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verdienen, sondern dass mit Spaß Con-
tent erstellt wird. Der Rest kommt oft
von ganz alleine“, sagt Bösel.
Authentische Geschichten
Das weiß auch Johannes Auer. Gemein-
sam mit seinem Bruder Severin Auer
betreibt er den Blog garteln.com, der
im vergangenen Jahr eine Million Be-
sucher erreichte, 80 Prozent davon aus
Deutschland. Den beiden ist es gelun-
gen, eine digitale Community aus Gar-
tenbegeisterten und Selbstversorgern
um sich zu scharen. Johannes Auer
kümmert sich um die technische Kom-
ponente, filmt und fotografiert seinen
Bruder, während der etwa erklärt, wie
Tomaten am besten angepflanzt werden
– oder was es beim Bau eines Hochbeets
zu beachten gilt.
Im Gegensatz zu „einerschreitimmer“
setzen die Gartler vorwiegend auch
auf YouTube-Videos und Tutorials. Als
Erfolgsrezept sieht Auer das schlich-
te Konzept und Ehrlichkeit. „Wir ha-
ben uns immer auf unsere Stärke, das
Garteln, konzentriert“, sagt Auer. Auch
hauptberuflich hat er unter anderem
mit Bloggern und Influencern zu tun:
Auer ist beim OÖ Tourismus zuständig
für Digitale Strategien und Smart Data.
„Es gibt Blogger, die extrem guten Con-
tent produzieren, mit denen wir auch
zusammenarbeiten“, so Auer. Unzählige
Anfragen von interessierten Influencern
werden aber abgelehnt. Auer: „Die Ziel-
gruppe muss passen und die erzählten
Geschichten müssen authentisch sein“.
Erst kürzlich amüsierten sich Internet-
nutzer über eine Influencer-Werbung
des Salami-Herstellers Bifi, die eine
Instagram-Berühmtheit beim Salami-
Verzehr in einem Schaumbad zeigte.
„Manchmal können solche auf den ers-
ten Blick negativ gelaufenen Aktionen
aber eine Marke erst wieder ins Ge-
spräch kriegen“, sagt Bösel.
Wie beim OÖ Tourismus setzt man
auch bei Spar Österreich auf Blogger
als Ergänzung zu den eigenen Marke-
ting- und PR-Maßnahmen. „Wir haben
Kooperationen mit sehr reichweiten-
starken Bloggern, mit denen wir auch
offline Aktivitäten veranstalten“, erzählt
Spar-Unternehmenssprecherin und PR-
Leiterin Nicole Berkmann. „Auch wenn
immer mehr über das Thema gespro-
chen wird, muss aber (auch) die Kirche
im Dorf gelassen werden“, sagt sie. In
der Vielzahl von Bloggern gebe es nur
wenige mit wirklich hoher Qualität. Da
die Geschäfte in Österreich abgewickelt
werden, braucht Spar auch Blogger, die
hier aktiv sind und beliebt bei der heimi-
schen Zielgruppe sind. „Wir sind recht
vorsichtig mit wem wir arbeiten“, sagt
Berkmann. Die eigentliche Schwierig-
keit sei es, „Rising Stars“ in der Szene
vor allen anderen zu erwischen. „Denn
die tauchen oft ganz schnell im Netz auf
– und verschwinden oft nach einer Weile
wieder.“
Verschwinden will Christina Tropper kei-
nesfalls. Mehr als drei Jahre sind seit
dem Start ihres Blogs vergangen, nun
verändern sich mit den älter werden-
den Kindern auch langsam die Themen.
„Beiträge, wie ich Babybrei koche, wird
es in Zukunft wohl nicht mehr geben“,
verrät sie. Stattdessen beschäftigt sie
sich jetzt in ihren Beiträgen mit Themen
wie familienfreundlichem Reisen. „Ich
brauche in kein Fünf-Sterne-Hotel fah-
ren, wenn es dort keine Rutsche oder
Klettergerüst gibt, sonst ist es kein Ur-
laub für mich“, sagt Tropper und lacht.
Ihr Wissen will sie in Zukunft nutzen, um
Unternehmen im Social-Media-Bereich
zu beraten. „Blogger haben Praxiswis-
sen, das man in keinem Buch nachle-
sen kann – wir haben alles ausprobiert,
was es am Markt an Trend und Tools
gibt.“ Welche Themen sie für ihren ei-
genen Blog aufgreifen wird, ist noch
offen. Sicher ist nur: Gemeinsam mit
den Kindern soll auch der Blog weiter
wachsen._
„Ich schreibe über Dinge, die
in jedem Familienhaushalt
passieren, Krisen würde
ich jetzt aber keine
thematisieren. Mein Blog ist
persönlich, aber nicht privat.“
Christina Tropper
Blog „einerschreitimmer“