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WENN DIE ELTERN ZUM
INKUBATOR WERDEN
Ein unscheinbares Gebäude direkt an
der Bundesstraße neben einer Tank-
stelle, in der beschaulichen Gemeinde
Arbing. Kaum zu glauben, aber hier
hat der erfolgreichste Verlag des ge-
samten deutschsprachigen Raums für
Technik-Magazine seinen Sitz. Vor 25
Jahren gründeten die beiden Haupt-
schullehrer Marianne und Harald Gut-
zelnig ein Computermagazin und wur-
den mit einem Schlag zu Pionieren:
Als Erste überhaupt legten sie CDs
den Ausgaben bei, die anfangs vom
Wohnzimmer-Schreibtisch aus pro-
duziert wurden. Heute lässt der CDA-
Verlag etwa 30 verschiedene Magazine
jährlich drucken und erreicht damit
2,5 Millionen Leser. Dabei hätte die Er-
folgsgeschichte um 2010 fast geendet:
PC-Magazine befinden sich damals auf
dem Rückzug, die Absatzzahlen sinken
und sinken. „Da ist unser Sohn And-
reas ins Spiel gekommen“, sagt Mari-
anne Gutzelnig. Der damalige Student
verbrachte schon als Jugendlicher
viele Stunden im Unternehmen und
entdeckte eine Marktlücke. „Zu dieser
Zeit ist gerade das neue Galaxy-Smart-
phone auf den Markt gekommen, mit
dem Betriebssystem Android konnten
die meisten noch nicht viel anfangen“,
erinnert sich Andreas, „im Gegensatz
zu iPhone-Magazinen gab es noch kei-
ne Magazine am Markt.“ Gemeinsam
mit Studienkollegen entwickelt er ein
Konzept, präsentiert es seinen Eltern
– und bekommt die Freigabe. Innerhalb
REDAKTION_VALENTIN LISCHKA
KREATIVDIREKTION_ALEXANDRA AUBÖCK
FOTOGRAFIE_MARIO RIENER, STORYCLASH
ILLUSTRATION_ALEXANDRA AUBÖCK, THINKSTOCK
Es sind zwei völlig unterschiedliche Unternehmen, und dennoch
ist ihre Erfolgsgeschichte eng miteinander verknüpft: das Start-up
Storyclash in Linz und der Print-Verlag CDA in Arbing. Das Beispiel
der
Unternehmerfamilie Gutzelnig zeigt nicht nur, was zwei
verschiedene Generationen voneinander lernen können. Sondern
auch, wie Start-ups und Familienunternehmen voneinander profitieren
können.
von wenigen Tagen stampfen sie das
Magazin mit einer Auflage von etwa
50.000 Stück aus dem Boden – das fast
gänzlich ausverkauft wird. Bis heute
vertreibt der CDA-Verlag erfolgreich
das Android-Magazin – der Erfolg war
zugleich auch Startschuss für eine
neue Ära im Familienunternehmen.
„Durch das neue Team, das ich aufge-
baut habe, gab es einen Switch weg
von PCs hin in Richtung Smartphones“,
sagt Andreas. Das „Smartphone-Ma-
gazin“ ersetzte das alte PC-Magazin
und ist nun mit einer Reichweite von
etwa 250.000 Personen pro Ausgabe
das erfolgreichste Produkt im Sor-
timent. Für Marianne Gutzelnig ein
Grund für den Erfolg des Unterneh-
mens: „Wir behaupten uns in unserem
Segment gegen große Medien-Konzer-
ne, indem wir als kleines und wendiges
Unternehmen Entscheidungen schnell
umsetzen und sehr flexibel sind“. Das
gilt auch für die Personalpolitik. Chef-
redakteur des Verlags, Oliver Janko,
startete seine Karriere im Betrieb ur-
sprünglich als Sekretär.
Verlag als Customer
Case für Start-up
Mit Storyclash gründet Andreas Gut-
zelnig vor etwa drei Jahren sein ei-
genes Unternehmen. Das Start-up
analysiert, welches Potential Inhalte
auf Facebook haben, viral zu gehen.
Mittlerweile befindet sich der Unter-
„Wir behaupten uns in
unserem Segment gegen
große Medien-Konzerne,
indem wir als kl
eines und
wendiges Unternehmen
Entscheidungen schnell
umsetzen und sehr
flexibel sind.“
Marianne Gutzelnig
Gesellschafterin, CD
A-Verlag