91

die junge Menschen darin fördern, ihre 

Talente innerhalb einer Lehre ausleben zu 

können, sondern auch Familien, die ihre 
Kinder in der Wahl nach einem geeigneten 
Lehrberuf unterstützen“, meint Thomas 
Stelzer, Landeshauptmann-Stellvertreter 
und zuständiger Landesrat. „Wir müssen 
in der Öffentlichkeit zeigen, dass die Leh-
re anerkannt wird.“ Das schlechte Image 
sei Grund, weshalb viele Familien ihren 
Kindern raten, sich für die schulische 

Ausbildung zu entscheiden. „Bei der Wahl 
der richtigen Ausbildung entscheiden die 
Familien mit und nicht nur die Schüler. 
Und vielen Familien ist ein formal hoher 
Bildungsabschluss sehr wichtig “, unter-
streicht Thomas Stelzer. Für manche Ju-
gendliche sei jedoch aufgrund ihrer Qua-

lifikationen eine Lehre die bessere Wahl.

Schatzsuche für 
Groß und Klein

Wenig vom negativen Image und der sin-
kenden Lehrlingsanzahl bemerkt Sara 
Brandstetter. Die angehende Konstruk-
teurin arbeitet beim familiengeführten 
Unternehmen Engel in Schwertberg, das 
im Bereich Kunststoffverarbeitung tätig 
ist. Sara Brandstetter ist bereits im vier-
ten Jahr ihrer Lehrlingsausbildung. Über-

zeugt und selbstbewusst berichtet sie von 
ihren Erfahrungen: „Meine Lehrausbil-
dung gibt mir die Chance das zu tun, was 
mir Spaß macht. Außerdem kann ich auf 
eigenen Füßen stehen. Die Lehre hat auch 
finanzielle Vorteile gegenüber einer schu-

lischen Ausbildung.“  Zurzeit bildet Engel 

178 Lehrlinge in neun unterschiedlichen 

Berufen aus. Ziel des Großunternehmens 
mit weltweit rund 5.400 Beschäftigten ist 
es, die Lehrlinge auch nach erfolgreicher 
Abschlussprüfung im Betrieb zu behalten. 

Die Möglichkeiten während und nach der 
Lehre sind vielfältig. Begleitend zum ers-
ten Lehrjahr gibt es für die Lehrlinge the-
oretischen Unterricht im Unternehmen. 
Im zweiten Lehrjahr können sie bereits 
an Wettbewerben teilnehmen. So belegte 
Brandstetter unter den angehenden Kon-
strukteuren den ersten Platz beim Lehr-
lingswettbewerb der WKOÖ. Tatkräftig 
wurde sie dabei von der Firma in Form von 

Trainingstagen unterstützt. Einen beson-

deren Ansporn gibt es für diejenigen, die 
die Lehrlingsabschlussprüfung bravourös 
gemeistert haben: Ihnen steht es zu, für 
zwei bis drei Monate ins Ausland zu gehen. 
China und Korea gehören dabei zu den Fa-
voriten. Ob sie dieses Angebot nützen wird, 
weiß sie noch nicht: „Auf jeden Fall möch-
te ich in Zukunft in diesem Betrieb bleiben. 
Es gibt zahlreiche Bildungsmöglichkeiten 
für mich wie Matura oder Abend-HTL. 
Ebenso kann ich auch international für die 
Firma Engel tätig sein. Mit einer positiven 
Lehrabschlussprüfung stehen mir viele 
Wege offen!“

Ähnlich positiv, wenn auch von einem an-
deren Blickwinkel, sieht Romana Ratzen-

böck ihre Lehrausbildung im Kleinbetrieb 

„Blumen Ingrid“ in Eferding. Inmitten von 

leuchtenden Blumen, bunten Blättern, 

Äpfeln und mit Moos bewachsenen Äst-
chen dekoriert und schmückt sie, bindet 
Sträuße und ist mit vollem Einsatz bei 
ihrer Arbeit. „Die Schatzkiste für meinen 
Blumenladen ist die Natur“, meint Chris-
tine Grabner, Inhaberin des Geschäfts. 

Was Romana besonders an der Ausbil-
dung im Betrieb „Blumen Ingrid“ gefällt? 

„Hier kann ich meine Kreativität ausleben. 

Ich schätze auch meine Selbstständigkeit 
sehr, die mir eine Lehre in diesem Betrieb 
ermöglicht. Meine Chefin nimmt sich im-

mer sehr viel Zeit für mich. Durch diesen 
direkten Austausch kann ich unheimlich 
viel lernen.“ 

Den Rückgang an Lehrlingen muss auch 
Grabner trotz ihres guten Images spüren. 
Waren es vor drei Jahren im Durchschnitt 
noch zehn Lehrlinge, die sich für eine Stel-
le bewarben, so sind es aktuell nur mehr 
zwei. Das hindert sie jedoch nicht, die ho-
hen Anforderungen, die sie an zukünftige 
Lehrlinge stellt, beizubehalten. „Wenn ich 
einen Lehrling anstelle, muss das zu 100 
Prozent passen. Lehrlinge müssen viel-
seitig, flexibel und belastbar sein.“, meint 
Christine Grabner. In der Regel bleiben die 
ehemaligen Lehrlinge auch in ihrem Be-
trieb, wenn sie die Lehre abgeschlossen 
haben. „Die Zusammenarbeit mit Leuten, 
die man selber ausgebildet hat, ist einfa-
cher, sie kennen die Struktur des Betrie-
bes, erweisen sich als gute Fachkräfte 
und haben nach der doch fordernden Aus-
bildung selber hohe Ansprüche“, ist Grab-
ner überzeugt. 

Masse statt Qualität

Während sich die Masse für die schulische 
Ausbildung entscheidet, geht die Anzahl 
derjenigen, die eine Lehre wagen, stark 

zurück. „Viele ziehen den schulischen 
Ausbildungsweg vor, obwohl sie aufgrund 
ihrer Eignung und Neigung über eine an-
spruchsvolle Lehre mit Zukunftsperspek-
tiven mehr Chancen hätten“ meint Egon 
Blum, ehemaliger Beauftragter für Ju-
gendbeschäftigung und Lehrlingsausbil-
dung in Österreich. Das liege daran, dass 
sich die Schulen in den vergangenen Jah-
ren um die Jugend erfolgreicher bemüht 

hätten, als die Unternehmen und deren 
Vertreter. „Es ist den Vertretern der dua-

Die Guten 

gehen 

studieren.

MONIKA HÖLLHUBER
Inhaberin, Änderungsschneiderei Monika

Ein Land ohne Bodenschätze 

muss auf Schätze im Kopf 

setzen.

JOSEF PÜHRINGER

OÖ. Landeshauptmann 

Lehrlinge müssen 

vielseitig, flexibel und 

belastbar sein.

CHRISTINE GRABNER
Inhaberin, Blumen Ingrid