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te mehr Frauen in Führungsposition haben, 

weil ein Team dann viel konstruktiver, kre-

ativer ist, ganz andere Lösungen zustande 

bringt. Es kommen die geburtenschwachen 

Jahrgänge, wir reißen uns um schlaue Leute – 

da wäre es idiotisch, die Hälfte davon außen 

vor zu lassen.

Hödlmayr-Gammer_Trotz allem ist schon 

auch eine gewisse Angst der Männer dabei, 

was nicht alles kommen könnte.

Hochreiter_Wir haben einen Frauenanteil 

von knapp 70 Prozent und sehen: Die Frau-

en neigen zum Perfektionismus, sind genauer 

und kreativer – die Männer verlassen sich oft 

darauf, dass es die Frauen eh noch richten. 

Bei einem Durchschnittsalter von 25 Jahren 

haben wir aber auch das Thema, dass es für 

junge Mitarbeiterinnen, wenn sie bei einem 

Termin einem 50-jährigen Unternehmer ge-

genübersitzen, schon schwierig ist, dort das 

Standing zu haben. Vielen anderen Unter-

nehmen geht es da auch so, obwohl es völlig 

unbegründet ist.

Aistleitner_Ja, besonders als junge Füh-

rungskraft hat man oft mit dem Standing 

zu kämpfen – plus: Manche Unternehmen 

fragen sich bei einer Frau zwischen 25 und 

30 Jahren, wann sie ihr erstes Kind bekom-

men wird und gerade in Führungspositionen 

überlegt man wahrscheinlich noch einmal 

doppelt.

Hochreiter_In diesem Zusammenhang 

können aber auch die vielen gesetzlichen Re-

gelungen rund um Karenz und Mutterschaft 

ein Hindernis sein, dass manche Firmen 

vielleicht erst gar keine Frau in dem Alter 

einstellen.

Schrüfer_Und das wird dann bei einer 

Montagelinie im Vergleich zu Büroarbeiten 

noch um einiges schwieriger. Da gibt es ein 

Acht-Stunden-Rad, Teilzeitarbeit auf der 

gleichen Maschine ist nicht möglich. Das ist 

schwierig zu koordinieren. Wir haben bisher 

immer gute Lösungen gefunden, nur gehö-

ren dazu zwei Parteien an einen Tisch – also 

auch die Bereitschaft der Frau, dass sie in 

Teilzeit einen anderen Job macht.

Frau Hödlmayr-Gammer, Sie wurden 

1998 zur ersten Managerin des Jahres 

durch die VKB-Bank ausgezeichnet. 

Braucht es im Jahr 2018 solche 

Auszeichnungen noch? 

Hödlmayr-Gammer_Es wäre schade, 

wenn man so etwas auflöst und sagt, man 

braucht es nicht mehr. Bei diesem Award 

geht es darum, ambitionierte Menschen da-

bei zu unterstützen, an ihren eigenen Gren-

zen zu arbeiten. Als ich Managerin des Jahres 

geworden bin, waren meine Kinder noch 

klein und jetzt kann ich stolz verkünden: Es 

ist etwas aus ihnen geworden. Die Auszeich-

nung soll für andere eine Bestärkung sein, 

dass man etwas erreichen kann. 

Schrüfer_Es gibt bei uns in der produ-

zierenden Industrie immer noch zu weni-

ge weibliche Führungskräfte – deswegen 

braucht es solche Preise. Diese sind im Ge-

gensatz zu einer Quotenfrau positiv besetzt, 

das ist eine Auszeichnung für jemanden, der 

etwas Großartiges gemacht hat und an dem 

sich Dritte orientieren können.

Aistleitner_Damit werden gerade diejeni-

gen, die den Gedanken an die gläserne De-

cke haben, ermutigt. 

Hochreiter_Man bekommt immer schnell 

gesagt was nicht geht, sollte sich aber darauf 

konzentrieren, was funktionieren kann und 

genau deshalb sind solche Awards gut.

Norbert Schrüfer

59 Jahre

CEO, Trodat-Trotec Gruppe 

Norbert Schrüfer leitet seit März die Trodat-Trotec Gruppe mit Sitz in Wels 

mit weltweit 1.500 Beschäftigten und einem Gesamtumsatz von rund 249 

Millionen Euro. Laut eigenen Angaben ist die Marke Trodat im Bereich 

Stempelerzeugung sowie die Marke Trotec im Laserbereich weltweit füh-

rend tätig. Davor war Schrüfer für den Innviertler Steckerproduzenten PC 

Electric tätig. 1996 übersiedelte der Nordbayer nach Oberösterreich und 

leitete in Folge 18 Jahre lang verschiedene Bereiche der Miba. 

Ein Symbol, das meine Führungsfunktion beschreibt_Baum – Trodat 

ist als eingesessenes Unternehmen mit einem alten Baum vergleichbar, 

der schon viele Stürme ausgehalten hat. Mit der Firma Trotec mit der La-

sertechnologie steht schon ein zweiter Baum daneben. Bäume vermehren 

sich, streben nach Licht, um permanent weiterwachsen zu können.

Alt lernt mit Jung

Managementbildung einmal 

anders bietet die WU Executive 

Academy mit dem Konzept „Schü-

ler coachen Manager“. Dabei 

trifft eine Gruppe von 13- bis 

16-jährigen Schülern der Evan-

gelischen Schule Berlin Zentrum 

auf Führungskräfte, es werden 

Themenstellungen aus deren 

Führungsalltag diskutiert. Das Se-

minarkonzept wurde von Margret 

Rasfeld, Schulleiterin, Mitinitiatorin 

von „Schule im Aufbruch“ und 

Kernexpertin im Zukunftsdialog 

der deutschen Bundeskanzlerin 

Angela Merkel gemeinsam mit der 

WU Executive Academy entwickelt. 

„Das Innovative ist, dass die Schü-

ler, die naturgemäß noch über 

keine Berufserfahrung verfügen 

und noch viel weniger von sozialen 

Konventionen geprägt sind, ganz 

offen nachfragen und damit den 

Managern einen neuen Blickwinkel 

zeigen“, sagt Helga Pattart-Drexler, 

Head of Executive Education. Zu 

Beginn der Workshops würde es 

eine gewisse Hemmschwelle ge-

ben, dass sich die Führungskräfte 

gegenüber den Jugendlichen 

öffnen und umgekehrt. Später 

gebe es dann aber sogar oft einen 

offeneren und emotionaleren 

Austausch als in anderen Semina-

ren. Die Schüler können wertvolles 

Feedback geben und das sei eine 

sehr wichtige Erkenntnis für sie in 

Bezug auf das Standing gegen-

über Älteren. Als Aha-Erlebnis bei 

den Managern beschreibt Pattart-

Drexler deren Erkenntnis, dass 

sie sich zu kompliziert ausdrü-

cken, Arbeitsanweisungen unklar 

sind. „Im Workshop beweisen wir, 

dass der frische Wind von jungen, 

unerfahrenen Menschen wichtig ist 

und Ältere enorm davon profitieren 

können.“