# MYTHOS_Die Alten sind unflexibel,
Weiterbildung zahlt sich nicht mehr aus!
Gefragt nach den Chancen der verschiedenen Generationen und Geschlechter am
Arbeitsmarkt, unterscheidet die AMS OÖ-Spitze, Gerhard Straßer und Iris Schmidt,
vier Gruppen.
Geschlechter_Kinderbetreuung und die Pflege von Angehörigen sind
meist in Frauenhand. Der Wiedereinstieg ist etwa wegen der raschen
technischen Entwicklungen und der teilweise fehlenden Kinderbetreu-
ungsplätze schwierig. Ansonsten gibt es zwischen den Geschlechtern
aber keinen Unterschied am Arbeitsmarkt.
Junge Erwachsene bis 25 Jahre_Die Jüngsten sind am Arbeitsmarkt am
stärksten gefragt, die Arbeitslosigkeit ging bei dieser Gruppe im Mai um
18,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Die gesamte Arbeitslosig-
keit sank um 13,2 Prozent. Es gilt aber zu differenzieren: Die Guten reißen
sie uns aus der Hand, junge Menschen, denen schulische Basics fehlen
oder die nicht zu 100 Prozent integriert sind, bringen wir viel schwerer
unter, weil die Anforderungen bei den Betrieben massiv gestiegen sind.
Wenn früher jemand genug Kraft hatte, konnte er einen handwerklichen
Beruf, wie etwa Schlosser, lernen – heute reicht das nicht mehr, es wird
Englisch, Mathematik, IT und vieles mehr verlangt.
25 bis 55 Jahre_Unternehmen suchen oft Idealkandidaten zwischen
25 und 45 Jahren, die kürzer als sechs Monate arbeitslos sowie nicht
gesundheitlich eingeschränkt sind, als Ausbildung mindestens eine Lehre
haben, flexibel und sofort verfügbar sind. Diese Kriterien erfüllen aber
nur fünf Prozent der arbeitslos gemeldeten Menschen, und daher der
Appell an die Betriebe: Sucht breiter! Der Mittelbau sollte bis 55 Jahre
gehen, die Betriebe sollten die Vorteile älterer Arbeitnehmer erkennen:
Personen mit 50 plus stehen noch bis zu fünfzehn Jahre zur Verfügung.
Bei der jüngeren Generation hat man diese Garantie nicht, sie suchen
die Abwechslung, und je besser die Konjunktur, desto leichter können sie
wechseln. Dazu kommen deren Wünsche nach Soft-facts, wie etwa mehr
Zeitflexibilität, und das Thema der Kinderbetreuung.
55 plus_Die Arbeitslosigkeit bei der Gruppe 50+ ist im vergangenen Jahr
nur durch die Aktion 20.000 zurückgegangen. 800 Personen über 50
Jahre, die zuvor bereits ein Jahr arbeitslos waren, sind noch bis 30. Juni
2019 mit der Aktion in gemeinnützigen Organisationen und Gemeinden
beschäftigt. Die Beschäftigung stärkt das Selbstbewusstsein, es ist da-
nach viel leichter, eine Arbeit zu finden. Qualifikation ist bis 60 Jahre der
Schlüssel zur Beschäftigung, darüber brauchen dann alle unabhängig da-
von gleich lang bei der Jobsuche. Der Lehrabschluss ist das Maß der Din-
ge, ohne ist die Arbeitslosigkeit vier Mal höher. Dementsprechend werden
erwachsene Lehrlinge in Betrieben gefördert. Heimische Unternehmen
investieren im europäischen Vergleich sehr viel in die Weiterbildung ihrer
Mitarbeiter, die Lernwilligkeit nimmt mit dem Alter aber manchmal leider
ab. Der aktuelle Wirtschaftsaufschwung sorgt für eine große Bewegung
am Arbeitsmarkt und schafft auch für Personen mit schlechteren Jobchan-
cen wieder neue Möglichkeiten: Zeit, um kurz durchzuatmen und um die
positive Aufbruchsstimmung zu nützen!
Es passt wenig zusammen, dass
immer davon gesprochen wird,
dass man Frauen dringend in der
Arbeitswelt braucht und es aber
an flächendeckenden Kinderbe-
treuungsplätzen fehlt.
Iris Schmidt
/
stv.
Landesgeschäftsführerin, AMS OÖ
Es ist paradox, dass zwar viele
Betriebe die Gruppe 50 plus
schätzen, aber immer noch we-
niger Bereitschaft zeigen, diesen
eine Chance im Unternehmen zu
geben.
Gerhard Straßer
/
Landesgeschäftsführer, AMS OÖ
langsam abnabeln und das war auch wich-
tig für sie: „Die Englische Spielschule war
immer ein Zuhause für mich. Meine Mut-
ter begann in unserer Wohnung, ich habe
da als Kind gewohnt, das Autofahren im
Hof gelernt.“ Für das Team sei die fließende
Übergabe anfangs ungewohnt gewesen. Mit
einer genauen Aufgabenteilung habe sich
das aber gut eingespielt und die scheidende
Eigentümerin zog sich auch früh im Bereich
der Mitarbeiterführung zurück. Das 17-köp-
fige Team ist rein weiblich. Man würde sich
Männer wünschen, nur seien diese halt in
diesem Bereich sehr rar. Um trotzdem so-
wohl den Mitarbeitern als auch den Kindern
die männliche Sichtweise zu bieten, stelle
man immer wieder männliche Praktikanten
ein oder hole sich für externe Schulungen
männliche Trainer.
Der offizielle Übergabeakt wird mit einem
großen Fest vollzogen. Danach wird Huber-
Schönfelder noch geringfügig einmal pro
Woche weiterarbeiten, um ihrer Nachfolge-
rin unter die Arme zu greifen – als Musik-
liebhaberin etwa in diesem Bereich: „Man
wird mich überall dort, wo ich halt er-
wünscht bin, finden.“ Daneben freut sie sich
zu verfolgen, was die Nachfolgerin aus dem
Ganzen macht und wie sie das macht: „Jede
Generation muss ihren eigenen Stil reinbrin-
gen. Ich habe den Betrieb meiner Mutter
auch in einer Form weiterentwickelt, wie sie
sich das nie vorstellen hätte können.“ Ivan-
schütz will „an dem festhalten, was es schon
gibt, und den Betrieb gleichzeitig Schritt für
Schritt weiterentwickeln“. Als Vision denkt
sie an ein ganzheitlicheres Konzept mit ei-
nem breiteren Angebot für verschiedene
Altersgruppen und nennt als Beispiel etwa
Sommerprogramme. „Ideen gibt es genug,
ich möchte dem Ganzen aber die Zeit und
den Raum geben, die es braucht", sagt Ivan-
schütz. Sie sieht sich als das zukünftige Herz
des Betriebes, das den ganzen Organismus
am Laufen hält und gleichzeitig viele Mög-
lichkeiten zum Weiterwachsen und damit
zur Entwicklung des eigenen Lebenswerkes
findet.