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Betriebe müssen eine
menschenzentrierte Arbeitswelt
schaffen, die Rücksicht auf
die menschlichen Grenzen und
Fähigkeiten nimmt.
CLEMENS ZIERLER
Geschäftsführer, Institut für Arbeitsfor-
schung und Arbeitspolitik an der JKU
10 CHANCEN DER DIGITALISIERUNG
01
Die Customer Experience 4.0 vom Kunden aus neu denken:
Nicht der Preis, sondern der Komfort zählt.
02
Das Verhältnis zum Kunden wird persönlicher:
High Tech bedeutet in Zukunft High Touch.
03
Die Zukunft der Wertschöpfung liegt in Meta-Services:
Produkte werden um digitale Services erweitert.
04
Mehr Speed führt zu mehr zufriedenen Kunden:
Geschwindigkeit wird zum dominanten Faktor.
05
Vernetzte Systeme erhöhen den Komfort – und die Effizienz:
Vernetzung heißt, über die Grenzen des eigenen Marktes hinaus zu denken.
06
3D-Druck wird zum Treiber völlig neuer Märkte
07
Die Sharing Economy geht jetzt erst richtig los:
Vor allem auf B2B-Märkten gibt es noch großes Potential.
08
In der realen Virtualität multiplizieren sich Geschäfte:
Was sich digitalisieren lässt, lässt sich gegen unendlich verkaufen.
09
Künstliche Intelligenz wird demokratisiert:
Lernende Algorithmen können von allen Firmen genutzt werden.
10
Digitale Denkweise erhöht die Zukunftsrobustheit:
Es geht nicht um Technologie, sondern um eine neue Denkweise.
Die Autoren der zehn Chancen sind Andreas Steinle und Michael Kirmes
vom deutschen Zukunftsinstitut Workshop, das sich auf die Umsetzung von
Trends in Innovationen spezialisiert hat. Es ist eine Schwestergesellschaft
des Zukunftsinstituts von Matthias Horx.
komme nur schnelles Chaos. „Ein Un-
ternehmen kann meist keine radikale
Transformation machen, einzelne Maß-
nahmen der digitalen Strategie müssen
in Babyschritten umgesetzt werden“,
weiß Roth. So werde die Digitalisierung
von den Mitarbeitern auch eher akzep-
tiert und die notwendigen Veränderun-
gen im Personalbereich gelingen besser.
Da jede neue Technologie am Anfang
Probleme mache und häufig erstmals
mehr Arbeit für die Belegschaft bedeu-
te, seien ablehnende Reaktionen völlig
normal. Der Unternehmensberater rät,
die Mitarbeiter zu „Mitunternehmern“
zu machen und eine „Open-Innovation-
Kultur“ zu etablieren. Es sollten Leute
von allen Hierarchien und Abteilungen
mit der Umsetzung und ständigen Wei-
terentwicklung der digitalen Strategie
betraut werden. Im Optimalfall ist die
digitale Transformation ein Projekt, das
losgelöst vom Tagesgeschäft erfolgt.
Clemens Zierler, Geschäftsführer vom
Institut für Arbeitsforschung und Ar-
beitspolitik (IAA) an der Johannes Kepler
Universität (JKU) in Linz fordert als zen-
tralen Punkt für die Bewältigung des ak-
tuellen technologischen Wandels: „Man
muss den Menschen die Angst vor der
Digitalisierung nehmen.“ Er zitiert dafür
den US-amerikanischen Wirtschaftswis-
senschaftler Erik Brynjolfsson: „Racing
with the machine beats racing against
the machine.“ Dafür seien die Betrie-
be gefordert eine menschenzentrierte
Arbeitswelt zu schaffen, die Rücksicht
auf die menschlichen Grenzen und Fä-
higkeiten nimmt. Weiters müsse ein ge-
eigneter arbeitspolitischer Rahmen ge-
schaffen werden und es gebe massiven
Aufholbedarf im Bereich der Bildung.
„Unser Bildungssystem muss gestern
reformiert werden“, plädiert Zierler auf
eine rasche Reform – dies auch in Hin-
blick darauf, dass es auf Grund der Digi-
talisierung und Industrie 4.0 in Richtung
eines größeren Bedarfs an höher qualifi-
zierten Arbeitnehmern gehe. Roth ist der
Meinung, dass die Jobs im mittleren Ma-
nagement genauso leicht zu automati-
sieren sind wie niedrig qualifizierte Jobs.
Wir sollten daher in Zukunft kreativer im
Finden von neuen Jobs sein.
Arbeitspolitischer Rahmen
Die aktuelle Regulierung auf überbe-
trieblicher Ebene nehme laut Zierler
kaum Rücksicht auf individuelle Situ-
ationen von Betrieben und Menschen
am Arbeitsplatz. Es müsse noch genau
erforscht werden, wie das Verhältnis von
Regulierung und Gestaltungsfreiraum
in den Betrieben zukünftig ausschauen
sollte. „Vermutlich braucht es jedoch
eine neue Herangehensweise, um sich
als Wirtschaftsraum positiv weiterent-
wickeln zu können“, sagt Zierler und
nennt die Entwicklung individueller be-
triebspartnerschaftlicher Lösungen mit
sozialpartnerschaftlicher
Beteiligung
als einen möglichen neuen Weg für den
Schritt in die digitale Zukunft._