54
sich stärker in instabile Regionen ein-
bringen. Entwicklungszusammenarbeit,
Investitionen vor Ort, Wirtschaftsimpul-
se und Sicherheitszusammenarbeit sind
ganz dringende Punkte, die wir uns nach
der Akutlösung des Flüchtlingsproblems
auf jeden Fall noch vornehmen müssen.
Die Angst vor Veränderungen liegt in
der Natur des Menschen. Wenn nun der
Tag X kommt und Oberösterreich einen
neuen Landeshauptmann bekommt,
der Thomas Stelzer heißt, was wird
sich ändern?
STELZER_Wir haben uns als neues Team
vorgenommen, dass wir wirklich immer
reinen Wein einschenken. Und dass wir,
wenn wir vorankommen wollen, all un-
seren Kindern, egal welche Begabungen
sie haben und welchen Bildungsweg sie
wählen, eine Chance im Land geben, das
Maximum daraus zu machen. Wenn wir in
dem Bereich investieren, dann bedeutet
das, dass wir in anderen Bereichen refor-
mieren müssen.
In welchen?
STELZER_Das trifft viele Bereiche – etwa
jene der Doppelförderungen. Wir brau-
chen den Fortschritt dringend und darauf
müssen wir uns konzentrieren.
Müssen die vielen Kultureinrichtungen
in Oberösterreich Angst davor haben,
dass der nächste Landeshauptmann
nicht mehr so kulturbegeistert sein wird?
STELZER_Nein, weil Kultur nicht nur zu
unserem Land dazugehört, sondern die
Menschen auch stärkt. Aber wie in allen
Bereichen werden wir hinterfragen, was
wir uns leisten können und was nicht.
Zwei starke Persönlichkeiten treffen auch
mit Ihnen und Landesrat Michael Strugl
aufeinander. Was haben Sie aus dem
Streit innerhalb der Partei gelernt, in dem
es um die Weichenstellung für die Zeit
nach Josef Pühringer ging?
STELZER_Zunächst muss man sagen,
dass zwischen uns zwei eigentlich kein
Streit war, aber es ist halt dann viel daraus
entstanden. Was ich gelernt habe, ist, dass
man als Politiker nicht nur vom eigenen
Empfinden ausgehen kann, sondern dass
man die Leute schon in der Breite ent-
sprechend mitnehmen muss. Ich glaube,
dass wir das dann miteinander ganz gut
gelöst haben.
Sie wurden in den Medien als Pührin-
gers Musterschüler bezeichnet. Was
haben Sie von ihm gelernt?
STELZER_Wir sind natürlich verschie-
dene Persönlichkeiten und auch andere
Generationen. Was man auf jeden Fall von
Josef Pühringer lernen kann ist, immer
so geerdet zu sein. Denn dann spürt man
ganz genau, was die Leute wollen, wo sie
ihre Sorgen haben – auch die vermeintlich
kleinen Sorgen. Oft läuft man während
dem Bemühen um große Lösungen oder
Visionen Gefahr, dass man die sogenann-
ten Kleinigkeiten, die aber für die Betroffe-
nen ganz wesentlich sind, übersieht. Man
kann von ihm auch den Mut zur Entschei-
dung lernen, zuletzt bei der Spitalsreform
oder beim Durchsetzen der medizinischen
Fakultät. Aber er ist sein Zuschnitt und
meiner wird dann mein ganz persönlicher
sein. Das sehen wir dann, wenn es soweit
ist (schmunzelt). Und ich hoffe auch sehr,
dass die Leute dann sagen: „Josef Pührin-
ger war ein ganz toller Landeshauptmann,
aber dem Thomas Stelzer trauen wir auch
einiges zu."_
GEDANKEN
Was mich antreibt_Die Sehnsucht und der Ehrgeiz,
in Oberösterreich zu beweisen, dass wir besser sind als andere.
Das Lachen vergeht mir_ganz selten.
Überrascht war ich das letzte Mal_im Sommer von der Wucht
der Diskussion, die da in der ÖVP über uns hereingebrochen ist.
Ein Talent, das ich nicht besitze, aber gern besitzen würde_
Geige wirklich gut spielen zu können.
Als Kind wollte ich_alles Mögliche, habe aber niemals daran gedacht,
Politiker zu werden.
Wie man mir Freude macht_Ein offener, fröhlicher Zugang und ein
Lächeln jederzeit.
Mein Charakter in drei Worten_grundsatzfest, offen, positiv eingestellt
Wenn ich ein Tier wäre, dann_wäre ich ein Adler. Weil er einen
guten Überblick hat und sich aus eigener Kraft ganz weit bewegen kann.