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Der
Industrieanlagenbauer Kremsmüller gehört zu den größten der Branche. Während der
schwachen Wirtschaftsjahre wuchs das Unternehmen trotz negativen Branchentrends und investierte
kräftig in den Firmensitz in Steinhaus. Nun gelte es, sich für den wirtschaftlichen Aufschwung zu rüsten. Bei
welchen Themen es dafür eine Portion Pragmatismus und wo den notwendigen Realismus braucht, sagt
Co-Geschäftsführer und Miteigentümer Gregor Kremsmüller bei einem Besuch beim Familienunternehmen.
VON ABSURDEN DISKUSSIONEN
UND EINGEKEHRTEM REALISMUS
vergangenen Jahr einen starken Auf-
schwung. Die Investitionstätigkeiten
springen wieder an, Anfang des Jahres
waren die Auftragsbücher bereits zu 70
Prozent voll. Nachdem zwischen 2008
und 2013 am Firmenstandort Steinhaus
in die Fertigung für die ganze Firmen-
gruppe 55 Millionen Euro in Erweiterung,
Modernisierung und Entwicklung inves-
tiert wurden, gelte es nun, die richtigen
Strukturen in der Organisation zu schaf-
fen. Dazu gehöre auch die Abtrennung
des Dienstleistungsbereichs vom übrigen
Projektgeschäft. Das Unternehmen wur-
de 1961 von Karl und Monika Kremsmül-
ler mit Personaldienstleistungen für die
Industrie gestartet. Der Bereich ist über
die Jahre gewachsen und das Portfolio
wurde immer breiter: „Jetzt sind wir da-
bei, unsere Dienstleistungskompetenz
zu bündeln und an zentraler Stelle in der
Organisation anzusiedeln.“ Daneben will
man sich wieder auf die ursprüngliche
Kernkompetenz im Industrieanlagenbau
mit zentralem Markt in Mitteleuropa kon-
zentrieren. Das Tankstellen-Technik-Ge-
schäft in Österreich wurde 2015 verkauft,
Ableger in weiter entfernteren Märkten
REDAKTION_SABRINA KAINRAD
FOTOGRAFIE_KREMSMÜLLER
ILLUSTRATION_ALEXANDRA AUBÖCK
WACHSTUM
MITTELSTAND
HERAUSFORDERUNG
WIRTSCHAFT 4.0
wie die Vereinigten Arabischen Emirate,
Türkei oder Russland werde es zukünftig
nicht mehr geben.
Zur Rüstung für die Zukunft gehört auch
die Beschäftigung mit Industrie 4.0. An-
gesprochen darauf kommt von Gregor
Kremsmüller gleich eine immer häufiger
ausgesprochene Kritik: „Ich mag das Wort
‚Industrie 4.0’ nicht, da wurde ein Hype
aufgebaut und es ist eine Blase entstan-
den.“ Der Hype habe viel dazu beigetra-
gen, dass Firmen verunsichert waren und
lange Zeit nichts investiert haben, weil sie
nicht wussten, wo die Reise hingeht. Bei
Kremsmüller wird das Thema seit ein
paar Jahren systematisch beobachtet und
dabei habe man eine schrittweise Verän-
derung der Sichtweise beobachtet. 2015
hätten sich die Diskussionen stark um
neue Technologien für die Losgröße eins,
also um die Produktion von immer klei-
neren Mengen zu vernünftigen Preisen,
gedreht und es wurde von der Reindustri-
alisierung in Europa gesprochen. Ein Jahr
später sei es weg von den Technologien
hin zum Thema „Daten“ gegangen. „Da
haben wir als Firma zu handeln begon-
in Kooperation mit
Ausbau des Wasserkraftwerkes im Ti-
roler Kaunertal mit mehr als 9.000 Ton-
nen hochfestem Spezialstahl. Montage
von zwei neuen Generatoren mit einem
Durchmesser von rund acht Metern mit-
ten in den Vorarlberger Alpen. Installation
einer Rauchgasleitung in der Raffinerie
Schwechat oder Tankbehälter im Hafen
Rotterdam – das ist ein kleiner Auszug
aus den vergangenen Projekten des In-
dustrieanlagenbauers Kremsmüller mit
Firmensitz in Steinhaus bei Wels. Das
Familienunternehmen ist als einer der
größten Betriebe der Branche in den Ge-
schäftsfeldern Behälterbau, Elektrotech-
nik, Montage sowie Rohrleitungs- und
Industrieanlagenbau tätig. Reine Monta-
geprojekte werden zukünftig zu Gunsten
der anderen, technologieintensiveren Be-
reiche zurückgehen, sagt Gregor Krems-
müller, der das Unternehmen mit Stief-
vater Karl Strauß führt und neben seiner
Mutter Monika 50 Prozent der Anteile hält.
Fehlende Akzeptanz
Nach den schwachen Wirtschaftsjah-
ren spürt Kremsmüller nun seit dem