134

Pflege-Lehre_Die OÖ Landesre-

gierung setzt sich für die Einführung 

eines eigenen Lehrberufs (mehr 

auf S. 113) ein. Die Interviewpart-

ner begrüßen das. „Wir verlieren 

derzeit viele junge Menschen, da 

man erst ab 17 Jahren in der Pflege 

arbeiten kann“, sagt Heimleiterin 

Wiesinger. Für die Arbeit müsse 

man soziale Kompetenz mitbrin-

gen, diese sei unabhängig vom 

Alter. Fachgruppenobfrau Viktoria 

Tischler und Soziallandesrätin 

Gerstorfer betonen, dass man den 

Ausbildungsplan so adaptieren 

müsse, dass die jungen Menschen 

mit gewissen Themen, wie dem 

Tod, erst später in Kontakt kommen. 

Gerstorfer plädiert überhaupt dafür, 

einen dreijährigen Lehrgang „Junge 

Pflege“ zu schaffen. Dafür brauche 

man keine Gesetzesänderung auf 

Bundesebene, das würde durch 

eine Änderung des OÖ Sozialberu-

fegesetzes gehen.

Pflegeregress_Seit 2018 ist der 

Pflegeregress, mit dem zuvor auf 

das Vermögen von Pflegebedürf-

tigen beim Eintritt in ein Alten- und 

Pflegeheim zurückgegriffen wurde, 

Geschichte. Nach einigem Hin und 

Her haben sich Bund und Länder 

über die Finanzierung geeinigt. 

Viktoria Tischler begrüßt das 

neue Gesetz: „Bisher gab es da 

eine Ungleichheit. Wer auf Pflege 

angewiesen ist, muss sich auf die 

Solidarität der Gesellschaft verlas-

sen können.“ Das Gesetz habe sich 

laut Landesrätin Gerstorfer in OÖ 

regional unterschiedlich ausge-

wirkt, aber insgesamt komme man 

mit den bestehenden Ressourcen 

aus: „Anfangs gab es ein wenig 

eine Hysterie, aber es hat sich alles 

wieder gut eingestellt.“ 

Heimplatz_Als zweite Ände-

rung bekommen seit 2018 in OÖ 

nur mehr Leute mit mindestens 

Pflegestufe vier einen Heimplatz. 

Gesetzlich ist das bereits vorher so 

geregelt gewesen, in OÖ gab es 

eine „liberalere Vorgehensweise“. 

28 Prozent aller Heimbewohner 

haben aktuell eine Pflegestufe unter 

vier. Gerstorfer versichert, dass 

„niemand aus einem Heim geworfen 

werde“, auch zukünftig pflegebe-

dürftige Menschen mit bestimmten 

Krankheitsbildern, die man nicht zu 

Hause betreuen kann, einen Heim-

platz bekommen werden. 

Bau von Alternativen 

Wohnformen

Oberösterreich ist im Bundesländervergleich 

bei den Heimplätzen im oberen Level. Daher 

wurde im März über alle Parteien hinweg ent-

schieden, keine zusätzlichen Heimplätze mehr 

und dafür Alternativen für die Pflege zu schaf-

fen. Bis 2025 sollen 1.200 „Alternative Wohn-

formen“ zur Verfügung stehen. Soziallandesrä-

tin Birgit Gerstorfer rechnet damit, dass man 

bis zum Herbst erste finale Entscheidungen 

treffen könne. Außerdem werden die mobilen 

Dienste aufgestockt: „Wir wollen dem Wunsch 

nach Pflege zu Hause gerecht werden.“ Im Jahr 

2016 absolvierten die mobilen Dienste und 

die Hauskrankenpflege rund 1,6 Millionen 

Leistungsstunden. Bis 2025 rechnet man mit 

einem Anstieg auf etwa 1,9 Millionen. Ange-

sprochen auf die aktuelle Situation im Bereich 

der Pflege in OÖ sagt Gerstorfer: „Wir sind 

grundsätzlich gut aufgestellt. Wir haben zuletzt 

bei allen pflegebedürftigen Personen rasch eine 

Lösung gefunden.“ Als positives Beispiel nennt 

sie die Kursana Seniorenresidenz in Linz. Das 

Heim wurde Ende März geschlossen, innerhalb 

kürzestes Zeit habe man für die 126 Bewohner 

neue Plätze gefunden. Im Mai gab es in OÖ 

250 leere Heimplätze. Im Durchschnitt müss-

ten pflegebedürfte Menschen bis zu drei Mo-

nate auf einen Heimplatz warten. Kritik gibt 

es von der SP-Landesrätin zum Thema Pflege 

in Richtung Regierung: „Wenn der Trend da-

hin geht, dass auf andere immer mehr Druck 

ausgeübt wird, nur mehr Leistung zählt, dann 

wird der Druck auf die Sozialbranche immer 

höher.“ Leidtragenden seien die Menschen, die 

Betreuung brauchen, sowie die Pflegekräfte.

Wir wollen dem Wunsch der 

Menschen nach Pflege zu Hause 

gerecht werden.

Birgit Gerstorfer 

Soziallandesrätin, 

Landesregierung Oberösterreich

Überblick

Euro kostet ein TAG INKLUSIVE 

VERPFLEGUNG (Frühstück bis 

Abendessen) etwa in Oberneukirchen

25-50

Besucher werden um 
acht Uhr in der Früh 
gebracht sowie teil-
weise abgeholt und den ganzen 

Tag versorgt. Bei Bedarf auch 

Hilfe bei der Körperpflege.

(Pflegestufe 1-3)

41 WOHNUNGEN

an 2 Standorten in OÖ

Wohnungen

 in Neubauten 

mit jeweils 30 Wohnungen 

oder adaptierten Häusern 

mit jeweils 15 sollen bis 

2025 geschaffen werden

1.200

 

WOCHENTAGS ist jeweils 12 und am  

WOCHENENDE 8 STUNDEN eine Betreuung 

anwesend. In der Nacht gibt es nur eine Rufbe-

reitschaft. Wenn ein Bewohner zusätzliche Betreu-

ung benötigt, muss er sich diese extra finanzieren, 

wenn er weiterhin dort wohnen möchte. 

8-12 Stunden 

fallen MAXIMAL MONATLICH für den 

SOZIALHILFETRÄGER an. Ein Heim-
platz kostet der öffentlichen Hand 
nach Abschaffung des Pflegeregres-
ses im Schnitt 1.500 Euro pro Monat. 

Pflegebedürftige Person ist Mieter einer 

Wohnung (Miete + BK von 400 

Euro bei neu gebauten Wohnungen) und 

kauft sich Pflegepakt (360 Euro) 

dazu. Dazu kommen noch die Kosten  

für die Verpflegung (Essen auf Räder  

in Vollausstattung: 250 Euro)

Mieter können um 

Wohnbeihilfe sowie 

trotz Pflegegeldes 

um Förderung des 

Pflegepaketes ansuchen.