138
Sie haben zwei Kinder. Was würden
Sie sagen, wenn diese irgendwann
nicht der VP, sondern einer anderen
Partei beitreten würden?
Das wäre kein Problem. Ich würde zwar mit
ihnen darüber diskutieren, aber ein Problem
hätte ich damit nicht, denn das müssen sie
selbst wissen. Wenn ich einen Beitrag zur
Meinungsbildung leisten kann, dann würde
ich den in der Art und Weise leisten, indem
ich ihnen sage: Ihr müsst nicht das selbe
Parteibuch haben, aber überlegt euch das
genau und entscheidet nach eurer Überzeu-
gung.
Unabhängig von der bundespoliti-
schen Parteilinie: Was halten Sie
vom gekippten Rauchverbot?
Ich habe vor 19 Jahren aufgehört zu Rauchen,
das sagt eh alles.
Warum braucht es aus der Sicht
des Sportreferenten ein neues
Stadion für den Lask?
Der Verein braucht es, weil es ein wichtiger
Teil seines Geschäftsmodells und seiner
wirtschaftlichen Grundlage ist. Ich glaube
auch, dass sich der Fußballfan in Oberöster-
reich eine moderne Fußballarena wünscht,
wo vielleicht auch wieder mal ein Länder-
spiel stattfinden kann. Die Erfahrungen in
Deutschland und Österreich haben zudem
gezeigt, dass ein neues Stadion für den Stand-
ort einen Aufschwung bringt und zusätzliche
Wertschöpfung generiert. Darum wäre es
eine gute Entscheidung.
Das Motto der oberösterreichi-
schen Schuldenbremse könnte
man betiteln mit: „Spare in guten
Zeiten, dann hast du in schlechten.“
Folgt man hier dem antizyklischen,
keynesianischen Modell, also Deficit
Spending unter Josef Pühringer und
Sparen in guter Konjunktur unter
Thomas Stelzer?
Dieser keynesianische Ansatz hat schon
viel für sich. Das Problem war ja stets: Wir
haben diesen Ansatz immer nur zur Hälfte
umgesetzt. Wir haben in schlechten Zeiten
versucht, durch öffentliche Ausgaben zu
stimulieren, haben dann aber in konjunktu-
rellen Hochphasen eigentlich nicht gespart,
sondern auf diesem Niveau weitergemacht.
Unsere antizyklische Budgetpolitik ist nach
wie vor richtig, es gibt aber einen noch viel
wesentlicheren Grund, warum wir das jetzt
machen: Wir wissen, dass wir für unsere
Wettbewerbsfähigkeit in einigen Schwer-
punktbereichen wie digitale Infrastruktur
oder Forschung mehr investieren müssen.
Man muss sich dann überlegen, wo diese
zusätzlichen Mittel bei gleichzeitigem Sparen
herkommen. Und da kann man entweder
Schulden machen oder sich diesen finan-
ziellen Spielraum durch Sparen in den
vorhandenen Strukturen schaffen. Das be-
deutet, zusammen mit dem konjunkturellen
Rückenwind, ist es ein goldener Zeitpunkt,
die Schuldenbremse jetzt umzusetzen und
trotzdem dort zu investieren, wo es unsere
Wettbewerbsfähigkeit stärkt. Das ist für
mich der viel wichtigere Aspekt, neben der
Tatsache, dass Keynes natürlich auch nicht
Unrecht hatte.
Laut Fachkräftemonitor fehlen
29.000 Fachkräfte bis 2020. Auf
der einen Seite stöhnen viele
Unternehmen, dass sie zu wenige
Fachkräfte finden und bieten sehr
viele offene Stellen an. Auf der
anderen Seite gibt es sehr viele
Arbeitslose, die nach einem Job
suchen. Wie passt das zusammen?
Wie es so schön heißt: Es ist ein Arbeits-
„Markt“. Das Paradoxon im Moment ist
Arbeitslosigkeit bei gleichzeitigem Fachkräfte-
mangel. Wir haben jetzt sinkende Arbeitslo-
sigkeit – mit fünf Prozent fast eines weniger
als im Vorjahr, aber die offenen Stellen stei-
gen und steigen. In einem durchschnittlichen
Monat haben wir mittlerweile etwa 15.000.
Das bedeutet, es gibt eine Nachfrage nach
gut qualifizierten Fachkräften, die derzeit
nicht gedeckt werden kann, da es diese nicht
gibt. Wir haben eine Fachkräftestrategie, wie
wir diese Lücke schließen wollen. Wir wollen
auf der einen Seite mehr Fachkräfte aus der
bestehenden Erwerbsbevölkerung heraus-
holen, auf der anderen Seite werden wir in
den internationalen Wettbewerb um Talente
noch stärker einsteigen müssen, um mehr
qualifizierte Menschen aus anderen Ländern
zu uns zu locken.
Es wird immer wieder von einer –
teils hausgemachten – Krise der
Europäischen Union gesprochen.
Was müsste sich ändern, damit
man diese längerfristig in den
Griff bekommt?
Viel. Der Kern des Problems ist meiner
Meinung nach die Governance: Wie schafft
es Europa, eine gemeinsame funktionierende
Wirtschafts-, Sicherheits- und Währungspo-
litik zu machen? Es ist schwierig, wenn die
Nationalstaaten eigene Interessen verfolgen
und einige wenige Staaten oder auch nur ein
Staat schnelle Lösungen verhindern können.
Europa braucht zudem eine Verfassung, die
es schneller ermöglicht, Entscheidungen
zu treffen und nicht droht, an nationalen,
egoistischen Haltungen zu scheitern. Und
offenbar ist es noch immer nicht gelungen,
alle Bürger abzuholen. Eine Entscheidung
wie der Brexit etwa ist meines Erachtens ka-
tastrophal. Das zeigt, dass Europa noch nicht
überall angekommen ist._