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Redaktion_Susanna Wurm

Kreativ Direktion_Alexandra Auböck

Fotografie_IV OÖ / Krügl, Heinz Zeggl / VAT/APA

Illustration_Alexandra Auböck, Thinkstock

Wie arbeiten wir im 

Jahr 2030

? Zwölf Jahre sind nicht die Welt. Stimmt. Was soll 2030 also 

schon großartig anders sein als heute? Aber denken wir mal zwölf Jahre zurück. Hätten wir 

damals gedacht, dass Facebook, Google, Amazon und Co plötzlich die Welt regieren werden? 

Dass wir unser komplettes Leben auf einem sieben mal vierzehn Zentimeter (mehr oder 

weniger) großen Ding organisieren und permanent mit uns herumschleppen werden? Gar nicht 

so unwahrscheinlich also, dass wir 2030 ganz anders leben werden als heute. 

DIE CHANCEN DER ZUKUNFT

Fakt ist: Niemand kennt die Zukunft. Fakt 

ist aber auch: Neue Technologien sind nicht 

wie das Wetter, das über uns hereinbricht und 

man so nehmen muss wie es ist. Wir können 

uns vorbereiten. „Jetzt ist die Phase, in der 

wir etwas tun können“, ist Barbara Stöttinger, 

Professorin und Leiterin der WU Executive 

Academy, überzeugt. „Einfach abwarten, was 

das Schicksal so bringt, das geht nicht gut – 

weder für Unternehmen noch für Arbeitneh-

mer und auch nicht für die Politik. Wir haben 

sehr wohl einen Gestaltungsspielraum – und 

den müssen wir jetzt nutzen.“ Wir würden in 

einer sehr turbulenten Zeit leben, die durch 

die vielen technologischen Veränderungen 

viel positives Potential mit sich bringt. Doch 

wie jede Veränderung berge sie auch gewisse 

Gefahren. 

Beim Ausmaß dieser Gefahren ist die Mei-

nung der Gesellschaft gespalten. Auf der einen 

Seite die Technologieoptimisten, die denken, 

übermorgen fahren sämtliche Autos autonom 

und die künstliche Intelligenz wird all unse-

re Probleme lösen. Auf der anderen Seite die 

Technologiepessimisten, die der Meinung 

sind, Roboter würden den Menschen die Ar-

beit wegnehmen. Joachim Haindl-Grutsch, 

Geschäftsführer der Industriellenvereinigung 

Oberösterreich, sieht sich am Mittelweg da-

zwischen: „Aus meiner Sicht wird die Verän-

derung evolutionär und nicht revolutionär 

sein, obwohl es natürlich einzelne Technolo-

gierevolutionen gibt.“ Bestätigt fühlt er sich 

in seiner Annahme beim Blick auf unseren 

Tagesablauf: Wir schlafen in einem Bett, das 

in etwa so aussieht wie vor 100 Jahren, wenn 

auch mit besseren Materialien. Wir fahren mit 

dem Auto in die Arbeit, das – in den meisten 

Fällen – einen Motor hat, der etwa 1905 er-

funden wurde – maßgeblich weiterentwickelt, 

aber es ist ein Verbrennungsmotor. Wir sitzen 

in Büros oder arbeiten in einer Fabrik, in der 

viel mehr Maschinen als früher stehen und 

viel weniger körperlich beschwerliche Arbeit 

verrichtet wird. „Aber der Mensch hat mehr 

Arbeit denn je“, so Haindl-Grutsch. Am 

Abend gehen wir gerne auf ein Bier – auch 

ein Hunderte Jahre altes Getränk – und sit-

zen zusammen im Gastgarten. Wir haben 

alle Smartphones, die uns weltweit vernetzen. 

„Unser Leben ist moderner, produktiver und 

schöner, vielleicht oft auch stressiger, aber 

dafür ist es gesünder, sauberer und körperlich 

weniger anspruchsvoll als früher.“ 

Und wie geht das nun weiter? Welche Jobs 

wird es in zwölf Jahren nicht mehr geben, 

welche neuen werden hinzukommen? Wie 

lassen sich Karrieren dann noch planen? 

Welche Aufgaben übernehmen die Maschi-

nen? Wird Europa seinen Wohlstand erhal-

ten oder werden wir von der einstigen Über-

holspur auf den Pannenstreifen verdrängt? 

Um Antworten darauf zu finden, haben wir 

uns mit Barbara Stöttinger und Joachim 

Haindl-Grutsch unterhalten und sind nach 

Hannover zur Industriemesse gereist, zum 

internationalen Schauplatz der Digitalen 

Transformation. Nein, wir haben nicht die 

eine Antwort auf die Frage „Wie arbeiten 

wir 2030?“ gefunden. Sehr wohl aber einige 

Chancen, die man jetzt nutzen kann – jeden-

falls dann, wenn man auch die Risiken nicht 

außer Acht lässt. 

Chance #1

Mein Freund, der Roboter.

Die Fabrik im Jahr 2030 stellt sich IV-OÖ-

Geschäftsführer Joachim Haindl-Grutsch 

in etwa so vor: „Dort stehen noch mehr 

Maschinen als heute und die werden noch 

viel moderner zu bedienen sein. Ich sehe 

Fertigungsinseln mit Robotern, die vernetzt 

zusammenarbeiten.“ Künstliche Intelligenz