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die junge Menschen darin fördern, ihre
Talente innerhalb einer Lehre ausleben zu
können, sondern auch Familien, die ihre
Kinder in der Wahl nach einem geeigneten
Lehrberuf unterstützen“, meint Thomas
Stelzer, Landeshauptmann-Stellvertreter
und zuständiger Landesrat. „Wir müssen
in der Öffentlichkeit zeigen, dass die Leh-
re anerkannt wird.“ Das schlechte Image
sei Grund, weshalb viele Familien ihren
Kindern raten, sich für die schulische
Ausbildung zu entscheiden. „Bei der Wahl
der richtigen Ausbildung entscheiden die
Familien mit und nicht nur die Schüler.
Und vielen Familien ist ein formal hoher
Bildungsabschluss sehr wichtig “, unter-
streicht Thomas Stelzer. Für manche Ju-
gendliche sei jedoch aufgrund ihrer Qua-
lifikationen eine Lehre die bessere Wahl.
Schatzsuche für
Groß und Klein
Wenig vom negativen Image und der sin-
kenden Lehrlingsanzahl bemerkt Sara
Brandstetter. Die angehende Konstruk-
teurin arbeitet beim familiengeführten
Unternehmen Engel in Schwertberg, das
im Bereich Kunststoffverarbeitung tätig
ist. Sara Brandstetter ist bereits im vier-
ten Jahr ihrer Lehrlingsausbildung. Über-
zeugt und selbstbewusst berichtet sie von
ihren Erfahrungen: „Meine Lehrausbil-
dung gibt mir die Chance das zu tun, was
mir Spaß macht. Außerdem kann ich auf
eigenen Füßen stehen. Die Lehre hat auch
finanzielle Vorteile gegenüber einer schu-
lischen Ausbildung.“ Zurzeit bildet Engel
178 Lehrlinge in neun unterschiedlichen
Berufen aus. Ziel des Großunternehmens
mit weltweit rund 5.400 Beschäftigten ist
es, die Lehrlinge auch nach erfolgreicher
Abschlussprüfung im Betrieb zu behalten.
Die Möglichkeiten während und nach der
Lehre sind vielfältig. Begleitend zum ers-
ten Lehrjahr gibt es für die Lehrlinge the-
oretischen Unterricht im Unternehmen.
Im zweiten Lehrjahr können sie bereits
an Wettbewerben teilnehmen. So belegte
Brandstetter unter den angehenden Kon-
strukteuren den ersten Platz beim Lehr-
lingswettbewerb der WKOÖ. Tatkräftig
wurde sie dabei von der Firma in Form von
Trainingstagen unterstützt. Einen beson-
deren Ansporn gibt es für diejenigen, die
die Lehrlingsabschlussprüfung bravourös
gemeistert haben: Ihnen steht es zu, für
zwei bis drei Monate ins Ausland zu gehen.
China und Korea gehören dabei zu den Fa-
voriten. Ob sie dieses Angebot nützen wird,
weiß sie noch nicht: „Auf jeden Fall möch-
te ich in Zukunft in diesem Betrieb bleiben.
Es gibt zahlreiche Bildungsmöglichkeiten
für mich wie Matura oder Abend-HTL.
Ebenso kann ich auch international für die
Firma Engel tätig sein. Mit einer positiven
Lehrabschlussprüfung stehen mir viele
Wege offen!“
Ähnlich positiv, wenn auch von einem an-
deren Blickwinkel, sieht Romana Ratzen-
böck ihre Lehrausbildung im Kleinbetrieb
„Blumen Ingrid“ in Eferding. Inmitten von
leuchtenden Blumen, bunten Blättern,
Äpfeln und mit Moos bewachsenen Äst-
chen dekoriert und schmückt sie, bindet
Sträuße und ist mit vollem Einsatz bei
ihrer Arbeit. „Die Schatzkiste für meinen
Blumenladen ist die Natur“, meint Chris-
tine Grabner, Inhaberin des Geschäfts.
Was Romana besonders an der Ausbil-
dung im Betrieb „Blumen Ingrid“ gefällt?
„Hier kann ich meine Kreativität ausleben.
Ich schätze auch meine Selbstständigkeit
sehr, die mir eine Lehre in diesem Betrieb
ermöglicht. Meine Chefin nimmt sich im-
mer sehr viel Zeit für mich. Durch diesen
direkten Austausch kann ich unheimlich
viel lernen.“
Den Rückgang an Lehrlingen muss auch
Grabner trotz ihres guten Images spüren.
Waren es vor drei Jahren im Durchschnitt
noch zehn Lehrlinge, die sich für eine Stel-
le bewarben, so sind es aktuell nur mehr
zwei. Das hindert sie jedoch nicht, die ho-
hen Anforderungen, die sie an zukünftige
Lehrlinge stellt, beizubehalten. „Wenn ich
einen Lehrling anstelle, muss das zu 100
Prozent passen. Lehrlinge müssen viel-
seitig, flexibel und belastbar sein.“, meint
Christine Grabner. In der Regel bleiben die
ehemaligen Lehrlinge auch in ihrem Be-
trieb, wenn sie die Lehre abgeschlossen
haben. „Die Zusammenarbeit mit Leuten,
die man selber ausgebildet hat, ist einfa-
cher, sie kennen die Struktur des Betrie-
bes, erweisen sich als gute Fachkräfte
und haben nach der doch fordernden Aus-
bildung selber hohe Ansprüche“, ist Grab-
ner überzeugt.
Masse statt Qualität
Während sich die Masse für die schulische
Ausbildung entscheidet, geht die Anzahl
derjenigen, die eine Lehre wagen, stark
zurück. „Viele ziehen den schulischen
Ausbildungsweg vor, obwohl sie aufgrund
ihrer Eignung und Neigung über eine an-
spruchsvolle Lehre mit Zukunftsperspek-
tiven mehr Chancen hätten“ meint Egon
Blum, ehemaliger Beauftragter für Ju-
gendbeschäftigung und Lehrlingsausbil-
dung in Österreich. Das liege daran, dass
sich die Schulen in den vergangenen Jah-
ren um die Jugend erfolgreicher bemüht
hätten, als die Unternehmen und deren
Vertreter. „Es ist den Vertretern der dua-
Die Guten
gehen
studieren.
MONIKA HÖLLHUBER
Inhaberin, Änderungsschneiderei Monika
Ein Land ohne Bodenschätze
muss auf Schätze im Kopf
setzen.
JOSEF PÜHRINGER
OÖ. Landeshauptmann
Lehrlinge müssen
vielseitig, flexibel und
belastbar sein.
CHRISTINE GRABNER
Inhaberin, Blumen Ingrid