31
heit hat, seine Talente ins rechte Licht zu
rücken. Interessanterweise sind es häufig
die Jugendlichen, die in Sport- oder Mu-
sikvereinen organisiert sind oder Freiwil-
ligentätigkeiten ausüben, die persönlich
einen besseren Eindruck hinterlassen als
andere Bewerber. Wichtig sind uns aber
auch Grundfertigkeiten, Qualifikationen
sowie praktische Fähigkeiten. Es kommt
auf das Gesamtpaket an.
Markus Köttstorfer und Rainer Perne-
ker sind Bilderbuchbeispiele für eine
gelungene Karriere mit Lehre. Kommen
solche Karrierewege öfters vor bei
Greiner?
claudia maJor:
Bei Greiner gibt es einige
Führungskräfte, die bei uns als Lehrling
begonnen haben. Man darf allerdings
nicht erwarten, dass man mit einer Leh-
re automatisch Führungskraft wird. Uns
geht es um die Fähigkeiten und um die
Einstellung der Mitarbeiter, die entspre-
chend gefördert werden. Wenn das passt,
kann man bei Greiner viel erreichen.
Immer mehr Studenten, immer weniger
Lehrlinge. Wie sehen Sie diese Entwick-
lung?
claudia maJor:
Persönlich glaube ich, dass
wir auf eine „Überakademisierung“ zu-
steuern, auch in Qualifikationen, die mit
einer soliden Lehrausbildung oder einer
höheren Schule mindestens genauso
gut und vor allem praxisnäher erworben
werden können. Mittel- bis langfristig
wird das dazu führen, dass wir eine gro-
ße Zahl von arbeitssuchenden Akademi-
kern und einen noch größeren Mangel an
Fachkräften haben werden. Persönlich
verfolge ich diese Entwicklung mit einer
gewissen Heiterkeit - nach dem Motto
„Hausverstand kann man nicht lernen“,
aus unternehmerischer Sicht sehe ich
diese Tendenz jedoch äußerst kritisch.
Unternehmen werden irgendwann nicht
mehr in der Lage sein, genügend Fach-
personal für die Produktion oder den
administrativen Bereich zu finden, und
gleichzeitig die Erwartungen von Mehr-
fachakademikern an Karriere- und Ent-
wicklungsmöglichkeiten nicht mehr er-
füllen können.
Das Image der Lehre ist in Österreich
kein gutes. Wie könnte dieses verbes-
sert werden?
claudia maJor:
In vielen Fällen fehlt es ein-
fach an Information über Lehrberufe und
die Möglichkeiten, die man mit einer Fach-
ausbildung im Unternehmen hat. Die Zei-
ten, in denen man als technischer Lehr-
ling bis über die Ellenbogen im Schmieröl
steckte, sind lange vorbei. Die mittlerweile
große Durchlässigkeit der Ausbildungs-
Rainer Perneker
Greiner Bio-One Spartenleiter
KARRIEREwEG
_1984 begann er eine Lehre als Maschinenschlosser bei der heutigen Greiner
Packaging, danach folgten ein Werkmeisterkurs, ein Betriebsleiterlehrgang, eine Abend-HTL
und schließlich der Wechsel zur Greiner Bio-One, wo er drei Jahre lang als Geschäftsführer den
Standort der Greiner Bio-One in North-Carolina aufgebaut hatte, danach absolvierte er ein MBA-
Studium an der Donau Uni Krems, seit 2011 ist er Spartenleiter der Greiner Bio-One.
ERFOLGSGEHEIMNIS
_„Ich wollte immer eine gute Leistung erbringen und habe mich nie vor neu-
en Herausforderungen versteckt. Im Gegenteil, ich war hungrig danach, Neues zu lernen. Ich er-
innere mich, dass ich sogar während meiner Präsenzzeit in die Firma gekommen bin, um am Ball
zu bleiben. Für eine Karriere spielen natürlich mehrere Faktoren eine Rolle. Neben fachlichen und
persönlichen Kompetenzen gehört letztendlich auch ein Stück Glück dazu, dass die Vorgesetzten
die Potenziale erkennen und einen fördern.“
LEHRREICH
_Als wichtigste Meilensteine seiner Karriere sieht Rainer Perneker seine Tätigkeit in
der Produktion und seine Zeit in den USA: „In einem fremden Land zu arbeiten und zu leben prägt
ungemein – vor allem in der sozialen Kompetenz.“ Ob er rückblickend einen anderen Weg ge-
wählt hätte? Zum Beispiel statt einer Lehre gleich die HTL zu besuchen? „Das wäre natürlich eine
Möglichkeit gewesen. Mir hätten aber die Vielfalt der Tätigkeiten und der praktische Bezug gefehlt,
die man durch ein Handwerk erlernt“, so Perneker.
unternehmen werDen irgenDwann
nicht mehr in Der lage sein,
genügenD fachpersonal
für Die proDuktion oDer
aDministration zu finDen unD
gleichzeitig Die erwartungen von
mehrfachakaDemikern nicht mehr
erfüllen können.
CLAUDIA MAJOR
leiteRin stRateGisches hR-ManaGeMent
DeR GReineR hOlDinG aG
systeme wie Lehre mit Matura und akade-
mische Lehrgänge für Nicht-Maturanten
lässt alle Möglichkeiten offen. Kein Ju-
gendlicher muss befürchten, sich Chan-
cen zu verbauen, indem er sich für eine
Lehre entscheidet - ganz im Gegenteil.
Wir versuchen daher alle Meinungsbildner
und Entscheidungsträger im Umfeld eines
potentiellen Lehrlings wie Eltern, Familie,
Lehrer und Freundeskreis möglichst gut
einzubinden und zu informieren, wenn es
um die Wahl der weiteren Ausbildung geht.
Was macht einen guten Lehrling aus?
Wie kann man als Lehrling zeigen:
Hallo, ich bin die Führungskraft von
morgen!
claudia maJor:
Neugier, Freude am Lernen,
Durchhaltevermögen, Ehrgeiz, gute Um-