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steLLen sie sich vOr, es gibt einen wirtshAusstAmmtisch, An dem sich die gesAmte
wirtschAft, steuerexperten und vOLkswirte Aus österreich treffen. wOche für
wOche gibt es nur ein themA, dAs hier immer wieder für gesprächsstOff sOrgt:
DAs stEuERsystEM. zu hOch sei der steuersAtz, zu kOmpLex dAs steuerrecht und
überhAupt – ALLes eine kAtAstrOphe.
auf c(r)ashkurs?
REDAKTION_sUsanna wURM
ART DIRECTION_aleXanDRa aUBÖck
FOTOGRAFIE_MaRiO RieneR
LOCATION_kPMG linZ
Nun sitzen wir aber nicht an einem Tisch im
Wirtshaus, der Ort des Geschehens nennt
sich „Melbourne“ und das Gebäude, in dem
sich dieser gediegene Raum befindet, ist
das Firmengebäude von KPMG. Um diesen
Tisch sitzt auch nicht ganz Österreich. Aber
immerhin drei namhafte Vertreter davon:
Friedrich Schneider, Professor an der JKU
und einer der einflussreichsten Ökonomen
im deutschsprachigen Raum, Anette Klin-
ger, Geschäftsführerin der IFN Beteiligungs
GmbH mit der bekannten Marke INTER-
NORM sowie Thomas Walter, Steuerexperte
und Partner bei KPMG, sind gekommen, um
herauszufinden, was es wirklich brauchen
würde, damit Wirtschaftsräume wie Ober-
österreich wieder ein attraktiverer Standort
für Unternehmen sein können.
Beginnen wir gleich mit einem – vor
allem für ein Wirtschaftsland wie Ober-
österreich – sehr wesentlichen Thema:
dem Steuersatz. Natürlich ist der Steu-
ersatz nicht der einzige Faktor, der im
Standortwettbewerb zählt, aber er hat
dennoch eine Signalwirkung. Vielleicht
vergleichbar mit einer Verpackung:
Zuerst liest man das Großgedruckte –
den Steuersatz. Für das Kleingedruckte
– Steuerbefreiungen, Absetzmöglich-
keiten – braucht man schon einen
genaueren Blick. Ist es wichtig, dass
der Steuersatz gesenkt wird?
schneider:
Bei den direkten Steuern wäre
eine Senkung gut, weil sie unternehme-
risches Schaffen stärker belohnen würde
- was bisher nicht der Fall ist. Meine For-
derung: Eine Senkung des Eingangssteu-
ersatzes auf höchstens 20 bis 25 Prozent.
Hohe Steuern im Bereich der direkten
Steuern bedeuten für den Wirtschafts-
standort ja auch, dass Unternehmer und
Wirtschaftstreibende überlegen: Wo gehe
ich hin? Wo investiere ich? Sämtliche
Ausnahmeregelungen, wie dass man das
Dienstauto und Ähnliches absetzen kann,
gehören hingegen radikal abgeschafft. Das
würde eine Steuerreform auch sofort mög-
lich machen.
Klinger:
Es gibt drei große Themen: Erstens
die Attraktivität des Standortes Österreich.
Der Wettbewerb ist deutlich stärker gewor-
den. Man muss sich als Unternehmer jetzt
ganz genau überlegen wo man investiert
und produziert. Der zweite Punkt ist das
Thema Leistungsanreiz. Bei niedrigen Ein-
kommen ist es durch die derzeitige Einkom-
menssteuertarife unattraktiv mehr zu arbei-
ten oder etwas mehr zu verdienen. Und ein
drittes großes Thema ist Rechtssicherheit.
Regelungen werden laufend angepasst und
nachgebessert. Das verunsichert.
Kann man in diesem Sinne Fenster und
Türen überhaupt noch in Österreich
produzieren?
Klinger:
Ja wenn man innovative Produk-
te hat, die nicht so preissensibel sind und
wenn man hoch automatisiert produziert.
Allerdings unterstützt die aktuelle Wirt-
schaftslage eine hohe Preissensibilität.