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Mit Forschung zum Erfolg

Mit Forschung zum Erfolg

Die Welt bewegt sich – und Oberösterreich muss sich mitbewegen, um den Anschluss nicht zu verlieren. Forschung, Entwicklung und Innovation sind wichtige Treiber für den heimischen Standort. Die meisten heimischen Unternehmen haben das verstanden – zu Besuch bei drei Vorzeigebetrieben.

55 Menschen arbeiten im Großraumlabor der Tiger Coatings in Wels, hier werden neue Bindemittel für den Lack erforscht, den das Unternehmen in die halbe Welt exportiert, der auf Fensterrahmen, Fassadenelementen, Autofelgen, Maschinen oder Möbeln zum Einsatz kommt. „Durch den übergreifenden Forschungsbereich entstehen neue Synergien“, sagt Carsten Herzoff, Global Technical Director und Forschungsleiter des Unternehmens. Man wolle „den Kunden überraschen“. Das Forschungszentrum in Wels ist nur eines von drei: Auch in Taicang (China) und Chicago widmen sich Chemiker und Ingenieure dem Thema Oberflächenveredelung, insgesamt sind es 140. „Rund zwölf Prozent unserer Mitarbeiter sind also im Bereich Forschung und Entwicklung beschäftigt“, sagt Herzoff. Tiger Coatings entwickelte sich 1930 aus einer Farbenhandlung und ist heute eine multinationale Unternehmensgruppe mit Vertriebsnetzwerken in etwa 50 Ländern. Der sechstgrößte Pulverlackhersteller der Welt erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von 297 Millionen Euro. Das Unternehmen setzt heute auf den Ansatz der sogenannten „Blue Ocean Strategy“. Das Ziel ist es also, den noch unberührten Markt zu erforschen und erobern. Neue Entwicklungen gibt es in den Bereichen des industriellen Digitaldrucks, des 3D-Drucks oder bei 3D-Metallic-Effekten. „Diese Effekte waren bisher nur mit Nasslack möglich, nun können wir sie auch lösungsmittelfrei, effizienter und robuster mit Pulverlack erzielen“, erklärt Herzoff.

Im Gegensatz zu Tiger Coatings hat Oberösterreich noch Aufholbedarf, was die F&E-Quote betrifft – sagt Günter Rübig, Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Oberösterreich. „Die F&E-Quote ist zwar von 1,7 Prozent im Jahr 2002 auf 3,17 Prozent im Jahr 2014 gestiegen, im Vergleich mit anderen industriestarken Regionen ist das aber immer noch wenig“, sagt Rübig. In Baden-Württemberg etwa liegt die Quote bei 4,8 Prozent. Im Bundesländervergleich liegt Oberösterreich auf Platz drei hinter der Steiermark und Wien, und damit immerhin deutlich über dem Österreich- und EU-Schnitt.

Auch für die Best Water Technology-Gruppe mit Sitz in Mondsee ist die Forschung und Entwicklung eine Triebfeder für steigenden Umsatz und noch mehr. „Wir sind in punkto Wasseraufbereitung Europas Marktführer – nun wollen wir auch außerhalb Europas Marktführer werden“, sagt Lutz Hübner, der Geschäftsführer von drei Tochtergesellschaften und Marketing-Chef ist. Mehr als 50 Millionen Euro investierte BWT in den vergangenen fünf Jahren in die Zentrale in Mondsee, weltweit gibt es fünf F&E-Zentren. „Wir forschen unter anderem in den Bereichen der Filtration, des Kalkschutzes, der Membrantechnologie, Nanofiltration, Schwimmbadtechnik bis hin zu Anwendungen für die Pharma-Industrie“, sagt Hübner. Egal welche technologischen Neuheiten im Wasser-Segment entwickelt worden sei – BWT hätte die Finger im Spiel gehabt. Weltweit arbeiten 3.300 Mitarbeiter für die Unternehmensgruppe, Tendenz steigend. Hübner: „Im Bereich des Wassers gibt es gewaltiges Potential, aber keine Alternativen “. Das merken auch jene Menschen, die in Regionen leben, in denen die Wasserverschmutzung dramatische Ausmaße annimmt. „Leitungswasser in Moskau oder Shanghai ist praktisch ungenießbar“, sagt Hübner, „wir bieten Wasseraufbereitungs-Technologien, die das ändern.“ Und zwar auch für den Endverbraucher selbst, der mit BWT-Systemen auch daheim wieder auf höchste Wasserqualität zurückgreifen kann.

Komplett andere Probleme hat Ro-Ra Aviation Systems in Schörfling zu meistern. „Und zwar, wie die Herausforderungen des Markts in reelle Produkte umzusetzen sind“, sagt Geschäftsführer Markus Kreisle. Das Unternehmen hat sich in den vergangenen Jahren auf Komponenten und Systeme für die Luftfahrt spezialisiert und setzt auf gewichtsreduzierende Konstruktionen sowie innovative Materialien. „Ein Kilo weniger Gewicht reduziert die Betriebskosten eines Linienflugzeugs um etwa 3.000 Dollar im Jahr“, erklärt Kreisle. Seit 2010 erhöhte sich der Umsatz von von fünf auf prognostizierte 31 Millionen Euro Umsatz, bis 2022 plant das Unternehmen mit 100 Millionen Euro Umsatz. Derzeit arbeiten 195 Angestellte für das Unternehmen, die Produktionsfläche wird von 4.500 auf 12.000 Quadratmeter erweitert. Zehn Angestellte sind im Bereich Forschung und Entwicklung beschäftigt. „Viel davon fällt aber unter den Bereich Konstruieren, völlig losgelöste Freidenker gibt es nur drei bei uns“, erklärt der Geschäftsführer. Diese Freidenker genießen übrigens im Unternehmen kein höheres Ansehen als Arbeiter in den Produktionshallen. Kreisle: „Grenzen zwischen Angestellten und Arbeitern wollen wir gänzlich aufheben, Anzüge sollten gesellschaftlich nicht akzeptierter sein als dreckige Hände vom Montieren“.