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Abstand erreichen. Außerdem kreieren 

wir eine regionale Wertschöpfung durch 
die Zusammenarbeit mit Firmen in der 
Nähe und verursachen keine unnötig 
hohe CO

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-Bilanz“, erklärt Haubenwall-

ner, warum Angebote zur Erweiterung 
des geographischen Tätigkeitsberei-
ches bisher abgelehnt wurden.

Mit den gewerblichen Bauträgern gebe 
es ein gutes Nebeneinander, jeder be-
diene ein anders Marktsegment. Die 
Arbeit für gemeinnützige Wohnbauun-
ternehmen werde aber in der Tiefzins- 
phase schwieriger, weil immer mehr 
Private ins Realeigentum flüchten und 
am Wohnmarkt auftauchen. Diese Ak-
tivitäten müsse man steuern: „Da wird 
sehr viel gewidmetes Bauland verkauft, 
das dann nicht mehr verfügbar ist und 
wir wissen auch nicht, ob und wann 
Projekte auf den Markt kommen.“ Im 
Seengebiet spüre man die Knappheit 
der Grundstücke noch einmal deutli-
cher: „Grundstücke werden zu Preisen 
verkauft, die mit dem tatsächlichen 
Verkehrswert überhaupt nichts mehr 
zu tun haben.“ In Österreich werde 
man vorerst keine Blasenbildung wie 
in Amerika erleben. Es gebe aber Mi-
kromärkte, wo sich die Preisspirale 
massiv nach oben dreht. „Besonders im 
Seengebiet werden Wohnungen oft zur 
Geldanlage gekauft und stehen dann 
teilweise leer.“

Haubenwallner sieht daher die Politik 
gefordert und nennt als einen Punkt die 
Schaffung von gemeinde- und regio-
nenübergreifenden Raumordnungskon-
zepten: „Wir müssen bei der örtlichen 

Raumentwicklung vom Kirchturmden-
ken wegkommen.“ Es müsse festgelegt 
werden, wo sich Wohnbau entwickeln 
soll und dort sollten für den geförder-
ten Wohnraum diverse Flächen über 
Verträge oder Sonderwidmungen vor-
gesehen werden. Jetzt gebe es in ge-
wissen Gemeinden im Seengebiet mit 
bis zu 60 Prozent Zweitwohnsitzen für 
die Einheimischen oft nicht mehr ge-
nug leistbaren Wohnraum. Zusätzlich 
sei in Vöcklabruck, der zweitstärksten 
wirtschaftlichen Region Oberöster-
reichs, mit Zuzug zu rechnen. Große 
Leitbetriebe seien auf Wachstumskurs. 

„Mit langfristigen Raumordnungsüber-

legungen könnten wir Wohnraum für 
Menschen in der Region, aber auch 

Zweitwohnbesitzern 

schaffen. 

Wir 

brauchen beides, denn die Zweitwohn-
sitze finanzieren die Infrastruktur mit 
und beleben auch den Tourismus.“ Auf-
grund der Grundstücksknappheit müs-
se man weiterhin auf die Verdichtung 
und Nachverdichtung von Wohnraum 
im Zentrum setzen. Dort könne man 
wegen der bereits bestehenden Infra-
struktur kostengünstiger bauen. Wei-
ters sei die Nutzung von leerstehenden 
Objekten ein nachhaltiger Umgang mit 
den vorhandenen Ressourcen: „Wir 
müssen sorgfältiger darauf schauen, 
dass wir nicht alles zubauen, während 
in Kernzonen Objekte leer stehen und 
Grundstücke brach liegen.“

Thema Mobilität

Neben dem großen Thema der Grund-
stücksknappheit sollte man sich zu-
künftig im Zuge der Wohnraumschaf-

fung mehr mit dem Thema Mobilität 
befassen. „Unser Individualverkehr 
ist für die Infrastruktur und Umwelt 
bereits an der Grenze. Wir brauchen 
regionale Mobilitätskonzepte“, fordert 
Haubenwallner. Die Anforderungen 
im Bereich Mobilität seien in der Stadt 
und am Land völlig unterschiedlich: 

Auf der Linzer Landstraße mit per-

fekter öffentlicher Verkehrsanbindung 
braucht man nicht pro Wohnungsein-
heit einen Autostellplatz. Am Land 
sorgt aber die gesetzliche Grenze von 

zwei Stellplätzen pro Wohneinheit oft 

für Probleme. „Der Mann braucht das 

Auto, um in die Arbeit zu kommen. Die 
Frau benötigt ein Auto zum Einkaufen 
und für Arztbesuche mit den Kindern. 
Später kommt dann ein drittes Auto 

von den Kindern dazu und kurz dar-
auf noch ein viertes Auto vom Freund 
der Tochter. Wenn dann noch Besuch 
kommt, weiß man überhaupt nicht 
mehr, wohin mit den vielen Pkw“, er-

zählt Haubenwallner von Klagen von 
Gemeinden über geparkte Autos am 
öffentlichen Gut. Die Politik müsse in 
allen Bereichen mit flexibleren Rege-

lungen auf die neuen Entwicklungen 
reagieren. Dazu Haubenwallner: „Die 
vielen gesetzlichen Normen schrän-
ken uns extrem ein und verteuern den 
gemeinnützigen Wohnbau. ‚Junges 
Wohnen’ ist ein guter Ansatz in die 
richtige Richtung – daran muss man 
weiter feilen und neue Konzepte kre-
ieren.“ Damit gemeinnützige Wohn-
bauunternehmen wie die GSG auch 

zukünftig leistbaren Wohnraum für in-
dividuelle Bedürfnisse wie in Lenzing-
Mitte schaffen können._

Wohnbauprojekt „Lenzing Mitte“

GSG-Neubauprojekt „Schreiner Gründe“ ermöglicht Wohnen 

mit Blick auf den Attersee