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liegenden Regionen einzugehen, da da-
durch einerseits mehr Gäste generiert 
werden können und andererseits die 
Vielfalt im touristischen Angebot insge-
samt steigt. Hier sei die Politik gefordert, 
für die geeigneten Rahmenbedingungen 

zu sorgen, sagt Seeber: „Abgesehen von 
den Betrieben ist die Tourismuspolitik 
gefordert, Partnerschaften mit unseren 
umliegenden Ländern, wie mit Bayern 
oder Tschechien einzugehen. Hier gilt: 

Je größer, desto besser. Man muss in 

größeren Einheiten denken. Weg vom 
Kirchturmdenken.“ Dieses Plädoyer 
muss jedoch differenziert betrachtet 
werden, veranschaulicht man sich die 
derzeitige Lage genauer. Will man der 
Statistik Austria Glauben schenken, hat 
sich alleine im letzten Jahr in Österreich 
die Anzahl der Gäste um 4,9 Prozent 
erhöht (um 1,8 Millionen auf 39,4 Mil-
lionen), die Nächtigungen stiegen um 
2,5 Prozent (um 3,3 Millionen auf 135,2 
Millionen). In Oberösterreich gabe es 5,2 
Prozent mehr Ankünfte und 2,7 Prozent 
mehr Nächtigungen. In den letzten zehn 

Jahren haben sich die Nächtigungen im 

Winter um zehn Prozent (+6 Millionen) 
und im Sommer um 18 Prozent (+10 Mil-
lionen) gesteigert.

Neue Tourismusstrategie 

ante portas

Jammert man hier auf hohem Niveau? 

Weshalb braucht man vor dem Hinter-

grund dieser Statistiken eine neue Tou-
rismusstrategie? Wirtschafts-Landesrat 
Michael Strugl stellt klar: die Zahlen 
stimmen, die Strukturen aber nicht 
mehr. „Auch wenn die Zahlen der letz-
ten Jahre erfolgreich sind, schöpfen wir 
unser Potential noch nicht voll aus. Die 
Strukturen sind mittlerweile wirklich 
nicht mehr marktfähig. Wir sind in der 
Relation Nächtigung pro Tourismus-
verband Schlusslicht in Österreich. Um 
das zu verbessern, gibt es eine Reform.“ 
Rund 400 Tourismusverbände gibt es in 
Österreich, davon alleine mehr als 100 
in Oberösterreich, lediglich 18 umfassen 
dabei mehr als eine Gemeinde. „Wir sind 
Schlusslicht mit diesen kleinteiligen 
Strukturen und daher müssen wir sie 
ändern“, unterstreicht Strugl die Pro-
blematik. Darum muss der Tourismus 
neu aufgestellt werden. Die Landes-

Tourismusstrategie 2017 bis 2022 soll 

vor allem eines: Verschlanken und Ko-
operationen schaffen. Von den 104 Tou-
rismusverbänden in Oberösterreich sol-
len danach nur noch rund 20 Verbände 
übrigbleiben. Auch Seeber untermauert 
dies: „Eingemeindige Tourismusverbän-
de bringen in Wahrheit nichts. Davon 
müssen wir weg. Sonst werden wir nicht 
als Oberösterreich wahrgenommen. Und 
die nötigen Schritte dafür haben wir mit 
der neuen Tourismusstrategie eingelei-
tet.“ Verschlanken und Synergien nutzen 
klingt in marktwirtschaftlicher Termino-
logie sinnvoll, in Wahrheit schwingt aber 

immer die Sorge um den eigenen Ar-
beitsplatz mit. Seeber beruhigt: „In den 
neu zu gründenden Verbänden nimmt 
man diese Leute mit, die werden nicht 
allein gelassen. Die werden sich in der 
neuen Struktur alle wiederfinden.“

Frage der Wertschöpfung

Auf die Frage, wie wichtig eine erfolg-
reiche Umsetzung dieser Strategie für 
den Wirtschaftsstandort OÖ ist, verweist 
Strugl auf die Wertschöpfung: „Wir haben 
im Tourismus im Jahr etwa sechs Milli-
arden Wertschöpfung, das sind 10 Pro-
zent der Gesamtwirtschaft. Daran sieht 
man, dass der Tourismus einen erhebli-
chen Teil ausmacht.“ Es gelte vor allem, 
das vorhandene Potential besser auszu-
schöpfen. So sind die jährlich 26 Millio-
nen Euro, die in den Tourismus investiert 

werden, reine Systemerhaltungskosten, 
kein einziger Cent komme beim Betrieb 
an, sagt Strugl. Deshalb gibt es zwei 
Möglichkeiten: „Entweder wir machen 
daraus einen Mehrwert, das wäre meine 
Vision. Wir machen mit demselben Geld 
wesentlich mehr. Der andere Weg ist, wir 
machen dasselbe, nur mit weniger Geld. 
Das ist für mich der schlechtere Weg“. 
Die neue Strategie birgt viele positive 
Seiten. So machen etwa die schlankeren 
und kooperierenden Tourismusverbände 
wirtschaftlich mehr Sinn. Auch die stär-
kere Vernetzung der Betriebe mit den 

Tourismusverbänden und dem OÖ Touris-

Ich schicke euch statt einer Postkarte diese 

Videobotschaft. Wie man sieht, ist es uns gelungen, 

das wertvollsten Asset, nämlich unsere Natur, zu 
erhalten und diese mit Gastfreundschaft, Kulinarik 
und Freizeitangeboten zu kombinieren. Ich fühle 
mich wohl hier, weil es alles gibt, was man 
sucht: freundliche Menschen, Topbetriebe und 
eine unglaubliche Landschaft.

Michael Strugl