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weiter wussten, und auf weitere Anwei-
sungen gewartet. Es brauche eine gewis-
se Zeit, den chinesischen Mitarbeitern zu
vermitteln, wie sie mit neu auftretenden
Problemen umgehen sollen: „Das ist eine
gewisse Lernkurve, die noch immer nicht
abgeschlossen ist, aber wir haben schon
recht viel erreicht.“ Zu den oft fehlenden
Problemlösungsstrategien würden dann
noch die strengen Hierarchien kommen:
„Chinesen haben gelernt, Dinge ohne
Nachzudenken und Hinterfragen zu erle-
digen und folglich macht man auch nichts,
wenn man nichts angeschafft bekommt.
Da spreche ich jetzt durchaus von Här-
tefällen, aber diese Gedankenwelt ist bei
allen noch ein bisschen verhaftet.“
Keine Heizung
Hauer hat in China beim Aufbau des
Standortes bei null angefangen: „Wir
hatten zu Beginn kein Büro und haben
daher zuerst vom Hotel aus gearbeitet.
Später sind wir in ein provisorisches Büro
gezogen und haben dafür das Notwen-
digste selbst besorgt.“ Das Büro hatte
anfangs keine Internetverbindung und
wurde lange nicht beheizt. In Regierungs-
gebäuden in China wird die Heizung erst
eingeschaltet, wenn es eine Woche lang
durchgehend eine Temperatur unter zehn
Grad Celsius hat. „Das Problem war, dass
es im Gebäude aber immer kühler war als
draußen. Wir haben uns dann mit Heiz-
„Ich lernte durch meine
Stelle im Ausland alle
Unternehmensbereiche
kennen und konnte so über
den Tellerrand des ganzen
Unternehmens blicken.“
Markus Hauer
ehemaliger Expat in China
und Geschäftsbereichsleiter
Mechatronische Systeme
der Stiwa Group
strahlern geholfen, die aber auch jeden
Tag ein, zwei Stunden zum warm werden
gebraucht haben.“ Rund ein halbes Jahr
nach der Ankunft in China war der neue
Firmenstandort mit Büroräumlichkei-
ten und einer Halle bezugsfertig. Dem
Umzug in das Gebäude gingen „stunden-
und tagelange Diskussionen mit dem
chinesischen Bauunternehmen“ voran.
„Schlussendlich hat aber alles geklappt
und das behalte ich mir auch in Erinne-
rung, denn ich bin nicht der Mensch, der
sich gedanklich lange mit Problemen be-
schäftigt und das nachhängen lässt. Ich
schaue positiv in die Vergangenheit“, sagt
Hauer und hat dafür auch viele Gründe.
Der Aufbau des Werkes verlief äußerst er-
folgreich, am Ende seiner Expat-Zeit wa-
ren bereits 62 Mitarbeiter beschäftigt und
die Zeichen stehen weiter auf Wachstum.
Daneben lief auch privat alles sehr gut.
Hauers Freundin arbeitete ebenfalls für
die Stiwa und übernahm den kaufmän-
nischen Part. Im Sommer 2017 kam in
China ihr erstes Kind auf die Welt. „Als
wir nach China gegangen sind, haben wir
unsere Familienplanung eigentlich ein
bisschen in die Zukunft verschoben, aber
nach ein paar Jahren in China haben wir
gesehen, dass die Themen Schwanger-
schaft und Kind kein Problem sind. Tobias
war ein absolutes Wunschkind“, erzählt
Hauer. Seine Frau entband in einer inter-
nationalen Klinik, aber sie schauten sich
auch öffentliche Spitäler an und die waren
alle so ausgestattet, dass sie auch dort
gut versorgt gewesen wären. Der große
Unterschied zu heimischen Spitälern sei
die Größe: In Nantong kommen jährlich
etwa 90.000 Kinder auf die Welt, in Ried
im Innkreis rund 1.000. In China gebe es
einfach ganz andere Dimensionen, ohne
einer zwei- bis dreistündigen Autofahrt
kommt man nicht weit. Apropos Autofah-
ren: Hauer machte gleich zu Beginn den
Führerschein: „Wir wollten so schnell wie
möglich flexibel sein. Der Verkehr ist an-
ders und darauf muss man sich einstel-
len, aber wir waren unfallfrei unterwegs.“
Man müsse sehr defensiv fahren und im-
mer einen guten Rundumblick haben, um
jederzeit auf alles reagieren zu können.
„In China fährt jeder so, als wäre er alleine
auf der Straße. In Österreich ist die Fahr-
weise dafür aggressiver – das ist auch
nicht der richtige Weg.“
Vier Tonlagen
Für die Vorbereitung war für Hauer der
Look-and-See-Trip sehr wichtig. Ein
Basis-Chinesisch-Kurs habe „im Grunde
genommen nichts“ gebracht: „Wir sind in
Bezug auf die Sprache sehr unvorberei-
tet nach China geflogen.“ Die Verständi-
gung war am Anfang nicht ganz einfach,
aber durch den Business-Park gab es
englisch- und deutschsprachige Bera-