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VOM UMGANG MIT DEM
WICHTIGSTEN GUT DES MENSCHEN
Medizin muss unternehmerisch denken. Darüber sind sich die meisten Experten einig.
Die Frage, in welchem Ausmaß das geschehen darf, führt jedoch zu konträren Standpunkten.
REDAKTION_ANNA DERNDORFER
KREATIV DIREKTION_ALEXANDRA AUBÖCK
FOTOGRAFIE_THINKSTOCK, ÄKOÖ LARESSER, WAKOLBINGER
ILLUSTRATION_ALEXANDRA AUBÖCK
„Nichts ist dem Menschen so kostbar wie
seine Gesundheit.“ Mag dieser vielzi-
tierte Satz stimmen oder nicht: Fakt ist,
dass ein gut funktionierendes Gesund-
heitssystem zu den wichtigsten Aufga-
ben eines Staates gehört – gleichzeitig
aber auch zu den kostspieligsten. Die-
ses Gut gelte es in Zukunft zu bewah-
ren, sagt Peter Niedermoser, Präsident
der Ärztekammer in Oberösterreich und
klagt über die Sparmaßnahmen, die
sich in Zukunft negativ auf medizinische
Leistungen auswirken werden. Öko-
nomisches Handeln im medizinischen
Bereich sei notwendig, um das System
auch für die kommenden Generationen
sicherzustellen, erwidert Landeshaupt-
mann Josef Pühringer. Die Fronten zwi-
schen Politik und Ärztekammer wirken
verhärtet. Die Gratwanderung auf der
Suche nach Konsens scheint auf Wegen
zu verlaufen, die immer wieder zwischen
Mythen und Fakten neu entdeckt werden
müssen.
Betrachtet man die Anzahl der Betten in
den österreichischen Krankenhäusern,
so kann in den letzten 30 Jahren ein ein-
deutiger Rückgang festgestellt werden.
Mehr als 75.000 Betten gab es vor 30
Jahren in Österreichs Spitälern. Rund
10.000 Betten weniger standen den Pa-
tienten in Österreich im Jahr 2015 zur
Verfügung. Auch die Anzahl der Anstal-
ten verringerte sich parallel dazu. 300
Krankenanstalten gab es im Jahr 1985,
278 im Jahr 2015. Konträr dazu lässt
sich jedoch die demographische Ent-
wicklung verfolgen: Im Jahr 2015 leb-
ten in Österreich eine Million Menschen
mehr als 1975. Dies ist nur ein Bereich,
den Niedermoser kritisiert: „Der ökono-
mische Druck schlägt sich schon oft auf
die medizinischen Leistungen nieder.“
Vonseiten der Politik werde behauptet,
es werde alles besser und effizienter
und das bei weniger Ausgaben für die
Medizin. „Fakt ist jedoch, dass sich diese
ökonomischen Zwänge bei den Leistun-
gen bemerkbar machen.“ Landeshaupt-
mann Pühringer sieht in der reduzierten
Bettenanzahl in den Krankenhäusern
Oberösterreichs keinen Grund zur Be-
unruhigung. Im Jahr 2012 habe es eine
Gesundheitsreform gegeben, die zum
Ziel hatte, die sogenannte Primärversor-
gung auszubauen, sagt Pühringer: „Vie-
le medizinische Leistungen, die bisher