Grundlage für diesen Aufstieg waren Mut, Begeisterung und Leidenschaft. Eigenschaften, die wir bis heute leben und die 1975 auch entscheidend waren um den Europa-Park, zunächst als eine Art „Schaufenster“ für die hauseigenen Produkte, zu gründen.

In 40 Jahren musste der Park sich wandeln. Welche war Ihre schmerzhafteste Änderung?

MACK_Wir haben in den richtigen Momenten die richtigen Entscheidungen getroffen. Vermeintliche Hürden wurden zu Herausforderungen, die uns letztlich weiter vorangebracht haben. Das fing schon 1975 an, als ich früher als gedacht ins kalte Wasser geworfen wurde und neben meinem Vater in der Geschäftsführung Verantwortung übernehmen musste. Im Nachhinein kam es uns zugute, dass wir keine Pächter für unsere Gastronomie und keine Geschäftsführer für unsere Hotels gefunden haben. So blieb alles in einer Hand, was wir damals als Risiko gesehen haben; heute jedoch wissen wir, dass sich daraus nur Vorteile ergeben haben.

Was ist aus Ihrer Sicht die Stärke eines Familienunternehmens beim Betrieb eines Freizeitparks im Vergleich zu Konzernen wie Disney?

MACK_Wir denken in Generationen, nicht in Quartalen. Wenn man mit einem Namen hinter einem Produkt steht, so wie es die Familie Mack tut, lebt und liebt man das Produkt ganz anders als das in einem Konzern in der Regel der Fall ist. Der Park ist eine Art Wohnzimmer für mich, in dem ich unsere Gäste empfange. Und dementsprechend sporne ich mich und meine Familie sowie natürlich auch unsere Mitarbeiter jeden Tag aufs Neue an, das „Wohnzimmer“ so schön wie möglich herzurichten. Als Familienbetrieb können wir über sehr kurze Entscheidungswegs Dinge in Angriff nehmen, die kurzfristig ökonomisch vielleicht keinen Sinn machen und dementsprechend in einem Konzern-geführten Park nicht umgesetzt würden.

Sie sind Träger diverser hochkarätiger Gastronomie-Preise: Gibt es Gemeinsamkeiten dieser beiden auf den ersten Blick so unterschiedlichen Aktivitätsfelder? Welche Eigenschaften braucht man, um in beidem richtig gut zu sein?

MACK_Die Basis ist stets die Leidenschaft zum Produkt. Man muss sich für das begeistern, was man anpackt und verkauft. Als Gastgeber wie auch als Ingenieur ist es die Aufgabe eine Vielzahl von kleinen Rädchen, die zum Erfolg führen, stets so zu organisieren, dass sie ineinander greifen und gut funktionieren. Die moderne Gastronomie hat heute ein hohes Maß an technischer Ausstattung insofern braucht es hier auch den Maschinenbauingenieur.

Dabei ist es wichtig, sich, die einzelnen Teile und das Endprodukt ständig zu hinterfragen: Ich bin eigentlich täglich im Park unterwegs und versuche im Gespräch mit unseren Besuchern herauszufinden, was ihnen gefällt und was nicht gut ankommt. Und genauso lebe ich auch unseren Mutterkonzern Mack Rides in Waldkirch. Als wir im vergangenen Jahr unsere bisher größte Achterbahn an den Schwedischen Freizeitpark Liseberg geliefert haben, habe ich mich die erste Stunde nach der Premiere an den Ausgang der Bahn gestellt, um die Reaktionen der Besucher aufzusaugen. Denn nur das macht einem deutlich, was der Besucher will und das würdigen auch unsere Gäste, sind doch mehr als 85 Prozent Wiederholungsbesucher.

Welche Projekte planen Sie für den Europa-Park die kommenden Jahre?

MACK_Es ist der Bau eines Wasserparks geplant. Dort sollen in den kommenden Jahren In- und Outdoor-Aktivitäten rund um das Thema Wasser geboten werden. Mit dem Bau eines Wasserparks möchten wir den Europa-Park konsequent weiter zur Kurzreisedestination entwickeln. Die Standortsicherung ist uns enorm wichtig. Außerdem haben langjährige Umfragen ergeben, dass sich die Europa-Park Besucher einen Wasserpark wünschen. Wir können uns keinen Stillstand erlauben, wenn die Region für Gäste mit weiterer Anreise attraktiv bleiben soll. Zudem werden durch das Projekt mehrere hundert Arbeitsplätze und auch neue Einnahmequellen für die beteiligten Kommunen entstehen. Der Wasserpark wird ganz sicher auch den Freizeitwert für die Einwohner der Region weiter steigern.

Im Europa-Park werden jährlich 200 TV-Produktionen hergestellt. Was wird ein Highlight der kommenden Wochen und Monate?

MACK_Die beliebte ARD-Unterhaltungsshow „Immer wieder sonntags“ ist Ende Mai in ihre neue Saison hier bei uns im Europa-Park gestartet – sicher ein großes Highlight. Ein Beleg für die erfolgreiche Zusammenarbeit ist dabei, dass in diesem Jahr wieder vierzehn Sendungen live vom Festivalgelände ausgestrahlt werden. Und was vielleicht viele nicht wissen: Mit einem Kombiticket ist es möglich, am Morgen zwischen 10:00 und 11:30 Uhr bei „Immer wieder sonntags“ dabei zu sein und im Anschluss noch den Europa-Park zu besuchen.

Wo sehen Sie den Europa-Park und die Familie Mack in 20 Jahren?

MACK_Ich denke, der Park wird in 20 Jahren noch mehr Kurzurlaubsziel sein, als es heute schon der Fall ist. Mit der neuen Kooperation mit dem Europa-Park Golfclub und dem anstehenden Großprojekt, unserem Wasserpark, haben wir bereits zwei Weichen gelegt, dem Besucher neben dem Parkbesuch und den Erlebnishotels noch mehr Unterhaltungsmöglichkeiten zu bieten. Natürlich träume ich dabei auch von einer besseren Verkehrsanbindung per Bahn.

In 20 Jahren wird wohl auch schon die neunte Generation der Familie Mack im Unternehmen tätig sein. Meine Söhne Michael mit Projekten wie „ARTHUR – Im Königreich der Minimoys“ und MackMedia mit der erfolgreichen Charakter Entwicklung sowie Thomas mit dem 2-Sterne Restaurant „Ammolite – The Lighthouse Restaurant“ und dem Musical „Spook Me“ haben bereits spannende Projekte auf den Weg gebracht, die anfangs eher skeptisch beäugt wurden. Im Anbetracht der sich bietenden Möglichkeiten und der weiteren Entwicklung Europas bin ich schon sehr gespannt, was sich die nachkommenden Generationen noch so alles einfallen lassen werden. Da würde ich gerne Mäuschen spielen, was meinen Enkeln eines Tages noch so alles einfällt.