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Sie dachten, der Homo Sapiens sei der moderne, vernünftige Mensch? Das ist so nicht mehr ganz
richtig, wurde die Stammesgeschichte des Menschen doch schon längst um eine weitere Art bereichert:
den Homo Digitalis. Ob auch der vernünftig ist, bleibt offen. Fakt ist aber, dass diese Zielgruppe auch
den Bankensektor vor neue Herausforderungen stellt.
Friedrich Hörtenhuber, oberösterreichischer
Regionaldirektor der Hypo Landesbank Vorarlberg, über den Zeitgeist der Digitalisierung.
VIELE WEGE ZUR BANK
Was macht Ihre Bank, um beim
Wettlauf der Modernisierung Schritt
zu halten?
HÖRTENHUBER_Die digitale Schiene
auf der Angebotsseite ist ein absolutes
Muss. Es geht also darum, die eigene
Produktpalette erweitert digital anzubie-
ten und daran arbeiten wir sehr intensiv.
Zu unseren Firmenkunden zählen gro-
ße Industriebetriebe und KMUs, da ist
es üblich, dass das Tagesgeschäft mit
ganz wenigen Ausnahmen digitalisiert
läuft. Das heißt, es wird alles über In-
ternetbanking abgewickelt. Der Kunde
sieht den Nutzen, den er auf digitalem
Weg angeboten bekommt und nimmt ihn
auch gerne in Anspruch. Bei Themen,
die ein persönliches Gespräch erfordern,
fahren wir dann aber zum Kunden. Das
wird sich in diesem Segment auch durch
eine Digitalisierung nicht ersetzen las-
sen. Bei den Privatkunden betrachten
wir das Thema wiederum generatio-
nendifferenziert: Die eher ältere Gene-
ration steigt teilweise auch auf digitale
Angebote um, schätzt aber den persön-
lichen Kontakt nach wie vor sehr. Bei
den jüngeren Generationen ist es unsere
Herausforderung, gezielt auf die Bedürf-
nisse zu achten und diese so abzuholen,
dass wir mit ihnen auch Beratungsge-
spräche führen können.
Steve Jobs hat einmal gesagt „Wir
werden das Banking brauchen, aber
keine Banken und Banker“. Werden
wir in Zukunft noch auf Filialbanken
angewiesen sein?
HÖRTENHUBER_Die traditionellen Ban-
ken werden sich verändern, weil die
Frequenz und die Nachfrage sinken. In
vielen Bereichen läuft der Zahlungsfluss
ja ohnehin schon völlig automatisiert ab,
bei Basisprodukten wird die digitale Nut-
zung daher eher noch weiter zunehmen.
Aber nehmen wir an, eine junge Familie
möchte ein Haus bauen. Das ist ein Le-
benswerk, das sich digital nur schwer
abwickeln lässt, man braucht hier den
menschlichen Kontakt. In der Zukunft
möchten wir auch den Schalterservice
weiterhin anbieten, werden die Öffnungs-
zeiten aber irgendwann etwas einschrän-
ken. Die dadurch gewonnene Zeit können
und wollen wir dann verstärkt für die per-
sönliche Kundenberatung nutzen.
Wie wird die Bank dann im
Jahr 2030 aussehen?
HÖRTENHUBER_Ich glaube, dass es
viel weniger Standorte geben wird, die-
se dann aber konzentrierter sind. Man
könnte sie als Kompetenzzentren be-
zeichnen, in denen sich um die ganz
individuellen Wünsche und Bedürfnisse
des Kunden gekümmert wird. Dort wird
es dann Spezialisten für Firmenkun-
dengeschäfte, Wohnbaufinanzierungen,
Immobilienfinanzierungen und auch für
den Veranlagungsbereich geben. Die
REDAKTION_MICHAELA ALBRECHT
FOTOGRAFIE_THINKSTOCK, HYPO LANDESBANK VORARLBERG
ILLUSTRATION_ALEXANDRA AUBÖCK
SCHWERPUNKT
DIGITALISIERUNG