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fehle ich jedem Unternehmen nicht auf
kurzfristige Wachstumszahlen zu se-
hen, sondern die langfristige Attrakti-
vität eines Marktes zu analysieren. Hier
gibt es aus meiner Sicht zwei wichtige
Kriterien. Einerseits die Größe und
das Wachstum eines Landes sowie
andererseits dessen Vernetzung mit-
tels bilateraler Freihandelsabkommen
oder einer Mitgliedschaft in einer Frei-
handelszone. Zum Beispiel kann es
für ein österreichisches Unternehmen
sinnvoll sein, eine Produktionsstätte
in Mexiko zu eröffnen. Neben dem ei-
genen Markt bietet Mexiko durch die
Mitgliedschaft in der nordamerikani-
schen Freihandelszone (NAFTA) auch
den Zugang in die USA und Kanada
sowie über die Pazifik-Allianz den Zu-
gang nach Mittel- und Südamerika. Als
mittelständisches Unternehmen kann
ich damit mit einem einzigen neuen
Standort Zugang zu weiteren Märkten
haben. Damit werden vor allem gut
vernetzte Märkte mit stabilen wirt-
schaftlichen und politischen Rahmen-
bedingungen, die sogenannten SWACs
(= small well administered countries)
immer attraktiver. Zum Beispiel suche
ich mir als Unternehmen einen attrak-
tiven regionalen Standort wie Singapur,
produziere günstig in Malaysia und
verkaufe die Produkte in wichtige re-
gionale Absatzmärkte wie Indonesien,
Korea, Japan und China.
Wie wird sich die wirtschaftliche Rolle
von Europa weiterentwickeln?
neUBerT:
Tendenziell wachsen die Schwel-
len- und Entwicklungsländer in den
letzten Jahren stärker als die traditi-
onellen Industrieländer. Das wird zur
weltweiten Angleichung der Lebens-
verhältnisse führen, was auch aus der
Sicht Europas zu begrüßen ist. Grund-
sätzlich gehe ich davon aus, dass wir
in Zukunft eine multipolare Welt ha-
ben werden, in welcher Europa immer
noch eine wichtige Rolle spielen wird.
Für Unternehmen bedeutet dies je-
doch, dass sie in den wichtigsten Re-
gionen weltweit präsent sein müssen,
um weiterhin wettbewerbsfähig zu
bleiben.
In Europa spricht man immer öfter
von sogenannter Work-Life-Balance,
die neue Generation setzt nicht mehr
so sehr auf eine steile Karriere. In
Ländern wie China ist das ganz anders.
Hier wird gearbeitet und gearbeitet.
Überholen uns diese Länder?
neUBerT:
China wird sicherlich aufholen.
Die Menschen dort sind sehr fleißig
und lernwillig. Doch auch sie haben
ähnliche Bedürfnisse wie wir. Sobald
sie sich einen gewissen Wohlstand er-
arbeitet haben, treten andere Bedürf-
nisse in den Vordergrund wie Gesund-
heit, Urlaub, Freizeit. Ich denke, das ist
eine ganz natürliche Entwicklung. Ös-
terreich kann von dieser Entwicklung
profitieren. Sobald die Mittelschicht
in den Schwellenländern mehr Wohl-
stand hat, hat sie auch mehr Geld für
den Kauf österreichischer Produkte
und kann nach Österreich auf Urlaub
fahren._
ScHRITT 1
MARKTbEwERTung
unD MARKTAuswAHl
Stellen Sie sich folgende Fragen:
Kann ich mit meinen Fähigkeiten
im Ausland punkten? Gibt es mein
Produkt dort schon, welcher Preis
ist angemessen? Haben Kunden
überhaupt Interesse an meinem
Produkt, kann ich dort Nutzen stif-
ten? Andere Märkte sind immer
anders – im Hinblick auf Vertriebs-
wege, Kaufverhalten, Kundenbe-
dürfnisse und Gesetze.
mARkteintRitt
in 4 schRitten
nach michael neubert
ScHRITT 2
MARKTvoRbEREITung
Passen Sie Ihr Geschäftsmodell –
zum Beispiel Packungsgröße, Ver-
triebswege und Marketing – an die
Besonderheiten des Marktes an.
ScHRITT 3
MARKTEInTRITT
Erschließen Sie den Markt schritt-
weise. Nur dadurch kann man ler-
nen und gleichzeitig Risiken im
Griff haben. Fangen Sie zunächst
an, Ihre Produkte zu exportieren.
Erst mit entsprechendem Markt-
erfolg, bauen Sie Niederlassungen
auf, vertreiben Ihre Produkte vor
Ort, verlagern eventuell auch Kun-
denservice, Lager und Montage ins
Ausland.
ScHRITT 4
MARKTEnTwICKlung
unD MARKTwACHsTuM
Das lokale Management muss das
Geschäftsmodell mit zunehmen-
dem Wachstum immer mehr dem
Auslandsmarkt und seiner Kultur
anpassen. Was nicht immer leicht
ist, denn: Manager der Hauptver-
waltung geben ungern Kompeten-
zen ab. Hier ist sehr viel politisches
und diplomatisches Geschick, eini-
ges an Überzeugungsarbeit und ein
kompetentes Entscheidungsgremi-
um notwendig.
spezialthema
internationalisierunG
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