36
VORBILD SCHEUCH
Josef Kurzmann war über 30 Jahre lang in Führungsposi-
tionen bei international tätigen Unternehmen. Nun berät
Kurzmann als Investor und Advisor mit seinem Unter-
nehmen „Josef Kurzmann Beteiligung“ mittelständische
Unternehmen im neuen Umfeld von Wirtschaft 4.0. Der
52-Jährige analysiert für uns als außenstehender Exper-
te Vorzeigeunternehmen, um anhand von Leitbetrieben
aufzuzeigen, welches Innovations- und Wachstumspo-
tential in vielen mittelständischen Betrieben steckt.
Die Scheuch Gruppe ist im In- und Ausland sehr
erfolgreich auf Wachstumskurs. Wie können
andere Unternehmen ebenfalls von der Globa-
lisierung profitieren?
_Man muss sich im Vorfeld
überlegen, wie man wachsen will und ob man dafür
neben dem Tagesgeschäft auch die nötigen Ressour-
cen hat. Ohne der strategischen Vorarbeit kann durch
Internationalisierung der Umsatz zwar steigen, aber
die Renditen können durch Preisdruck und mangels
Skaleneffekte schnell deutlich fallen. Bei unkontrol-
liertem Wachstum können Unternehmen sich in eine
gewisse Abhängigkeit manövrieren. Für das Ausrol-
len komplexer werdender Geschäftsmodelle braucht
es unter anderem eine gute, softwaregestützte
Ablauforganisation.
Bei Scheuch hat man sich für organisches und
anorganisches Wachstum entschieden.
_Bei einem
sehr heterogenen Markt kann das anorganische
Wachstum ein wichtiger und guter Bestandteil mit
Vorteilen wie der Geschwindigkeit, Reduzierung
des Preisdrucks, Insourcing von noch nicht im Haus
befindlichem Know-how oder Erreichung neuer
Kundengruppen sein. Aber es bedarf auch entspre-
chender Managementressourcen, um den M&A Pro-
zess gut begleiten zu können. Das erste Jahr nach
einem Zusammenschluss zweier Firmen ist ganz
entscheidend – je später und weiter der Prozess in
die Zukunft geschoben wird, desto schwieriger wird
es, die geplanten Synergien zu heben. Die wichtigen
strategisch- und organisatorischen Führungs-
themen müssen sehr früh mit konkreten Zeitplänen
und Verantwortlichkeiten umgesetzt werden. Wich-
tig ist auch, den Abfluss des Markt- und Vertriebs-
Know-hows zu vermeiden und die Eingliederung
aller neuen Kollegen gut zu meistern. Es gilt einen
gemeinsamen Spirit in der international wachsen-
den Unternehmensgruppe zu schaffen.
Stichwort Mitarbeiter: Es wird immer wieder
vom Fachkräftemangel und der schwierigen
Suche nach Lehrlingen gesprochen. Die Firma
Scheuch hat kein Problem, ausreichend geeig-
nete Mitarbeiter zu finden.
_Das Unternehmen
kümmert sich um Themen wie Klimaschutz, Green
Technologies – diese Megatrends werden beim Em-
ployer Branding für eine attraktive Arbeitgebermarke
nach außen kommuniziert. Corporate Idendity und
Employer Branding werden im Wettbewerb um die
künftigen Talente immer wichtiger.
auf. „Junge Menschen wollen sich ent-
wickeln können und in einem Unterneh-
men mit einem Wertesystem arbeiten,
das zu ihnen passt“, spricht Jeliniewski
von einer Daueraufgabe aller Fach- und
Führungskräfte. Es gebe spezielle Ent-
wicklungsgespräche, wo die Mitarbeiter
auch bezüglich ihres Wunsches nach ei-
nem Auslandsaufenthalt gefragt werden.
„Wir haben genug Leute, die ins Ausland
gehen wollen, bieten ihnen auch verschie-
den lange Zeiträume an“, sagt Scheuch.
Es gibt die Kategorien beginnend bei ei-
nem kurzen Aufenthalt von nur drei Mo-
naten bis einem halben Jahr, weiters
drei bis vier Jahre oder auch viel längere
Zeiträume bis hin zu einer unbegrenzten
Arbeitsstelle im Ausland. Und besonders
im Ausland haben die Scheuch-Mitar-
beiter in den nächsten Jahren noch viele
Entwicklungsmöglichkeiten: Nach dem
erfolgreichen Start in den USA und der
ersten Niederlassung in Bangkok, gehe
es weiter Richtung China, Korea und Ja-
pan und auch Brasilien sei ein Zukunfts-
markt für die Innviertler. Von Australien
sei man noch ein Stück weit weg. „Aber
die wichtigsten Industrieländer der Welt
sind im Fokus“, erklärt Jeliniewski die Se-
gel für den Wachstumskurs weiterhin für
gesetzt._