Für manche eine lästige Notwendigkeit,
für andere der Höhepunkt des Tages: das Mittagessen.
Lange Zeit ernährten sich die beiden Linzer Manuel Berger und Stephan Schober in ihrer
Pause von Leberkäsesemmeln und – passend zum IT-Klischee – von Pizza vom Lieferser-
vice. „Wir wollten dann aber Abwechslung und haben die Online-Menüs von Restaurants
in der Umgebung nach Mittagsmenüs durchsucht und aufgelistet“, sagt Berger, „schon
bald wollten auch unsere Freunde diese Liste haben.“ Die Idee für mittag.at war gebo-
ren. Die App listet alle verfügbaren Mittagsmenüs in der Umgebung auf und navigiert die
Benutzer gleichzeitig dort hin. Möglich ist das durch einen Algorithmus, der die Daten
automatisch ausliest. Mehr als 24.000 Testbenutzer verwenden die App bereits. „Sie wird
gut angenommen, die Rückmeldungen waren sehr positiv“, sagt Schober. Erreicht wurde
die hohe Zahl von Benutzern durch gezielte Suchmaschinenoptimierung.
Derzeit konzentriert sich Mittag.at auf die Landeshauptstädte, Mittagsmenüs in länd-
lichen Regionen sind zwar genauso erfassbar, werden aber erst später implementiert.
Berger: „Im urbanen Raum sehen wir besonderes Potential.“ Überhaupt wollen die bei-
den Gründer ihr Produkt im kommenden Jahr noch deutlich erweitern. „Interessant wäre
zum Beispiel ein Bewertungssystem für die Restaurants, derzeit konzentrieren wir uns
aber nur auf die Sichtbarmachung von Locations“, sagt Schober. Für die Gründung nah-
men die beiden Gründer keine Fremdfinanzierung in Anspruch. Berger ist Geschäftsfüh-
rer und hauptberuflich für das Unternehmen tätig, programmierte die Suchmaschine und
iOS-Version. Derzeit noch von Schweden aus, wo er gemeinsam mit seiner Freundin lebt.
„Ich pendle zu wichtigen Terminen nach Linz“, erzählt er. Schober kümmert sich für die
Android-App und arbeitet nebenberuflich in einem anderen Betrieb.
Etwa 200 verschiedene Restaurants, die Mittagsmenüs anbieten, erfasst die App derzeit
alleine in Linz. Für die Benutzer ist dieses Angebot gratis. Mittag.at will sich über eine
Premium-Mitgliedschaft von Gastronomen finanzieren, für die es zusätzliche Funktionen
und mehr Sichtbarkeit gibt. Das könnte sich durchaus auszahlen. „Bei unserer Testphase
in Hagenberg wurden wir schnell marktrelevant. Eine Wirtin hat uns erzählt, dass seit der
Listung jeden Tag deutlich mehr Menschen kommen“, sagt Berger.
Wir liefern eine
detaillierte Übersicht zu
allen Mittagsmenüs in
der Umgebung.
MANUEL BERGER
Geschäftsführer, mittag.at
VORSICHT STATT NACHSICHT
Mit seiner Kanzlei SWS Scheed Wöss Rechsanwälte hat sich Michael Scheed
auf Unternehmens- und Gesellschaftsrecht spezialisiert. Mittlerweile hat er
schon zahlreiche Start-ups beraten. „Die kommen aber meist erst zu uns, wenn
wirklich Feuer am Dach ist und massive rechtliche oder wirtschaftliche Proble-
me aufgetreten sind“, sagt er. Mit frühzeitiger rechtlicher Beratung könne man
später Überraschungen vermeiden und Kosten sparen. Gründern empfiehlt er,
verschiedene Szenarien durchzudenken und sich auch abzusichern. „Am Anfang
verstehen sich alle Unternehmer meist gut und haben dieselben Ziele, das kann
sich mit der Zeit ändern“, erklärt Scheed. Oft legen Gründer nicht genau fest,
was passiert, wenn jemand aus dem Team austreten will – oder gar verstirbt.
Auch bei der Rechtsform käme es häufig zu Missverständnissen. „Seit 2014
gibt es die Möglichkeit der gründungsprivilegierten GmbH, wo nur 10.000 Euro
Stammkapital benötigt werden – viele wissen nicht, dass dieses Kapital nach
zehn Jahren auf 35.000 Euro aufgestockt werden muss“, erklärt er. Klassische
Fehler seien auch das Steuerrecht und die Sozialversicherung. „Wenn man die
Einkommenssteuer am Anfang gering einstufen lässt, kommen im Jahr zwei
und drei meist Nachforderungen. Manche Jungunternehmer sind darauf nicht
vorbereitet, ihnen ist nicht klar, in welchem Ausmaß sie tatsächlich versteuern
müssen.“
„In vielen Fällen wär
e
es gut, schon bei der
Gründung des Start-ups
einen Anwalt zu kontak
-
tieren, das kann später
viel Geld sparen.“
Michael Scheed
SWS Rechtanwält
e
Stephan Schober, Manuel Berger